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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bleiben lassen. Sie holen uns nicht ein.«
    »Irrt Ihr Euch da nicht, Sir? Ich kenne den wilden Westen nicht; aber ich habe viel von ihm gehört und noch mehr über ihn gelesen. Diese Indianer sind schreckliche Leute, welche einem Menschen, den sie haben wollen, monatelang auf der Ferse bleiben, bis sie ihn erwischen.«
    »Das wird hier nicht geschehen, denn ich würde dafür sorgen, daß unsre Spur ihnen verloren ginge. Das ist aber gar nicht nötig, denn sie können uns nicht einholen. Bedenkt doch, wann wir vom Pueblo fortgeritten sind, und daß sie erst nach Tagesanbruch sich auf die Verfolgung gemacht haben können! Wir besitzen also einen Vorsprung, den sie gar nicht einholen können.«
    »Warum nicht? Sie brauchen nur weiterzureiten, während wir hier sitzen, so sind sie noch vor Mitternacht hier an dieser Stelle.«
    Da stieß der Oelprinz ein schallendes Gelächter aus und rief:
    »Ihr behauptetet vorhin, vom wilden Westen nichts zu verstehen und habt da allerdings sehr recht gehabt, Sir. Ihr versteht ganz und gar nichts. Ihr behauptet, daß die Roten uns während der Nacht folgen können?«
    »Ja. Wenigstens wenn sie klug sind, werden sie es thun, um den Vorsprung, welchen wir haben, auszugleichen.«
    »Wie sollen sie das anfangen? Wissen sie denn, wo wir uns befinden?«
    »Das nicht; aber sie brauchen doch nur auf unsrer Spur zu bleiben, um uns zu finden.«
    »Kann man Spuren etwa riechen, Sir, oder dieselben des Nachts sehen?«
    »Na, das nun freilich nicht.«
    »Können die Roten also jetzt, da es dunkel geworden ist, unsrer Fährte folgen?«
    »Nein.«
    »Richtig, nein; sie müssen halten bleiben und warten, bis es wieder Tag geworden ist. Wie also wollen sie unsern Vorsprung einholen, zumal morgen früh unsre Fährte auf keinen Fall mehr zu erkennen ist? Nein, Sir, wir haben nichts, aber auch gar nichts zu fürchten und werden glücklich nach dem Gloomy-water kommen und dort unser Geschäft hoffentlich ganz glücklich zum Abschluß bringen.«
    » Gloomy-water? Was ist das?«
    »Das ist eben der Ort, an welchem ich das Petroleum entdeckt habe.«
    »Und dieser Ort hat diesen Namen? Das klingt ja ganz anders, als Ihr vorhin sagtet.«
    »Wieso, Sir?«
    »Ihr sagtet doch, es sei wohl noch kein Mensch dorthin gekommen.«
    »Das habe ich allerdings gesagt und das ist meine ganz entschiedene Meinung.«
    »Aber es muß doch jemand dort gewesen sein!«
    »Aus welchem Grunde kommt Ihr auf diese Vermutung?«
    »Weil der Ort Gloomy-water heißt; er hat also einen Namen.«
    »Nun? Weiter! Ich verstehe Euch noch nicht ganz.«
    »Wer einen Namen hat, muß ihn doch von jemand bekommen haben. Nicht?«
    »Allerdings.«
    »Es muß also einen Menschen geben, von welchem Euer Ort seinen Namen erhalten hat, und dieser Mensch muß dort gewesen sein. Warum hat man nichts davon gehört? Er muß das Petroleum doch ebensogut bemerkt haben, wie Ihr es gesehen habt.«
    Dieses Argument brachte den Oelprinzen in Verlegenheit; trotz seiner Verschlagenheit fiel ihm nicht sogleich eine Antwort ein, mit welcher er sich heraushelfen konnte; er füllte die kurze Pause, welche dadurch eintrat, durch ein halblautes Lachen aus, das überlegen klingen sollte. Zum Glücke für ihn wurde es durch seinen Stiefbruder Buttler unterbrochen:
    »Mr. Rollins, Ihr glaubt jedenfalls, eine recht geistreiche Bemerkung gemacht zu haben. Nicht?«
    »Geistreich?« antwortete der Gefragte. »Nein, das denke ich keineswegs; aber sachlich war sie jedenfalls. Der Ort hat einen Namen, also muß unbedingt jemand, der ihm denselben gegeben hat, vor Mr. Grinley dort gewesen sein. Und da man diesen Namen kennt, muß dieser Jemand viel und oft von dem Orte gesprochen haben. Warum hat er nicht auch vom Petroleum erzählt, welches er doch unbedingt entdeckt haben muß? Und wenn er es entdeckt hat, so wird es ihm nicht eingefallen sein, von diesem Orte zu sprechen, sondern er muß um seines eigenen Vorteiles willen darüber geschwiegen haben. Ihr seht also, es gibt hier gewisse Widersprüche, denen ich meine Aufmerksamkeit unbedingt schenken muß.«
    »Thut das immerhin; aber laßt Euch dabei sagen, daß diese Widersprüche nur scheinbar sind.«
    »Könnt Ihr sie etwa lösen und erklären?«
    »Nichts leichter als das!«
    »Nun?«
    »Sonderbar, höchst sonderbar, daß man Euch das erst sagen muß, daß Ihr nicht selbst darauf kommt! Der Jemand, von welchem Ihr redet, ist eben hier unser Mr. Grinley, der Oelprinz gewesen.«
    »Ah!« machte jetzt der Bankier

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