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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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ohne Gruß weiter, Verachtung der Polizei war besser als ihre Aufmerksamkeit.
    Kurz darauf hatte er eine womöglich noch unangenehmere Begegnung. Es machte sich nämlich an ihn ein Mann heran, der einen Wagen mit großen Milchkannen vor sich herschob und äußerst gern erfahren hätte, was unter dem grauen Tuch auf Karls Wagen lag. Es war nicht anzunehmen, daß er den gleichen Weg wie Karl hatte, dennoch aber blieb er ihm zur Seite, so überraschende Wendungen Karl auch machte. Zuerst begnügte er sich mit Ausrufen, wie zum Beispiel »Du mußt eine schwere Last haben!« oder »Du hast schlecht aufgeladen, oben wird etwas herausfallen!«. Später aber fragte er geradezu: »Was hast du denn unter dem Tuch?« Karl sagte: »Was kümmert's dich?« Aber da das den Mann noch neugieriger machte, sagte Karl schließlich: »Es sind Äpfel.«
    »Soviel Äpfel!« sagte der Mann staunend und hörte nicht auf, diesen Ausruf zu wiederholen. »Das ist ja eine ganze Ernte«, sagte er dann. »Nun ja«, sagte Karl. Aber sei es, daß er Karl nicht glaubte, sei es, daß er ihn ärgern wollte, er ging noch weiter, begann - alles während der Fahrt - die Hand wie zum Scherz nach dem Tuch auszustrecken und wagte es endlich sogar, an dem Tuch zu zupfen. Was mußte Brunelda leiden! Aus Rücksicht auf sie wollte sich Karl in keinen Streit mit dem Mann einlassen und fuhr in das nächste offene Tor ein, als sei das sein Ziel gewesen. »Hier bin ich zu Hause«, sagte er, »Dank für die Begleitung.« Der Mann blieb erstaunt vor dem Tor stehen und sah Karl nach, der ruhig daran ging, wenn es sein mußte, den ganzen ersten Hof zu durchqueren. Der Mann konnte nicht mehr zweifeln, aber um seiner Bosheit ein letztes Mal zu genügen, ließ er seinen Wagen stehen, lief Karl auf den Fußspitzen nach und riß so stark an dem Tuch, daß er Bruneldas Gesicht fast entblößt hätte.
    »Damit deine Äpfel Luft bekommen«, sagte er und lief zurück. Auch das nahm Karl noch hin, da es ihn endgültig von dem Mann befreite. Er führte dann den Wagen in einen Hofwinkel, wo einige große, leere Kisten standen, in deren Schutz er unter dem Tuch Brunelda einige beruhigende Worte sagen wollte. Aber er mußte lange auf sie einreden, denn sie war ganz in Tränen und flehte ihn allen Ernstes an, hier, hinter den Kisten, den ganzen Tag zu bleiben und erst in der Nacht weiterzufahren. Vielleicht hätte er allein sie gar nicht davon überzeugen können, wie verfehlt das gewesen wäre, als aber jemand am anderen Ende des Kistenhaufens eine leere Kiste unter ungeheuerem, im leeren Hof widerhallendem Lärm zu Boden warf, erschrak sie so, daß sie, ohne ein Wort mehr zu wagen, das Tuch über sich zog und wahrscheinlich glückselig war, als Karl, kurz entschlossen, sofort zu fahren begann. Die Straßen wurden jetzt immer belebter, aber die Aufmerksamkeit, die der Wagen erregte, war nicht so groß, wie Karl befürchtet hatte. Vielleicht wäre es überhaupt klüger gewesen, eine andere Zeit für den Transport zu wählen. Wenn eine solche Fahrt wieder nötig werden sollte, wollte sich Karl getrauen, sie in der Mittagsstunde auszuführen. Ohne schwerer belästigt worden zu sein, bog er endlich in die schmale, dunkle Gasse ein, in der das Unternehmen Nummer 25 sich befand. Vor der Tür stand der schielende Verwalter mit der Uhr in der Hand. »Bist du immer so unpünktlich?« fragte er. »Es gab verschiedene Hindernisse«, sagte Karl. »Die gibt es bekanntlich immer«, sagte der Verwalter. »Hier im Hause gelten sie aber nicht. Merk dir das!« Auf solche Reden hörte Karl kaum mehr hin, jeder nützte seine Macht aus und beschimpfte den Niedrigen. War man einmal daran gewöhnt, klang es nicht anders als das regelmäßige Uhrenschlagen. Wohl aber erschreckte ihn, als er jetzt den Wagen in den Flur schob, der Schmutz, der hier herrschte und den er allerdings erwartet hatte. Es war, wenn man näher zusah, kein faßbarer Schmutz. Der Steinboden des Flurs war fast rein gekehrt, die Malerei der Wände nicht alt, die künstlichen Palmen nur wenig verstaubt, und doch war alles fettig und abstoßend, es war, als wäre von allem ein schlechter Gebrauch gemacht worden und als wäre keine Reinlichkeit mehr imstande, das wieder gutzumachen. Karl dachte gern, wenn er irgendwohin kam, darüber nach, was hier verbessert werden könne und welche Freude es sein müßte, sofort einzugreifen, ohne Rücksicht auf die vielleicht endlose Arbeit, die es verursachen würde. Hier aber wußte er nicht, was zu

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