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Ich töte lieber sanft (German Edition)

Ich töte lieber sanft (German Edition)

Titel: Ich töte lieber sanft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George V Higgins
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1
    In einem grauen Anzug mit dunkelroten Streifen, einem rosaroten Oxfordhemd mit seinen Initialen auf der linken Umschlagmanschette und einer dunkelrot und goldgelb gestreiften Krawatte saß Amato an seinem nierenförmigen, mit Walnussholz furnierten Schreibtisch und starrte sie an. »Ihr seid ja ein tolles Pärchen, das muss man euch lassen«, sagte er. »Ihr kommt ungefähr vier Stunden zu spät, ihr seht aus wie Scheiße, und ihr stinkt. Herrgott, ihr seht aus, als kämt ihr direkt aus dem Knast oder so.«
    »Seine Schuld«, sagte der eine. »Er ist zu spät gekommen. Ich hab rumgestanden und auf ihn gewartet.«
    Beide hatten schwarze Stiefel mit roten Wildledereinsätzen. Der erste trug einen armeegrünen Parka, einen ausgefransten grauen Pullover und verwaschene Bluejeans. Er hatte schmutzig blondes langes Haar und lange Koteletten. Der andere trug einen armeegrünen Parka, ein graues Sweatshirt und schmutzige weiße Jeans. Er hatte schulterlanges schwarzes Haar und einen dunklen Bartschatten.
    »Ich musste noch die Hunde reinholen«, sagte der andere. »Ich hab vierzehn Stück. Das dauert eine Weile. Ich kann nicht einfach irgendwohin gehen und die Viecher draußen rumrennen lassen.«
    »Und du bist von oben bis unten voller Haare«, sagte Amato. »Man sieht gleich, dass du deine Köter richtig lieb hast.«
    »Nein, das kommt vom Wichsen, Squirrel«, sagte der andere. »Als ich rauskam, hatte ichs nicht so gut wie du, mit einem schönen kleinen Betrieb, der auf mich wartet, und dem ganzen Scheiß. Ich muss sehen, wo ich bleibe.«
    »›Johnny‹ heißt das hier«, sagte Amato. »Du darfst mich ›Johnny‹ nennen. Die meisten hier nennen mich ›Mister‹, aber du darfst ›Johnny‹ sagen. Schon in Ordnung.«
    »Ich versuchs mir zu merken, Squirrel, versprochen«, sagte der andere. »Du musst das entschuldigen. Ich bin gerade erst raus aus dem Scheißknast, und in meinem Kopf ist immer noch alles durcheinander. Ich muss mich erst mal wieder eingliedern in die Gesellschaft, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Einen anderen hast du nicht kriegen können?« fragte Amato den Ersten. »Der Kerl sieht aus wie Scheiße, und er hat keine Manieren. Muss ich mir das von so einem Sack anhören?«
    »Hätte ich vielleicht«, sagte der Erste, »aber du hast mir gesagt, ich soll einen auftreiben, der in Ordnung ist. Und Russell hier ist vielleicht ein Klugscheißer, aber wenn mans aushält, ist er ganz in Ordnung.«
    »Ja«, sagte Russell, »und einer wie du, der was erledigt haben will, aber nicht die Eier hat, es selber zu erledigen, sollte sich ein bisschen anstrengen, das auszuhalten, finde ich.«
    »Ich mag diesen Sack wirklich nicht«, sagte Amato zu dem Ersten. »Hat eine etwas zu dicke Lippe für meinen Geschmack. Wie wärs, wenn du losziehst und mir einen schönen knallharten Nigger anschleppst? Ich glaube, ich kann diesen Schwanzlutscher nicht mal so lange aushalten, wie ich brauche, um ihm zu sagen, was ich von ihm will.«
    »Okay, Russell«, sagte der Erste, »würdest du also bitte mal das Maul halten und aufhören, dem Mann auf die Zehen zu treten? Er will uns einen Gefallen tun.«
    »Oh, das wusste ich ja noch gar nicht«, sagte Russell. »Ich dachte, er will, dass wir ihm einen Gefallen tun. Ist das echt wahr, Squirrel? Du willst mir einen Gefallen tun?«
    »Verpiss dich«, sagte Amato.
    »Moment mal«, sagte Russell, »was ist das denn für eine Ausdrucksweise? Ich denk, du hast eine Scheißfahrschule – redest du mit deinen Kunden auch so?«
    »Bei der Sache, die ich vorhabe«, sagte Amato, »springen für die beiden, die sie erledigen, ungefähr dreißig raus. Dreißig Riesen. Aber Scheißer wie den da, Frankie, krieg ich für achtzig Cent das Dutzend, und einen umsonst obendrauf. Bring mir einen anderen, Frankie. Mit solchen Vögeln muss ich mich nicht abgeben.«
    »Kannst du dich an unsere Haftprüfung erinnern?« fragte Frankie.
    »Haftprüfung?« sagte Amato. »Was für eine Haftprüfung? Ich hatte ungefähr neunhundert Haftprüfungen. Kaum drehe ich mich um, da steht schon wieder irgendein Affe da und hält mir was zum Unterschreiben hin. Also, was für eine Haftprüfung?«
    »Die, für die sie uns in die Stadt verlegt haben«, sagte Frankie. »Die vor dem Bundesgericht.«
    »Die mit der Gegenüberstellung«, sagte Amato, »ja. Als dieser Riesennigger auf mich losgegangen ist.
    »Long Tall Sally«, sagte Frankie.
    »Keine Ahnung, wie der Typ hieß«, sagte Amato. »Wir haben uns nicht nett

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