Saemtliche Werke von Karl May - Band 01
lagen, beide durch die Köpfe geschossen, tot in dem Gesträuch.
»So!« lachte der Oelprinz. »Die folgen uns nun nicht nach und schießen uns auch nicht nieder. Sie mögen hier für die Geier und Wölfe liegen bleiben.«
Poller nickte zustimmend und auch Buttler hatte nichts einzuwenden. Sie wandten sich, um zu ihren Pferden zurückzukehren, da blieb Buttler aber plötzlich stehen und meinte:
»Wartet noch, was wir von ihren Sachen brauchen können, wollen wir doch mitnehmen.«
Die drei Banditen plünderten die Toten aus, deren Gewehre und Munition ihnen besonders willkommen war. Natürlich nahmen sie die Indianerpferde auch mit, die ihnen große Erleichterung bieten konnten. Wenn man als Flüchtling die Pferde wechseln kann, kommt man schneller vorwärts als mit nur einem Gaule. Zu ihrer Freude fanden sie in den Satteltaschen einen beträchtlichen Vorrat von Dörrfleisch. Die Roten hatten sich damit versehen, weil sie auf eine längere Abwesenheit von den Ihrigen mußten gefaßt sein.
Nun setzten die drei Mörder, jetzt mit fünf Pferden, ihren Weg fort. Sie brauchten nicht mehr so vorsichtig zu sein, denn jetzt war kein Hinterhalt mehr zu erwarten, und so ließen sie ihre Tiere tüchtig ausgreifen, bis sie den Ort am Ufer erreichten, wo die Navajos während der Nacht gelagert hatten. Sie stiegen ab, um denselben zu untersuchen, fanden aber nichts, was sie besonders interessieren konnte, als nur die Spuren davon, daß die Roten heute früh am diesseitigen Ufer weiter aufwärts geritten seien.
Sie folgten dieser Fährte und erreichten nach einer Viertelstunde die Stelle, an welcher die Navajos über den Fluß gesetzt waren. Sie thaten dasselbe und fanden drüben die deutlichen Eindrücke des Lagers der Weißen. Da stiegen sie wieder von den Pferden, um diesem Platze ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Sie waren alle drei im Leben und in den Vorkommnissen des Westens erfahren, und so kam es, daß sie sich in Beziehung auf das, was hier stattgefunden hatte, nicht täuschten, wenn sie auch die näheren Umstände unmöglich wissen konnten.
»Hier hat es auch ein Lager gegeben,« sagte der Oelprinz. »Wißt ihr, wer dagewesen ist?«
»Natürlich Old Shatterhand mit seinen Leuten,« antwortete Buttler. »Es kann gar niemand anders gewesen sein. Schaut da zu den Büschen hinaus! Ihre Fährte geht am hohen Ufer hin nach Westen.«
»Ja; die Navajos sind über den Fluß herübergekommen und zu ihnen gestoßen. Sie haben sich mit ihnen vereinigt und sind nun alle hinter den Nijoras her. Das gibt –«
Er hielt in seiner Rede inne. Man sah es ihm an, daß er erschrocken war.
»Was ist’s?« fragte Buttler.
»Alle tausend Teufel!«
»Was denn?«
»Da kommt mir ein Gedanke, ein armseliger, miserabler Gedanke!«
»Welcher?«
»Wenn es so ist, wie ich denke, so können wir uns nur gleich aufmachen und fortreiten wie alte Hunde, welche Prügel und nichts zu fressen bekommen haben!«
»Warum denn? So rede doch!«
»Reden? Was ist da zu reden! Das mußt du dir doch selber sagen, wenn du nur eine kleine Spur von Verstand besitzest!«
»So habe ich freilich meinen Verstand verloren, denn ich weiß wirklich nicht, was du meinst.«
»Das ist unbegreiflich! Du bist doch sonst nicht auf den Kopf gefallen. Mit dem Gelde ist es nämlich aus, vollständig aus. Wir werden nicht einen Dollar, nicht einen Cent bekommen!«
»Alle Donner! Warum nicht?«
»Weil die Anweisung zum Teufel ist!«
»Inwiefern soll sie denn zum Teufel sein? Ich verstehe noch immer nicht, was du redest!«
»So ist dir wirklich dein ganzes bißchen Denkkraft abhanden gekommen. Du weißt doch, daß Old Shatterhand und Winnetou ganz dicke Freunde der Navajos sind?«
»Das weiß ich allerdings.«
»Die Roten werden ihm also, sobald sie mit ihm hier zusammentrafen, nichts verschwiegen haben.«
»Ja. Wahrscheinlich haben sie ihm gesagt, daß wir bei ihnen gewesen sind und sie so schön genasführt haben.«
»Darauf bilde dir ja nichts ein, denn jetzt sind wir die Genasführten. Wer hatte die Anweisung?«
»Wolf, der Deutsche.«
»Schön! Er ist mit hier gewesen und hat natürlich den Bankier gesehen und mit ihm gesprochen. Was versteht sich nun da von selbst?«
»Daß er – – – Satan! Jetzt weiß ich, was du meinst! Es ist alles erzählt worden, und da – – da hat dieser Wolf dem Bankier die Anweisung ausgehändigt. Ist dies das, was du meintest?«
»Ja.«
»So ist es bei uns freilich mit jeder Hoffnung aus. Es ist alles, alles vergeblich
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