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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werde.
    »Also nicht?« meinte der Jäger. »Dennoch bin ich überzeugt, daß Ihr uns kennt. Wenigstens werdet Ihr unsre Namen gehört haben. Hat man Euch einmal von Hobble-Frank erzählt? Hier hält er gerade vor Euch.«
    »Kenne weder den Mann noch seinen Namen,« murrte der Offizier.
    »Aber von dem langen Davy und dem dicken Jemmy habt Ihr gehört?«
    »Ja. Sollen es etwa diese beiden sein?«
    »Allerdings.«
    »Pshaw! Das glaube ich nicht!«
    »Wollt Ihr mich etwa wieder Lügen strafen? Das laßt bleiben, Sir! Old Shatterhand pflegt jedes Wort, welches er spricht, beweisen zu können.«
    »Old Shat– – –« rief der Lieutenant, indem er einen Schritt zurücktrat und die Augen groß und erstaunt auf den Jäger richtete. Die zweite Silbe des Namens war ihm im Munde stecken geblieben.
    Auch bei seinen Leuten war eine Bewegung der Ver- oder vielmehr der Bewunderung zu bemerken. Man hörte einige laute »Ah!«, welche sie willenlos vernehmen ließen.
    »Ja, Old Shatterhand,« meinte dieser. »Kennt Ihr diesen Namen?«
    »Den kenne ich; den kennen wir alle nur zu gut. Und dieser Mann wollt Ihr – Ihr – Ihr – – sein, Sir?«
    Seine Miene drückte, indem er den Jäger mit weit geöffneten Augen maß, seinen Zweifel aus. Aber da fiel sein Blick auf das bereits erwähnte kurzläufige Gewehr mit dem eigenartigen, kugelförmigen Schlosse, und sofort fügte er, indem sein Gesicht eine schnell veränderte Miene zeigte, hinzu: »Behold! Ist das nicht ein Henrystutzen, Sir?«
    »Allerdings,« nickte Old Shatterhand: »Kennt Ihr diese Art von Gewehren?«
    »Gesehen habe ich noch keins, aber eine genaue Beschreibung hat man mir gegeben. Der Erfinder soll ein sonderbarer Kauz gewesen sein und nur einige angefertigt haben, weil er befürchtete, daß die Indianer und Büffel bald ausgerottet sein würden, falls dieser vielschüssige Stutzen allgemeine Verbreitung fände. Die wenigen Exemplare sind verloren gegangen, und nur Old Shatterhand soll noch eins derselben, das allerletzte, besitzen.«
    »Das ist richtig, Sir. Von den elf oder zwölf Henrystutzen, die es überhaupt gegeben hat, ist nur der meinige noch vorhanden; die andern sind im wilden Westen mit ihren Besitzern verschwunden.«
    »So seid Ihr also wirklich – wirklich dieser Old Shatterhand, dieser weitberühmte Westmann, welcher den Kopf eines ausgewachsenen Büffelstieres mit den Händen zu Boden drückt und den stärksten Indianer mit der bloßen Faust niederschmettert?«
    »Ich habe Euch ja schon gesagt, daß ich es bin. Wenn Ihr noch daran zweifelt, so will ich gern den Beweis antreten. Ich gebe nicht nur Indianern, sondern unter Umständen auch Weißen meine Faust. Wollt Ihr sie haben?«
    Er bog sich im Sattel zu dem Offizier herüber und holte mit der geballten Faust wie zum Schlage aus; dieser aber wich schnell zurück und rief: »Ich danke, Sir, ich danke! Da will ich Euch doch lieber Glauben schenken, ohne diesen Beweis abzuwarten. Ich habe nur diesen einen Schädel und wüßte nicht, woher ich, falls er mir zerschlagen würde, einen andern nehmen sollte. Verzeiht, daß ich vorhin nicht sehr höflich gewesen bin! Wir haben alle Veranlassung, gewissen Leuten scharf in das Gesicht zu sehen. Wollt Ihr nicht die Güte haben, uns zu begleiten? Meine Kameraden würden sich nicht nur sehr darüber freuen, sondern es als eine Ehre für sich betrachten, wenn es Euch gefiele, unser Gast zu sein.«
    »Wohin?«
    »Nach Fort Mormon, wohin wir wollen.«
    »Da kann ich Eurer Einladung leider nicht Folge leisten, denn wir müssen nach der entgegengesetzten Richtung, um zu einer bestimmten Stunde mit Freunden zusammenzutreffen.«
    »Das thut mir aufrichtig leid. Darf ich fragen, wohin Ihr wollt, Sir?«
    »Zunächst nach den Elk Mountains, wie ich Euch schon gesagt habe; von da wollen wir dann nach den Book Mountains hinüber.«
    »So muß ich Euch warnen,« meinte der Offizier, welcher jetzt einen so rücksichtsvollen Ton angeschlagen hatte, als ob er vor einem hohen Vorgesetzten stehe.
    »Warum? Vor was oder wem?«
    »Vor den Roten.«
    »Danke! Ich habe die Indianer nicht zu fürchten. Überdies wüßte ich nicht, welche Gefahr von dieser Seite drohen könnte. Die Roten leben ja gerade jetzt in tiefem Frieden mit den Weißen, und zumal die Utahs, mit denen man es hier zu thun hat, haben seit Jahren nichts gethan, was Mißtrauen gegen sie erwecken könnte.«
    »Das ist richtig; aber gerade darum sind sie jetzt desto mehr ergrimmt. Wir wissen ganz genau, daß sie seit

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