Saemtliche Werke von Karl May - Band 01
nichts sagen sollen.«
»Es ist nun einmal geschehen und kann nicht geändert werden. Ueberdies kann er mir behilflich sein und mir da droben am Gloomy-water meine Arbeit sehr erleichtern.«
»Willst du ihn einweihen?«
»Nur zum Teil, vollständig nicht.«
»Dennoch wird er mit uns teilen wollen!«
»Mag sein; er bekommt jedoch nichts. Sobald ich ihn nicht mehr gebrauchen kann, schaffe ich ihn aus dem Wege.«
»Well, das lass’ ich gelten. Er mag uns jetzt helfen, und dann bekommt er, ist’s nötig, eine Kugel oder mag im Petroleum ersaufen. Wann brecht ihr hier auf?«
»Das kann sofort geschehen.«
»Schön! So könnt ihr heut abend schon weit von hier sein.«
»Da täuschest du dich. Es fällt mir gar nicht ein, die deutschen Auswanderer aus den Augen zu lassen.«
»Auf sie wirst du nun, da du mir zu helfen hast, verzichten müssen.«
»Keinesweges. Es ist einer dabei, Ebersbach heißt er, welcher viel bares Geld bei sich hat, und außerdem besitzen sie viel und allerlei, was unsereiner gut gebrauchen und verwerten kann. Dazu kommt die Rache, die ich an ihnen nehmen will und die ich ganz unmöglich aufgeben kann.«
»Ist mir außerordentlich unlieb und paßt ganz und gar nicht in meinen Plan!«
»Warum nicht? Ihr Weg führt sie in der Nähe des Gloomy-water vorüber; du brauchst dich ihnen also nur anzuschließen; das übrige ist dann meine Sache.«
So weit waren sie in ihrem Gespräch gelangt, als sie Poller kommen sahen. Er trat ganz zu ihnen heran und sagte in wichtigem Tone:
»Ich muß euch stören, denn da vorn gehen wichtige Dinge vor.«
»Sind sie wirklich so wichtig, daß du uns deshalb unterbrechen mußt?« fragte Buttler unwillig.
»Ja. Nämlich Old Shatterhand und Winnetou kommen hierher.«
»Alle Wetter!« fuhr Grinley auf. »Was haben die hier zu suchen!«
»Was geht es dich an, daß sie kommen?« meinte Buttler, jetzt wieder ruhig. »Dir kann es ja ganz gleichgültig sein, wo sie stecken.«
»Ganz und gar nicht, denn da, wo diese beiden Menschen sich befinden, bleibt in der ganzen Gegend kein herabgefallenes Blatt unumgewendet; sie müssen alles wissen und erfahren alles.«
»Hm, das ist wahr. Woher weißt du denn, Poller, daß sie kommen?«
»Eben als du dich entfernt hattest, kamen zwei Fremde, von denen wir es erfahren haben. Sie wollen hier auf Winnetou und Old Shatterhand warten und sind genau so gekleidet, wie diese beiden sich zu tragen pflegen. Jetzt sitzen sie da und kauderwelschen mit dem Buchhalter des Bankiers in deutscher Sprache.«
»Woher wißt Ihr denn,« fragte Grinley, »daß es ein Buchhalter mit seinem Bankier ist?«
»Rollins hat es selbst gesagt.«
»Daß doch – hat er vielleicht gar noch mehr von uns erzählt?«
»Ihr meint von Petroleum? Ja, das hat er gesagt.«
»Das ist fatal, außerordentlich fatal!« rief er aus, indem er eifrig aufsprang. »Ich muß vor zu ihnen, um weiteres zu verhüten. Ihr sagt, daß sie deutsch sprechen. Sind sie denn Deutsche?«
»Ja. Der eine wird Tante Droll und der andre Hobble-Frank genannt.«
»Was Ihr sagt! Da gehören sie ja zu der Gesellschaft, die da oben am Silbersee in kurzer Zeit so reich geworden ist!«
»Ja; sie sprachen davon. Diese beiden Kerls scheinen sehr viel Geld bei sich zu haben.«
»Und was sagten sie zu meiner Petroleumquelle?«
»Sie glaubten es nicht und haben den Bankier gewarnt. Sie halten es für Schwindel.«
»Donner und Doria! Habe ich es nicht sofort gesagt, als ich hörte, daß Old Shatterhand und Winnetou kommen wollen! Sie sind noch nicht einmal da und schon beginnt der Teufel sein Spiel! Da können wir uns nur fest in den Sattel setzen. Was sagte der Bankier zu der Warnung?«
»Er schien das Vertrauen nicht zu verlieren; aber sie rieten ihm, hier auf Winnetou und Old Shatterhand zu warten und sich bei ihnen zu erkundigen.«
»Das fehlte noch! Ging er vielleicht darauf ein?«
»Das sagte er nicht. Jetzt sitzt er still dort und scheint zu überlegen.«
»Da muß ich zu ihm, um ihm die Grillen auszureden. Vorher aber muß ich mit Euch schnell klar werden, denn Ihr müßt fort. Also hört, was ich Euch sage!«
Sie sprachen noch eine kleine Weile leise und hastig miteinander. Es schienen Versprechungen und Beteuerungen zu sein, denn sie gaben einander die Hände mehreremal; dann gingen Buttler und Poller miteinander nach vorn, wo sie dem Ranchero erklärten, daß sie aufbrechen wollten. Sie wollten das, was sie verzehrt hatten, bezahlen, aber er nahm nichts, da sein Rancho kein
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