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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sagen, wer Winnetou is und was er will, und als ich es dann sage, sagen Sie, es wäre überflüssig gewesen, das zu sagen! Ich aber sage Ihnen, daß Sie sich sagen mögen, daß Sie selber überflüssig sind, een ganz überflüssiger Mensch! Warum sind Sie nich mehr im Amte? Weil Sie überflüssig sind, een abgeschiedener und vorübergeschwundener Emeritikus. Ich aber befinde mich noch mitten in meinem Berufe als Prairiejäger, als Mitarbeiter des berühmten Schtuttgarter ›Guten Kameraden‹, also als anerkannter Litterat und permutierter Operndichter. Schteigen Sie also vom Pferde und lösen Sie mir die Riemen meiner Schuhe off, Sie unglücklicher Harfenist und zwölf Akte langer Pauken-, Saiten- und Triangelschpieler! Ich sollte Ihnen eegentlich eene Schtrafrede halten, off griechisch eene Philippine genannt, daß Ihnen alle Ohren wackeln, halte dies aber tief unter meiner kalcinierten Würde und Behendigkeet. Darum will ich schweigen und wortlos den Schtaub von meinen Füßen bürschten, was so viel zu bedeuten hat, daß ich Ihnen meine Freundschaft und Identität offkündige, Ihnen den legierten Reichstagsabschied gebe und mich fernerhin nur in solchen Regionen bewegen werde, wo der Luftballon meines Gedankenfluges von Ihrem Ooge weder erreicht noch akklimatisiert werden kann. Leben Sie also wohl für das gegenwärtige irdische Dasein! Ich wohne für Sie von jetzt an im Lande der seligen Geister und olympischen Schpielkameraden, an die Sie nie nich herankommen können!«
    Er gab seinem Pferde die Sporen und galoppierte davon, in die Savanne hinein.
    »Halt, Frank, wo willste hin?« rief Droll ihm nach.
    »Ueber euern geistigen Horizont hinaus,« antwortete er zurück.
    »Da halte dich nur fest und fall’ drüben nich über den Horizont hinab!«
    Der kleine, zornige Kerl wäre wohl noch weiter fortgeritten, wenn ihm nicht Old Shatterhand befehlend zugerufen hätte, zurückzukehren. Er gehorchte und machte sich an Drolls Seite.
    »Was war denn los?« fragte dieser. »Du machst ja een ganz rabiates Gesicht. Hast du dich wieder ‘mal geärgert?«
    »Schweig! Empöre dich nich gegen meine Nachsicht und renitente Duldsamkeet! Ich bin off eene Weise verkannt worden, daß mir alle meine Haare ins Gebirge schteigen.«
    »Von wem?«
    »Vom frühern Kantorei- und Orgelschpieler.«
    »Er hat dich beleidigt?«
    »Im höchsten Grade nach Reaumur, Pestalozzi, Gall und Fahrenheit!«
    »Womit?«
    »Das brauchst du nich zu wissen. Bekümmere dich um deine eegne Häuslichkeet und laß mich und meine inkapabeln Schtaatsbürgerrechte ungeschoren!«
    Droll lachte leise vor sich hin und schwieg. Er sah ein, daß es am besten sei, den Hobble seinem Zorne, der immer bald zu verrauchen pflegte, ruhig zu überlassen.
    Die Savanne, auf welcher sie ritten, nahm kein Ende, oder vielmehr die Ebene; denn wenn man unter Savanne ein Grasland versteht, so hatte man sie schon nach einer Stunde hinter sich; das Gras und mit ihm jede andre Vegetation war verschwunden, und der Boden bestand meist aus hartem Fels, auf welchem kein Gewächs zu leben vermochte. Man befand sich auf dem Plateau des Koloradoflusses, welches an diesem und seinen Nebenflüssen in steile Schluchten und Canons abfällt.
    Hier mußte man sehr scharfe Augen besitzen, wenn man die Spur der Nijoras nicht verlieren wollte. Es war wirklich außerordentlich und wurde von den übrigen auch bewundert, mit welcher Sicherheit Winnetou, der an der Spitze ritt, Zeichen fand und deutete, welche keiner der übrigen Reiter, Old Shatterhand natürlich ausgenommen, zu entdecken vermochte.
    Um die Mitte des Tages wurde der Frauen und Kinder wegen Halt gemacht. Man gönnte ihnen eine Ruhe von zwei Stunden; dann ging es wieder vorwärts, bis gegen Abend der Apache anhielt und wieder von dem Pferde stieg. Old Shatterhand that dasselbe.
    »Warum hier halten?« fragte Sam Hawkens. »Wollen wir an dieser öden Stelle, die sich gar nicht dazu eignet, die Nacht verbringen?«
    »Nein,« antwortete der Apache. »Die Vorsicht gebietet uns, hier zu warten, bis es dunkel ist.«
    »Warum?«
    »Weil wir nur noch eine halbe Stunde bis zum Chelly zu reiten haben. Dort gibt es Wald, in welchem die Nijoras wahrscheinlich kampieren werden. Da die Gegend eben ist, würden sie uns kommen sehen und sich verstecken, um uns zu überfallen. Darum müssen wir warten, bis es Nacht geworden ist und sie uns nicht bemerken können.«
    »Aber dann können wir auch sie nicht sehen!«
    »Wir werden sie finden, wenn nicht heut,

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