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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sicher in das Herz gefahren.«
    »Ihr könnt nicht dafür? So! Ich sage Euch aber, daß Ihr ein Schwächling seid, der eigentlich die Ruthe verdient, denn – – –«
    »Die Ruthe?« unterbrach ihn Cuchillo mit flammendem Auge. »Don Estevan de Arechiza, vergeßt nicht, daß der Kapermatrose Juan etwas Anderes verdient hat, als eine solche Beleidigung! Was verdient Ihr dann wohl dafür, daß Ihr Euch von dem Jungen packen und fast zwanzig Schritte weit fortschleudern ließet?«
    Don Estevans Stirn röthete sich stark; die Adern an derselben schwollen zur doppelten Stärke an, doch hatte er triftige Gründe, sich zu beherrschen.
    »Cuchillo, vermeidet in Zukunft diesen Ton, wenn Ihr nicht Bekanntschaft mit der Art und Weise, wie ich dergleichen zu behandeln pflege, machen wollt. Euer Fehlstoß hat uns in die übelste Lage gebracht, die es nur geben   kann. Don Augustin ist in Beziehung des Besitzrechtes der Bonanza anderer Meinung als ich; er spricht sie dem Rastreador zu. Der Angriff auf diesen, der sein Gast ist, muß ihm als die größte Beleidigung gelten, und er wird erfahren, daß die That von uns ausgegangen ist. Unser Aufenthalt würde kein angenehmer sein. Tiburcio ist fort, wie Ihr mir sagt. Er hat uns durchschaut und wird sich schleunigst nach Tubac begeben, um uns zu verdächtigen und seine Erstlingsrechte geltend zu machen. Rechne ich dazu die Anwesenheit dieses Pepe Dormillon, aus welchem ein so berühmter Jäger geworden ist, so erkenne ich die Nothwendigkeit, schleunigst von hier aufzubrechen. Wie leicht ist es möglich, daß sie sich treffen! Irgend ein unvorhergesehener Umstand, eines jener unberechenbaren Ereignisse, wie sie so oft vorzukommen pflegen, kann dazu führen, daß er seine Abstammung erfährt und die Mörder seiner Mutter erkennt. Und wer sagt Euch, daß der Mörder seines Pflegevaters Marcos Arellanos vor seiner Rache sicher sei?«
    »Dieser Umstand geht mich nichts an. Marcos Arellanos ist nicht unter der Hand eines Mörders gefallen!«
    »Nein, sondern unter demselben Dolche, welcher Donna Luisa de Mediana traf,« meinte Arechiza bitterlich. »Doch streiten wir uns nicht; wir haben jetzt Besseres und Nöthigeres zu thun! Tiburcio muß sterben, und zwar auf jeden Fall. Wir reisen schon am frühen Morgen ab; sagt das den Andern und macht Euch fertig. Und sorgt dafür, daß Baraja und Oroche Euch behilflich sind, einen bessern Stoß zu führen als der letzte war! Die Bonanza steht auf dem Spiele, merkt Euch das, Cuchillo!«
    »Er wird mir nicht entgehen, Sennor! Am Morgen werde ich seine Spur erkennen, und dann muß es sich ergeben, wie wir zu handeln haben.«
    Er ging.
    Am andern Morgen brach die Kavalkade, ohne von Don Augustin Abschied zu nehmen, auf. Arechiza ließ ihm einfach sagen, er habe eine wichtige Veranlassung erhalten, ohne Zögern nach Tubac aufzubrechen. Cuchillo leitete sein Pferd an die Spitze des Zuges, wo Don Estevan ritt.
    »Ich habe die Spur bereits untersucht.«
    »Nun?«
    »Sie führt hinüber in den Wald.«
    »Ah! So ist er nicht sofort nach Tubac aufgebrochen? Wie weit habt Ihr sie verfolgt?«
    »Bis ich ihn sah.«
    »Wo war das?«
    »Nicht sehr weit von hier an einem Lagerfeuer.«
    »Wie unvorsichtig von ihm! Er weiß sich in Gefahr und geht nicht weiter fort.«
    »Er steht unter dem besten Schutze, den er finden konnte. Der ›große Adler‹ und der ›zündende Blitz‹ sind bei ihm.«
    »Pepe Dormillon? Teufel, da ist keine Zeit zu verlieren, sonst machen sie gemeinschaftliche Sache gegen uns!«
    »Ich hätte mich hinzugeschlichen und meinen Stich verbessert, aber der Kanadier hielt Wache, während die beiden andern schliefen, und mit diesem anzubinden, das hieße geradezu in die Hölle laufen. Und die Sache mit einer Kugel abzumachen, fehlte mir die Büchse.«
    »Seid Ihr Baraja’s und Oroche’s sicher?«
    »Ja. Sie wollen die Bonanza nicht verlieren und sind daher bereit, ihm Gelegenheit zu geben, nicht nach Tubac zu kommen. Uebrigens theile ich die Quadrupel mit ihnen, ein Umstand, den ich Euch ganz besonders an das Herz legen muß.«
    »Macht Eure Sache gut, so kommt es mir auf ein Goldstück mehr nicht an!«
    »Was befehlt Ihr uns?«
    »Ihr reitet mit Baraja und Oroche bis in ihre Nähe. Die Beiden bleiben zur Deckung des Rückzuges halten, und Ihr schleicht Euch hinzu, um ihm die Kugel zu geben. Aber zielt gut! Ich reite mit den Uebrigen bis zur Brücke, wo ich Euch erwarte. Sie bildet den einzigen Weg, uns schnell zu folgen, und wir müssen sie

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