Happy End im Mondpalast
1. KAPITEL
Sie hatte sich zwischen den Felsen versteckt und beobachtete, wie der nackte Mann langsam aus der Brandung stieg. Beth Tracey Torrance, eine nette, stille Verkäuferin aus Liverpool, presste sich in einem fremden Land unter glühender Sonne an eine warme Felswand. Nicht in irgendeinem Land, sondern in dem Wüstenstaat Q’Adar, wo die Männer auf Kamelen ritten und Gewehre trugen!
Es war absolut leichtsinnig, so reglos dazustehen wie die Schaufensterpuppen in ihrem Kaufhaus, aber Beth fühlte sich zu dem Mann hingezogen. Eine aufmerksame Betrachtung hätte man es auch nennen können. Schließlich erwartete man zu Hause einen genauen Reisebericht von ihr.
Beth beugte sich behutsam vor und sah noch einmal hin. Sie hatte das gegen die Felsen anbrandende Meer bestaunt, aber der Mann, der aus dem Wasser kam, machte einen noch stärkeren Eindruck auf sie. Unter anderen Umständen hätte sie sich abgewandt, da er nackt war, aber hier in Q’Adar kam ihr alles so unwirklich vor – der sagenhafte Reichtum, der Luxus und die schönen Menschen.
Und ein Mann von so schlankem, athletischem Körperbau und so königlicher Haltung musste ebenfalls zu den stolzen Einwohnern Q’Adars gehören. Außerdem hatte sie nicht jeden Tag Gelegenheit, einen so atemberaubend schönen Mann unbemerkt zu beobachten.
Ihre Kolleginnen im Luxuskaufhaus ‚Khalifa‘ würden ihr das niemals glauben. Dass sie den Preis als Verkäuferin des Jahres gewonnen hatte, war schon erstaunlich genug. Noch erstaunlicher war, dass dieser Preis nicht nur eine Reise in das Scheichtum Q’Adar einschloss, sondern auch ein Traumkleid, das sie auf dem ‚Diamantenball‘ tragen sollte. Hier sollte der Landesherr seinen dreißigsten Geburtstag und zugleich seine Krönung zum Scheich der Scheiche feiern. Es war derselbe Mann, der mit seinem Wirtschaftsimperium hinter der Luxusmarke ‚Khalifa‘ stand.
Beth war ihrem Chef, Mr. Khalifa Kadir, dem legendären Gründer der internationalen Kaufhauskette, niemals begegnet und konnte nur staunen, dass er von jetzt an ‚Seine Majestät Khalifa Kadir al Hassan, Scheich der Scheiche, Lichtbringer seines Volks‘ heißen würde. Der Name könnte aus einem orientalischen Märchen stammen, dachte sie, während der Mann den Strand heraufkam und hinter den Felsen verschwand.
Und jetzt würde sie, Beth Tracy Torrance, den Scheich der Scheiche persönlich kennenlernen, wenn er ihr den gewonnenen Preis übergab. Sollte sie sich verbeugen oder einen Knicks machen? Vielleicht war es besser, nur leicht mit dem Kopf zu nicken, denn in dem engen Kleid hatte sie kaum Bewegungsfreiheit. Seit Wochen träumte sie von dieser Begegnung, und jetzt hatte ein Mann am Strand für einen Moment diesen Traum verdrängt.
Beth drückte sich fester an die Felswand, schloss die Augen und gab allen Widerstand auf. Der Scheich war vergessen. Dieser Mann hier würde ihr für immer im Gedächtnis bleiben!
Er sah den Eindringling nicht – er fühlte ihn. Das Training in der Spezialeinheit hatte sich gelohnt. Der sechste Sinn, den er während seiner Militärzeit entwickelt hatte, war in lebensgefährlichen Situationen und auch bei Geschäftsverhandlungen schon oft von entscheidender Bedeutung gewesen. Seine eigenen Geschäftsgewinne konnten sich inzwischen mit den Ölprofiten des Landes messen, und Q’Adar war reich an Öl. Die meisten Scheichs arbeiteten nicht, aber welche Herausforderung lag darin, die Ölquellen auszubeuten, die von allein sprudelten? Welche Befriedigung brachte es, sich zurückzulehnen und andere für sich arbeiten zu lassen? Dafür war er selbst viel zu ruhelos. Er musste sich bewähren, und jetzt stand er vor der härtesten Bewährungsprobe seines Lebens: Er sollte sein Land Q’Adar vor dem drohenden Chaos retten.
Seine Majestät Khalifa Kadir al Hassan, Scheich der Scheiche, beugte den Kopf zurück und ließ sich von der Sonne umschmeicheln. Er liebte die verführerische Wärme seiner Heimat und fühlte sich mehr als stark genug, die vor ihm liegende Aufgabe zu lösen.
Er war atemberaubend – einfach faszinierend. Wenn er sich ganz leicht nach rechts drehte … Nein! Was kam ihr bloß in den Sinn?
Beth musste sich ernsthaft zusammennehmen, als sie den nackten Körper in seiner ganze Pracht bewundern konnte. Dann atmete sie tief und erleichtert aus. Der Mann hatte sich wieder umgedreht und kehrte ihr nun den Rücken zu. Hoffentlich beließ er es dabei. Sie wollte schließlich nicht lebenslang sein Bild vor Augen
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