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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Gänge, ehe sie hervorkommen. Plötzlich zum Wächter gewendet: Zunächst weg mit diesem! Zum Diener: Du führst ihn in den Friedrichspark, bleibst bei ihm und läßt ihn nicht mehr hinaus, bis auf weiteren Befehl.
    WÄCHTER in großer Angst: Ich soll auf Seine Hoheit den Fürsten warten.
    OBERSTHOFMEISTER: Ein Irrtum. - Pack dich.
    KAMMERHERR: Er muß schonend behandelt werden. Es ist ein alter kranker Mann und dem Fürsten ist irgendwie an ihm gelegen.
    WÄCHTER verbeugt sich tief vor dem Kammerherrn.
    OBERSTHOFMEISTER: Wie? Zum Diener: Behandle ihn schonend, aber schaff ihn schon endlich hinaus! Flink!
    DIENER Will zugreifen.
    KAMMERHERR tritt dazwischen: Nein, es muß ein Wagen geholt werden.
    OBERSTHOFMEISTER: Das ist die Hofluft. Ich kann kein Korn Salz herausschmecken. Also einen Wagen. Du überführst die Kostbarkeit in einem Wagen. Aber nun endlich aus dem Zimmer mit euch beiden. Zum Kammerherrn: Ihr Verhalten sagt mir -
    WÄCHTER fällt auf dem Weg zur Tür mit einem kleinen Schrei nieder.
    OBERSTHOFMEISTER stampft auf.- Ist es unmöglich, ihn loszuwerden. So nimm ihn doch auf den Arm, wenn es nicht anders geht. Begreife doch endlich, was man von dir will.
    KAMMERHERR: Der Fürst!
    DIENER öffnet die Tür links.
    OBERSTHOFMEISTER: Ah! Blick auf den Wächter: Ich hätte es wissen sollen, Gespenster sind nicht transportabel.
    FÜRST Mit schnellem Schritt, hinter ihm die Fürstin, dunkle junge Frau, Zähne zusammengebissen, bleibt an der Tür stehen.
    FÜRST: Was ist geschehn?
    OBERSTHOFMEISTER: Dem Wächter wurde übel, ich wollte ihn wegschaffen lassen.
    FÜRST: Man hätte mich benachrichtigen sollen. Ist der Arzt geholt?
    KAMMERHERR: Ich lasse ihn rufen. Eilt durch die Mitteltür hinaus, kommt gleich wieder.
    FÜRST während er beim Wächter niederkniet: Bereitet ein Bett für ihn! Holt eine Bahre! Kommt der Arzt schon? So lange bleibt er aus. Der Puls ist so schwach. Das nicht zu fühlende Herz. Das jämmerliche Rippenwerk. Wie abgebraucht das alles ist. Steht plötzlich auf, holt ein Wasserglas, wobei er um sich blickt. Man ist so unbeweglich. Kniet gleich wieder nieder, befeuchtet des Wächters Gesicht. Nun atmet er schon besser. Es wird nicht so schlimm, ein gesunder Stamm, noch im letzten Elend versagt er nicht. Aber der Arzt, der Arzt! Während er zur Tür blickt, hebt der Wächter die Hand und streichelt einmal des Fürsten Wange.
    FÜRSTIN wendet den Blick ab, zum Fenster. Diener mit Bahre, Fürst hilft beim Aufladen.
    FÜRST: Faßt ihn sanft an. Ach, mit eueren Tatzen! Den Kopf ein wenig heben. Näher die Bahre. Das Kissen tiefer unter den Rücken. Den Arm! Den Arm! Ihr seid schlechte, schlechte Krankenwärter. Ob ihr einmal auch so müde sein werdet, wie dieser auf der Bahre. - So - und nun allerallerlangsamsten Schritt. Und vor allem gleichmäßig. Ich bleibe hinter euch.
    In der Tür zur Fürstin: Das ist also der Gruftwächter.
    FÜRSTIN nickt.
    FÜRST: Ich dachte dir ihn anders zu zeigen. Nach einem weiteren Schritt: Willst du nicht mitkommen?
    FÜRSTIN: Ich bin so müde.
    FÜRST: Sobald ich mit dem Arzt gesprochen habe, komme ich hinüber. Und Sie, meine Herren, wollen mir berichten, warten Sie auf mich. Ab.
    OBERSTHOFMEISTER zur Fürstin: Bedürfen Hoheit meiner Dienste?
    FÜRSTIN: Immer. Für Ihre Wachsamkeit danke ich Ihnen. Lassen Sie von ihr nicht ab, auch wenn sie heute vergeblich war. Es geht um alles. Sie sehen mehr als ich. Ich bin in meinen Zimmern. Aber ich weiß, es wird trüber und trüber. Es ist diesmal ein über alle Maßen trauriger Herbst.

Der Prozeß
     

 
1. Kapitel: Verhaftung - Gespräch mit Frau Grubach - Dann Fräulein Bürstner
     
     
    Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. Die Köchin der Frau Grubach, seiner Zimmervermieterin, die ihm jeden Tag gegen acht Uhr früh das Frühstück brachte, kam diesmal nicht. Das war noch niemals geschehen. K. wartete noch ein Weilchen, sah von seinem Kopfkissen aus die alte Frau, die ihm gegenüber wohnte und die ihn mit einer an ihr ganz ungewöhnlichen Neugierde beobachtete, dann aber, gleichzeitig befremdet und hungrig, läutete er. Sofort klopfte es und ein Mann, den er in dieser Wohnung noch niemals gesehen hatte, trat ein. Er war schlank und doch fest gebaut, er trug ein anliegendes schwarzes Kleid, das, ähnlich den Reiseanzügen, mit verschiedenen Falten, Taschen, Schnallen, Knöpfen und einem Gürtel versehen war und infolgedessen, ohne

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