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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beiden Rappen treu wie die Hunde waren, dem leisesten Ruf gehorchten und sich nie von ihren Herren entfernten. Erst jetzt fiel das erste Wort, indem Winnetou fragte:
    »Hat mein Bruder einen Imbiß bei sich?«
    »Ein Stück trockenes Fleisch,« antwortete Old Shatterhand. »Ich sorgte nicht für mehr, weil ich morgen auf Ka Makus Pueblo vorsprechen wollte.«
    »Mein Bruder mag sein Fleisch aufheben; wir werden das Coon braten, welches ich vorher geschossen habe.«
    Nach diesen Worten entfernte er sich. Old Shatterhand fragte nicht, wohin er wolle; er wußte, daß Winnetou jetzt die Umgebung der Quelle umkreisen würde, um sich zu überzeugen, daß dieselbe sicher sei. Er kehrte nach vielleicht zehn Minuten zurück und brachte einen Arm voll trockenes Holz mit, ein Beweis, daß kein feindliches Wesen in der Nähe sei. Das außerordentlich scharfe Ohr Old Shatterhands hatte das Abbrechen und Knacken dieses Holzes nicht gehört, wieder ein Zeichen von der unvergleichlichen Geschicklichkeit des Apachen.
    Bald brannte ein Feuer, aber klein, nach indianischer Weise; die beiden Männer ließen sich an demselben nieder, um den Waschbär aus seinem Fell zu schälen. Nach kurzer Zeit verbreitete das bratende Fleisch desselben jenen feinen Duft umher, welchen es in keiner Küche, sondern nur am Lagerfeuer gibt. Es wurde gegessen, langsam und mit Genuß, ohne daß ein Wort dabei fiel. Als beide satt waren, brieten sie die Ueberreste des Fleisches für den morgenden Tag, an welchem sie sich nicht mit der Jagd befassen durften, und nun erst hielt Winnetou es an der Zeit, sich hören zu lassen:
    »Hat mein Bruder Riemen bei sich?«
    »Vielleicht zwanzig Stück,« antwortete Old Shatterhand, welcher genau wußte, warum der Apache nach Riemen fragte. Mit Riemen ist ein Westmann überhaupt stets gut versehen.
    »Ich habe auch so viel,« erklärte der Häuptling; »dennoch werden wir das Fell dieses Waschbären auch noch in Streifen schneiden, weil wir morgen vielleicht Riemen brauchen.«
    »Für Ka Makus Krieger,« nickte Old Shatterhand. »Dieser Häuptling ist uns zwar nie feindlich begegnet, aber es steht zu erwarten, daß wir ihn morgen zwingen müssen, das zu thun, was wir wollen.«
    »Mein Bruder hat recht. Kennt er die Männer, welche wir belauscht haben, oder vielleicht einen von ihnen?«
    »Nur einen habe ich schon einmal gesehen, den, welcher Grinley und Oelprinz genannt wurde. Ich entsinne mich, ihn bei einer Bande Buschklepper gesehen zu haben.«
    »Auch ohne dies zu wissen, habe ich mir gesagt, daß er ein gefährlicher Mensch ist. Mein Bruder ist mit mir am Chellyflusse, von dem sie sprachen, gewesen; er mag mir sagen, ob es dort Erdöl geben kann!«
    »Keinen Tropfen!«
    »Und hat dieser Grinley das Gloomy-water entdeckt und ihm den Namen gegeben?«
    »Nein. Ich bin mit dir ja schon vor Jahren an diesem kleinen See gewesen und schon damals hatte er seinen Namen. Der ›Oelprinz‹ hat einen großen Schwindel und jedenfalls noch viel Schlimmeres mit den beiden Männern vor.«
    »Einen Doppelmord!«
    »Ja. Zwei von den fünf Männern, die wir sahen, sollen betrogen und dann ermordet werden. Sie sollen eine Petroleumquelle vorfinden, diese Entdeckung bezahlen und dann – verschwinden.«
    »Wir müssen sie retten!«
    »Das versteht sich ganz von selbst.«
    »Will mein Bruder das gleich jetzt thun?«
    »Nein. Und auch dir kommt das nicht in den Sinn, sonst hättest du dich nicht so weit von ihrem Lager entfernt. Wir würden durch Streitigkeiten aufgehalten werden und selbst dann, wenn die beiden Betrogenen uns Glauben schenkten, würden wir sie zu uns nehmen müssen und dabei die kostbare Zeit verlieren, welche wir brauchen, um die Gefangenen Ka Makus zu befreien.«
    »Ja, diese Leute müssen schon morgen unsre Hilfe haben, und darum werden wir den Oelprinzen mit seinen Begleitern einstweilen ziehen lassen. Wir holen sie später sicher ein.«
    »So ist mein roter Bruder entschlossen, unsern ursprünglichen Plan aufzugeben?«
    »Ja. Wir wollten uns auf Forners Rancho treffen und haben uns schon hier getroffen. Wir wollten von dort aus nach der Sonora hinüber, um die dortigen Stämme der Apachen zu besuchen; das können wir später thun. Jetzt gilt es, diesen zweien Bleichgesichtern das Leben zu retten und die Gefangenen aus dem Pueblo zu holen. Aber was sagt mein Bruder dazu, daß unter ihnen Freunde von uns sind?«
    »Ich war natürlich überrascht, als ich es hörte.«
    »Was will der Hobble und was will auch Droll jetzt

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