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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bemerkt, der mit sich über einen schwer zu ergründenden Gegenstand ins Reine gekommen ist.
    »Was werdet Ihr jetzt thun?« frug er, als der Rastreador geendet hatte.
    »Ich werde ihnen folgen und den Schwur erfüllen, den ich meiner Mutter gegeben habe.«
    »Ist die Bonanza wirklich so außerordentlich reich?«
    »Mein Vater hat, als er der Mutter diese Mittheilung machte, keine Worte finden können, die Schätze zu beschreiben, welche er gesehen hatte.«
    »Es war Euer wirklicher Vater?«
    »Nein. Ich bin nur der Pflegesohn von Beiden.«
    »Ah! Darf ich fragen, wer Eure wirklichen Eltern sind?«
    »Ich habe sie nie gekannt.«
    »Aber Ihr wißt, wo sie gelebt haben?«
    »Nein. Ich bin als dreijähriger Knabe mit einer englischen Kriegsbrigg nach Guaymas gekommen, wo sich Marcos Arellanos meiner angenommen hat.«
    »Mit einer englischen Kriegsbrigg, sagt Ihr?« frug der Kanadier jetzt mit plötzlich erwachender Aufmerksamkeit. »Dreht Euch doch einmal herum!«
    Er saß zur linken Hand Tiburcio’s und konnte also die rechte Wange desselben, welche Pepe scharf gemustert hatte, nicht genau sehen. Der Rastreador wandte ihm, verwundert über diese Aufforderung, die rechte Seite seines Gesichtes zu. Rosenholz bemerkte den leichten Streifen, welcher sich quer über sie hinzog, und mit einer Stimme,   welche zwischen ängstlicher Erwartung und Jubel klang, frug er:
    »Woher habt Ihr diese Narbe?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Könnt Ihr Euch auf nichts besinnen, was sich auf Eure früheste Jugend bezieht?«
    Tiburcio wurde von dem dringlichen Tone dieser Rede betroffen.
    »Warum fragt Ihr?«
    »Weil – alle Wetter, Pepe, was meinst Du? Es stimmt mit der Narbe und dem englischen Schiffe, und das Alter ist auch das richtige. Sollte der liebe Gott mir altem Kerl wirklich eine solche Freude machen wollen? Was ists – was machst Du für ein Gesicht?«
    »Hm, mein Gesicht ist wohl schon längst gemacht und fertig, aber wenn Du den Grafen Antonio de Mediana damals gesehen hättest, so – – –«
    »Antonio de Mediana?« unterbrach ihn Tiburcio. »Kennt Ihr ihn? Kennt Ihr auch diesen Don Arechiza?«
    »Sagt erst, ob Ihr die Beiden kennt!« gebot Bois-rosé schnell.
    »Ich sah Estevan de Arechiza bei la Poza das erste Mal und erfuhr vorhin auf der Hazienda, daß er Graf von Mediana und Herzog von Medina sei.«
    »Wer sagte Euch das?«
    »Donna Rosarita, die Tochter Don Augustins.«
    »Woher weiß sie es? Ist Graf Mediana auf der Hazienda del Venado bekannt?«
    »Er ist der Besitzer derselben. Augustin Pena ist nur der Pächter.«
    Pepe sprang auf.
    »Jetzt ist mir Alles klar! Die ›Esmeralda‹ war ein Kaper, Don Antonio hat ihn befehligt und seinen Raub hier angelegt. Darum ist er hier so gut bekannt und hat jedenfalls auf seinen früheren Streifereien ein Placer entdeckt, auf welches seine Expedition ursprünglich gerichtet war, ehe dieser Cuchillo ihm sein Geheimniß verkaufte.«
    »Das kann richtig sein, Pepe!« stimmte Rosenholz bei. »Aber was wolltest Du vorhin sagen? Wenn Du den Grafen Antonio de Mediana damals gesehen hättest, so – –?«
    »So würde Dir die Aehnlichkeit zwischen ihm und Tiburcio auffallen.«
    »Ists wahr?«
    »Ich täusche mich nicht. Hast Du Dir diesen Don Estevan nicht genau betrachtet?«
    »Er saß immer so vorsichtig im Schatten; aber, bei Gott, Du hast Recht, ihre Gesichter sind wie diejenigen von Vater und Sohn oder Oheim und Neffe! Tiburcio Arellano, ich frage Euch noch einmal, ob Ihr Euch nicht auf irgend Etwas aus Eurer frühesten Jugend zu erinnern vermögt!«
    Der junge Rastreador fühlte sich durch diese Verhandlung in die größte Aufregung versetzt. Sollte ihm hier von diesen fremden Jägern, welche aus dem fernen Norden kamen, die Aufklärung werden können, zu welcher selbst seine Pflegeeltern nicht befähigt gewesen waren?
    »Ich werde nachsinnen. Laßt mir nur Zeit!«
    Er stützte den Kopf in die Hand und versuchte, seine Erinnerung in die Zeit zurückzuführen, welche in dichten Nebeln hinter ihm lag.
    »Ich sehe ein großes, helles Zimmer und – ja, und das schöne Angesicht einer Frau, welche sich über mich neigt. Sie hat große, dunkle Augen und spricht Worte zu mir, aus denen Glück und Liebe klingen.«
    War es die Aufregung oder irgend ein anderer Grund, es traten Bilder vor seinen Geist, die ihm bisher fremd und verschlossen gewesen waren.
    »Ich schlinge die Arme um ihren Hals; sie küßt mich wiederholt, und nennt mich bei einem Namen, den – – ich höre ihn wie

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