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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf sich nahm und einen langen, dunklen Schatten nach dieser Seite der Plattform warf. Dieser Schatten ermöglichte es, sich ihnen zu nähern, ohne sofort bemerkt zu werden.
    Sie zogen also die Leiter, welche von der ersten Etage hinunter in das Erdgeschoß führte, hinauf und trugen sie nach dem linksseitigen Ende der Etage. Dies mußte mit außerordentlicher Vorsicht geschehen. Dort angekommen, legten sie sie an die Mauer der zweiten Etage und stiegen hinauf. Oben angelangt, blieben sie eine Zeitlang ebenso vorsichtig wie vorher liegen, um diese Plattform zu überblicken.
    »Die Wächter sind allein,« flüsterte der Apache.
    »Ja, und das ist gut,« meinte sein weißer Freund. »Dennoch ist die Sache außerordentlich schwer. Es gibt hier keine Deckung, weder Busch noch Baum, hinter welchen man sich verbergen könnte.«
    »Aber Schatten!«
    »Well! Doch das ist nicht hinreichend. Wir können höchstens bis auf zwanzig Schritte an sie heran, und wenn der Bursche, der den Schatten bildet, sich bewegt, so fällt das Licht auf uns und sie müssen uns noch viel eher bemerken.«
    »Wir werden ihre Aufmerksamkeit nach der andern Seite richten.«
    »Womit? Mit kleinen Steinchen?«
    »Ja.«
    »Schön! Wenn sie dumm genug sind, werden sie sich dadurch irre machen lassen. Dann aber heißt es, die zwanzig Schritte in zwei Augenblicken zurückzulegen. Ich schlage den, welcher uns den Rücken kehrt, sofort nieder; du nimmst den nächsten und ich den dritten.«
    »Aber ja ohne das geringste Geräusch!« warnte Winnetou.
    »Natürlich, denn sonst werden die drei Wächter auf der nächsten Etage aufmerksam. Selbst wenn uns das Anschleichen gelingt, braucht es nur einem dieser Roten einzufallen, von da oben herabzuschauen, so sieht er uns, und wir sind verraten. Was würden wir in diesem Falle thun?«
    »Die drei hier niederschlagen und dann rasch hinauf zu den andern drei. Sind diese unschädlich gemacht, so besitzen wir den Eingang zu denen, die wir befreien wollen.«
    »Aber es würde laut hergehen und das ganze Pueblo käme in Alarm.«
    »Winnetou und Old Shatterhand würden sich trotzdem nicht fürchten. Wir löschten die Feuer aus und würden nicht gesehen; da könnte man nicht auf uns schießen.«
    »Gut! Also jetzt Steinchen her!«
    Es war von großem Vorteile für sie, daß Old Shatterhand diese Frage aufgeworfen hatte und sie zu einer Verständigung über dieselbe gekommen waren, denn es trat später wirklich der Umstand ein, daß sie gesehen wurden, und da konnten sie sofort im Einvernehmen handeln, ohne vorher die kostbare Zeit durch Fragen zu verlieren. Sie griffen auf der Plattform mit den Händen nach Steinchen umher und fanden schnell so viele, wie sie brauchten. Dann legten sie sich lang auf den Boden nieder und krochen auf die drei Wächter zu. Old Shatterhand hatte sehr genau taxiert: als sie noch ungefähr zwanzig Schritte von denselben entfernt waren, mußten sie anhalten. Winnetou erhob sich ein wenig und warf ein Steinchen über sie hinweg, so daß es jenseits von ihnen niederfiel. Das dadurch entstehende Geräusch wurde, so gering es war, von ihnen bemerkt, und sie wendeten ihre Gesichter nach rechts, um zu lauschen.
    »Es gelingt,« flüsterte Old Shatterhand. »Sie sind dumm genug, ihre Aufmerksamkeit von dieser unsrer Seite abzuwenden.«
    Winnetou warf noch einige Steinchen, was zur Folge hatte, daß die drei Wächter ein lebendes Wesen, vielleicht gar ein feindliches, rechts von sich vermuteten und scharf nach dorthin lauschten.
    »Jetzt!« sagte Old Shatterhand leise.
    Sie erhoben sich. Fünf, sechs weite, aber ganz leise und fast unhörbare Sprünge, und sie standen bei den dreien. Die Faust des starken weißen Jägers fuhr dem ersten so gegen den Kopf, daß er lautlos niedersank; im nächsten Augenblicke hatten sie den zweiten und dritten bei den Kehlen. Ein fester Druck, einige Hiebe an die Schläfen und auch diese waren besinnungslos. Sie wurden schnell gefesselt und bekamen Knebel zwischen die Zähne.
    »Das ist geglückt!« flüsterte Old Shatterhand. »Nun schnell die Leiter an das Loch, unter welchem die Gefangenen stecken. Ich will mit ihnen reden; während dessen mag mein Bruder Winnetou die nächste Etage nicht aus den Augen lassen. Es könnte einer der dortigen Wächter an der Kante des Daches erscheinen.«
    Er zog nun die Leiter, welche sie vorhin vermieden hatten, als sie sich auf der unteren Plattform befanden, herauf, lehnte sie neben dem Loche an die Mauer und stieg hinauf. Den Kopf in

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