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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aber saß nicht mehr im Sattel, sondern neben der Mary unten auf dem Boden. Seine Leute schrieen überrascht auf; er sprang empor und rief ergrimmt:
    »Dieses Vieh ist des Teufels! Erst steht es fromm wie ein Lamm, und dann geht es ganz plötzlich wie ein Ballon in die Luft!«
    »Da wäre es besser, Ihr wäret Luftschiffer anstatt Reiter; das Geld ist mein,« antwortete Sam, indem er es einstrich.
    »Zum Henker! Ich weiß nicht, ob ich richtig verstanden habe. Sagtet Ihr dem Tiere nicht, daß es mich abbocken solle?«
    »Yes.«
    »Sir, das verbitte ich mir!«
    »Pshaw! Ihr habt gesagt, daß ich mit ihm reden kann, ganz wie ich will.«
    »Aber zu meinem Schaden!«
    »Nein, sondern zu Eurem Nutzen. Ihr braucht ja nur zu hören, was ich sage, so wißt Ihr, was das Tier thun wird und wie Ihr Euch dagegen zu verhalten habt, wenn Ihr ein so guter Reiter seid, wie Ihr vorhin sagtet.«
    »Well, so werde ich das nächstemal sicher gewinnen; ich lasse mich nicht wieder herabbocken. Setzt Ihr noch einmal zehn Dollar?«
    »Gern.«
    Buttler borgte sich das Geld zum zweitenmal, gab es Dick und sagte zu Sam, indem er wieder aufstieg:
    »Nun, sagt dem Racker doch wieder, was er thun soll!«
    Sam lachte kurz und lustig auf und rief dem Maultier zu:
    »Streif ihn ab, meine liebe Striping-Mary!«
    Die Mary setzte sich augenblicklich in galoppierende Bewegung, gegen welche keine Bemühung Buttlers etwas half, schlug einen Bogen nach der unteren Hausecke zu und rannte, bei derselben angekommen, nach der oberen Ecke hin, und zwar so eng an der Mauer, daß das rechte Bein Buttlers an der Ecke hängen blieb und er, wenn er sich dasselbe nicht arg zerschinden oder gar brechen lassen wollte, aus dem Sattel mußte; er wurde »abgestreift« und kam wieder auf die liebe Erde zu sitzen.
    »Alle neunundneunzigtausend Teufel!« schrie er wütend, indem er sich erhob und sein Knie befühlte. »Diese Bestie ist ein wahres Höllenvieh. Ich war natürlich auf das Abbocken gefaßt. Wie könnt Ihr ihm da befehlen, daß es mich abstreifen soll?«
    Diese Frage galt Sam, welcher antwortete:
    »Es ist ausgemacht worden, daß ich mit dem Maultiere sprechen, pfeifen oder auch singen kann, ganz wie es mir beliebt. Daran halte ich fest. Das Geld ist mein.«
    Er strich es ein. Buttler hinkte zum Wirte hin und sagte halblaut zu ihm:
    »Gib mir zwanzig Dollar! Meine Leute haben nichts mehr.«
    »Wollt Ihr wieder wetten?« fragte der Irländer.
    »Natürlich!«
    »Ihr werdet abermals verlieren!«
    »Jetzt ganz gewiß nicht wieder!«
    »Und wenn aber doch? Von wem bekomme ich dann mein Geld?«
    »Von mir, Halunke, von mir!«
    »Aber wann?«
    »Bis morgen früh.«
    »Morgen früh? Wenn er Euch alles abgenommen hat?«
    »Dummkopf! Das ist nur geborgt. Meine Leute würden wohl nicht so ruhig zusehen, wenn sie nicht wüßten, daß ich morgen früh wieder nicht nur zu meinen Verlusten bin, sondern noch viel mehr habe.«
    »Ah, die zweitausend Dollar dieses Schneiders?«
    »Yes.«
    »Nehmt Euch in acht, Sir! Dieser Kerl ist doch nicht ganz so dumm, wie wir gedacht haben.«
    »Pshaw! Alles Zufall!«
    »Mit dem Schießen, ja; aber das mit dem Maultiere wohl nicht.«
    »Auch das! Das Tier ist ein altes, ausrangiertes Zirkusvieh, welches er für einige Dollar erhalten hat. Es kann diese beiden Kunststücke; das ist alles, Zufall, nur Zufall. Also her mit dem Gelde! Ich muß einstweilen wenigstens die letzten zweimal zehn Dollar wieder haben.«
    Als ihm der Wirt das Geld aus dem Hause geholt hatte, rief er Sam Hawkens zu:
    »Wettet Ihr noch mal mit?«
    »Ja, doch nun zum letztenmal.«
    »Einverstanden; aber um zwanzig Dollar!«
    »Yes.«
    »Da ist das Geld. Dazu gebe ich die heiligste Versicherung, daß mich Euer Scheusal jetzt nicht herunterbringt, es kann machen, was es immer will.«
    Er stieg auf, nahm die Mary kurz in die Zügel und fest zwischen die Schenkel und horchte zu Sam hin, was dieser befehlen würde, ob abbocken oder abstreifen. Der Kleine aber gebot keins von beiden, sondern rief:
    »Wälze ihn ab, meine liebe Rolling-Mary!«
    Das Maultier warf sich augenblicklich nieder und rollte sich wie eine Walze auf dem Boden hin. Wenn Buttler sich nicht alle Glieder zerquetschen oder gar zerbrechen lassen wollte, mußte er die Zügel fahren lassen und die Füße aus den Steigbügeln nehmen. Kaum fühlte die Mary, daß sie ihn los war, so sprang sie auf, trabte zu ihrem Herrn hin, stieß ein triumphierendes Geschrei aus und rieb ihr Maul an seiner Schulter.
    Buttler erhob

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