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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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noch Büffel um diese Stunde der Nacht an das Wasser, um sich zu tränken.«
    Er stand auf und neigte sich, um sowohl den Fluß hinauf, als auch hinab zu sehen; allein ober- und unterhalb der Insel ballten sich dichte, undurchdringliche Nebel, welche die Kühle der amerikanischen Nächte, die auf die glühende Hitze des Tages folgt, aus den Ausdünstungen der Erde und des durch die Sonne erhitzten Wassers formt.
    »Ich sehe nichts als den Nebel,« sprach er ärgerlich.
    »Die Bewegung des Wassers ist leicht zu erklären,« behauptete Rosenholz. »Das Pferdegetrappel, welches wir vernahmen, rührte von den herbeigeholten Wilden her. Sie werden sich getheilt und einen Trupp da oben über das Wasser geschickt haben. Daher die schaukelnde Bewegung der Wellen.«
    Die Nebel ballten sich dichter und dichter und legten sich mit wässeriger Schwere auch auf das Inselfloß nieder. Man konnte kaum einige Schritte weit vor sich sehen, und die fröstelnden Jäger hüllten sich fester in ihre Mäntel und Decken.
    Da fuhren sie alle Drei mit einem Male zusammen.
    »Auf beiden Ufern zugleich hatte sich mit einem Male ein so gewaltiges, so durchdringendes und so lange anhaltendes Geheul erhoben, daß, als die Lippen, denen es entströmt war, sich bereits wieder geschlossen hatten, die Echo’s der beiden Ufer noch fortheulten.«
    »Santa Lauretta, war das ein Konzert! So schön und vollstimmig kann man es selbst unter der Puerta del Sol zu Madrid nicht zu hören bekommen. Jetzt können wir unsere Skalps locker machen, Rosenholz, und den Todtengesang einstudiren, den wir bald abzusingen haben!«
    »Was sagst Du dazu, Fabian, mein Kind?« frug der Kanadier statt aller Antwort, mit außergewöhnlich weicher Stimme.
    »Daß Gott den Seinen immer nahe ist, mein Vater!«
    »Recht so, Junge! Wir sind zwar von beiden Seiten eingeschlossen, aber wenn der Mond vollends hinunter ist, wird sich schon eine Weise finden lassen, wie diese Mausefalle zu öffnen ist.«
    Da ertönten aus weiter Entfernung Schüsse durch die stille Nacht. Man konnte deutlich die verschiedenen Kaliber der Gewehre unterscheiden. Das Schießen hielt an; es mußte da draußen ein erbitterter Kampf stattfinden.
    »Ich glaube, die Apachen greifen das Lager Don Arechiza’s an!« sprach Bois-rosé.
    »Ich wollte, es ginge ihm nicht besser als uns!« zürnte Pepe. »Es ist kaum zu denken, daß er sich so wacker vertheidigt, wie wir es gethan haben!«
    Jetzt ließ sich plötzlich am Ufer eine Stimme vernehmen.
    »Mögen die weißen Männer ihre Ohren öffnen!«
    »Es ist Schwarzvogel,« bemerkte Pepe. »Der Häuptling muß viel Kraft besitzen, den Schmerz seiner Verwundung so zu beherrschen, daß er es unternimmt, uns Geschichten zu erzählen!«
    Es war wirklich Schwarzvogel. Er hatte sich verbinden lassen und wurde von zwei Kriegern auf ihren Armen gehalten.
    »Wozu sollen die Weißen die Ohren öffnen?« frug Pepe.
    »Die Männer aus Mitternacht sind tapfer, und sie werden ihren ganzen Muth nöthig haben. Die tapfern Söhne der Apachen greifen in diesem Augenblicke die Weißen aus Mittag an. Warum stehen die Männer aus Mitternacht nicht auch wider dieselben?«
    »Weil ein Adler nicht mit einem Schwarzvogel, nicht mit einem Pechvogel kämpft; weil Löwen nicht mit Schakalen jagen; weil Schakale nur heulen und kläffen können, während der Löwe zerreißt und verschlingt.«
    »Der Häuptling der Apachen will nicht mehr sprechen mit dem ›zündenden Blitz‹, sondern mit dem ›großen Adler‹ aus dem Schneegebirge, mit seinem weißen Bruder, der die Kraft des Bären und die Stimme des Donners hat.«
    »Was will der Schwarzvogel von dem Adler?« frug der Kanadier.
    »Der Schwarzvogel will hören, wie der Adler ihn um sein Leben bittet, denn die Stunde ist da, in welcher er aus den Lüften zur Erde stürzt.«
    »Wer will ihn zur Erde stürzen?«
    »Die Hand des Apachen.«
    »Die Hand des Apachen reicht nicht empor bis über die Wolken; sie ist die eines Kindes, welches sich vor der Maus verkriecht; sie ist die eines alten Weibes, welches sich vor der Kröte fürchtet.«
    »Sie wird den König des Waldes und den Fürsten der Savanne zermalmen! Der Häuptling der Apachen will auch reden mit dem Panther des Südens!«
    »Er meint Dich, Fabian!« sprach Rosenholz. »Schau, da hast Du schon Deinen Namen!«
    »Was will der Apache vom Panther, der ihn zerreißen wird?« rief Fabian.
    »Der Panther ist jung und schön; in seinem Herzen wohnt Muth und Stärke, aber der Tod hat seine

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