Die Goblins 01 - Die Goblins
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SCHMODDERDIENST
Jig hasste Schmodderdienst.
Gegen die eigentliche Arbeit hatte er nichts einzuwenden – er mochte den metallischen Geruch des Destillationsraums, in dem die Rückstände von wochenaltem Blut und Giftpilzen in ihren Wannen vor sich hin trockneten. Jig beklagte sich nie darüber, dass er die Tröge so sauber wie möglich ausschaben und die Rückstände mit gekochtem Fett, Spinnennetzen und einer dunkelgrünen Brühe mischen musste, die nach vermoderten Pflanzen stank. Ihm gefiel die Art, wie sich das Ganze von einer klumpigen Suppe in einen glatten, gallertartigen Schleim verwandelte, während er mit seinem Rührstab in der riesigen Schüssel seine Kreise zog.
Mit dem Schmoddertopf durch die Gegend zu laufen, den er linkisch von seiner Schulter baumeln ließ, und sparsam Klumpen des langsam brennenden Zeugs zu verteilen, war nicht so übel. Klar, wenn er unachtsam war, konnte schnell ein Spritzer Schmodder auf seiner Haut landen. Selbst wenn es nicht angezündet war, konnte das Gemisch in Sekundenschnelle Blasen hervorrufen. Wenn es einmal brannte, waren die gelben und grünen Flammen fast nicht mehr zu löschen, was der Grund dafür war, warum sie Schmodder benutzten, um die Höhle zu beleuchten. Aber Jig war achtsam, und anders als die meisten Schmodderarbeiter hatte er mehrere Jahre mit intakten Fingern überlebt.
Jig wäre wunschlos glücklich gewesen, wäre er nicht der einzige Goblin seines Alters gewesen, der beim Schmodderdienst hängen geblieben war. Es war eine Arbeit für Kinder: Goblins in Jigs Alter sollten eigentlich Krieger sein, aber die wenigen Male, die Jig auf Patrouille gegangen war, hatten nur seinen Ruf als tollpatschiger Wicht seiner Generation gefestigt.
Er rückte den dünnen Henkel auf seiner Schulter zurecht. In der Goblinhöhle gab es sechsundvierzig Feuerschalen, von denen jede nicht viel mehr als ein Loch im dunkelroten Obsidian der Wände war, mit einer handflächengroßen Vertiefung im Boden, die einen Zwei-Tage-Vorrat an Schmodder aufnehmen konnte. Jig schielte auf die vierte Feuerschale, die letzte in dem Gang, der vom Destillationsraum in die Haupthöhle führte.
Für Jig war die Flamme nichts als ein verschwommener Fleck. Er hätte sie schärfer sehen können, wenn er die Augen zusammengekniffen hätte, aber dazu hätte er auch sein Gesicht näher ans Feuer bringen müssen, als ihm lieb war. Das Dreieck der Flamme flackerte, als sein Atem sie streifte. Die Schüssel war fast leer; wer immer gestern die Runden gedreht hatte, war faul gewesen, und Jig würde viele der Schüsseln wieder anzünden müssen, bevor er Feierabend hatte.
»Faule Kinder«, grummelte er ärgerlich. Er tunkte einen Metallspatel in den Schmoddertopf und schaufelte vorsichtig einen großen Klecks aus der Masse. Den kratzte er am Rand der fast erloschenen Feuerschale ab, deren Flamme zischte und wuchs, als sie mit dem frischen Brennstoff in Berührung kam. Er schabte so viel Schmodder von dem Spatel, wie er konnte, und löschte ihn dann in dem Säckchen mit Sand an seinem Gürtel. Es wäre keine gute Idee, einen noch brennenden Spatel in den Topf zurückzustecken.
Er kam in die Haupthöhle, eine annähernd kreisrunde Kaverne aus hartem Obsidian mit hoher Decke. Die Wände fühlten sich schmierig an; die Glätte des Steins versteckte sich unter Jahren des Schmutzes. Die Schmodderfeuer gaben zwar sehr wenig Rauch ab, aber mehrere Jahrhunderte von ›sehr wenig‹ hatten zu einer geschwärzten, rußbedeckten Decke geführt. Der Schweißgeruch von fünfhundert Goblins vermischte sich mit dem kräftigen Duft von Golakas Küche Jig lief das Wasser im Mund zusammen, als ihm das Aroma von marinierten Schirmlingen in die Nase stieg, die in Golakas großem Kessel vor sich hin kochten.
Er hielt sich dicht an der Wand, während er arbeitete. Je schneller er mit seiner Aufgabe fertig war, desto schneller konnte er essen.
Doch die anderen Goblins machten ihm die Sache nicht leicht. Ein Haufen von fünf oder sechs großen Kerlen lungerte an der nächsten Feuerschale herum und beobachtete ihn. Jigs spitze Ohren zuckten. Er war zu kurzsichtig, um erkennen zu können, wer da wartete, aber er konnte ihr amüsiertes Flüstern hören: Porak und seine Freunde. Das sah nach Schmerzen aus.
Er überlegte, ob er mit der anderen Seite der Höhle anfangen sollte. Bis er sich bis zu Porak vorgearbeitet hätte, würde es mindestens eine Stunde dauern; vielleicht würde ihnen bis dahin langweilig und sie gingen
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