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Jakobsweg im Smoking

Jakobsweg im Smoking

Titel: Jakobsweg im Smoking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Winterberg
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1. Rucksack und Wanderschuhe?

    „ Alle Pilger haben einen Rucksack, also fange ich mit dem Rucksackkauf an!“ – Ein Gedanke, der wahrscheinlich vielen Pilgern zu Beginn der Planung durch den Kopf geht. So auch mir.
    Schon in den ersten Minuten im Trekking-Fachgeschäft fällt mir allerdings auf, dass die optimale Reihenfolge wohl eine andere ist. Da ich natürlich nicht weiß, wie viel meine Ausrüstung wiegen wird, kann ich nicht sinnvoll entschei den, ob ich einen Rucksack mit Tragegestell oder ohne brauche. Ich bin etwas blauäugig nach kurzer Recherche mit den Eckdaten „Rucksackvolumen ca. 35-45 Liter und Handgepäckgröße (maximal 56 x 45 x 25 cm), damit er im Flugzeug bei mir bleiben kann“ gestartet.
    Der freundliche Mann im Fachgeschäft stellt schnell und sehr überzeugt fest, der Deuter Futura sei eindeutig der richtige Rucksack für mich: Beste Lastenverteilung, gute Rückenbelüftung, dauerelastischer Federstahlrahmen, separates Bodenfach, integrierte Regenhülle. Ich wandere mit 9 Kilo Testgepäck auf dem Rücken zwischen den Regalen umher und bin unschlüssig. Irgendetwas stimmt hier nicht. Wieso brauche ich einen 1,7 Kilogramm schweren Rucksack, um darin ein paar Kleinigkeiten mit mir herumzutragen?
    Ich verabschiede mich mit einem „Darüber muss ich noch mal schlafen.“ und beschließe, zunächst einige andere Ausrüstungsgegenstände zu besorgen.

    Noch nie im Leben habe ich Wanderschuhe gekauft. Noch nie im Leben war ich in einem Schuhgeschäft mit Testparcours. In einem riesigen Ausrüstungsladen in Köln laufe ich neben einem Testbecken für Kanus und Taucherausrüstung mit anderen ratlosen Schuhinteressierten über verschieden steinigen Testuntergrund. Eine Frau blickt mich leidend an:
    „ Die Wanderschuhe, die mir passen, müssen wohl erst noch gebaut werden“, murmelt sie.
    Meine Füße sind gleicher Meinung:
    „Müssen die weh tun?“
    Der engagierte Verkäufer lächelt strahlend:
    „Ja, wissen Sie, ich wandere seit ich 10 Jahre alt bin und ich habe mittlerweile schon gar kein Gefühl mehr in der Ferse.“
    Ich lächele gequält zurück. Der Verkäufer erklärt mir, worauf ich achten müsse:
    „Hier auf der Schräge können Sie mal in den Schuh hineinstoppen. Dabei dürfen vorne die Zehen nicht anstoßen, sonst gibt es Blutergüsse unter den Nägeln. Und in die andere Richtung können Sie den Fuß anheben und testen, ob die Ferse gut sitzt.“
    Ich probiere, ob die Ferse gut sitzt und habe keine Ahnung, wie sich eine gut sitzende Ferse anfühlt. Ich stoppe mit aller Kraft in den Schuh hinein und stoße vorne an. Immerhin, das habe ich ver standen. Also eine Nummer größer.

    Wie beim ersten Versuch eines Rucksackkaufs hatte ich mich grob – und wie ich dachte hinreichend – auf den Schuhkauf vorbereitet:
    „ Gore-Tex ist gut für die Atmungsaktivität der Schuhe und hält Regen ab“.
    Der Verkäufer schüttelt den Kopf:
    „Aber nicht auf dem Jakobsweg“, erklärt er.
    „ Gore-Tex funktioniert über den Temperaturunterschied und ist wunderbar bei kaltem Wetter. Sobald aber die Außentemperatur weit genug steigt geht da gar nichts mehr und Sie können genau so gut Gummistiefel tragen. Ich habe viele Jakobswegpilger gesehen, die in ihrem eigenen Saft standen. Übrigens: Passen Sie auf Ihre Sachen auf! Die frommen Christen beklauen sich da leider gegenseitig. Mir wurde sogar der Joghurt aus dem Herbergskühlschrank geklaut.“
    Ich nicke. Kein Gore-Tex. Kein Joghurt im Kühlschrank.
    „ Leder ist besser“, fährt der Verkäufer fort, „das wird zwar schnell nass, trocknet aber auch gut und ist atmungsaktiv, egal, wie das Wetter ist. Es ist wie eine zweite Haut. Sie können die Schuhe innen auswaschen und dann mit ein bisschen Nivea eincremen. Außen müssen Sie sie wachsen. Und bitte nicht am Feuer oder an der Heizung trocknen, sonst wird das Leder brüchig. Den Pflegewachs bekommen Sie gleich von mir.“
    Ich fange an, mir Notizen zu machen. Diese Schuhe sind nicht nur genauso schwer wie ein Haustier, sie brau chen anscheinend auch die gleiche Aufmerksamkeit und Pflege.
    „ Bitte achten Sie darauf, dass Sie die Zunge am Anfang immer genau in der Mitte haben, sonst tragen Sie die Schuhe falsch ein.“
    Der Verkäufer kommt immer mehr in Fahrt:
    „Vergessen Sie diese Compeed Blasenpflaster! Ich habe Leute auf dem Jakobsweg erlebt, die die zu lange getragen haben und das Material hatte sich vollständig mit der Haut verbunden und musste herausoperiert werden. Können

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