Safe!
dürften die Männer auf der anderen Seite der Tür wenig erfreuen. Das, so schaltete Evelyn schnell, dürfte jetzt spätestens das Signal zum Angriff sein. Schnell klappte sie Laptop, ohne es komplett heruntergefahren zu haben, zusammen und zog das Stromkabel aus der Steckdose. Kaum hatte sie das Kabel in der Hand, ertönte ein lauter Knall, der ihr fast das Gehör raubte. Die ohnehin hohe Dosis an Adrenalin schien sich in ihrem Körper noch einmal zu verdoppeln.
Am ganzen Körper zitternd, mit dem Notizblock, Laptop und Stromkabel zusammen unter einen Arm gepackt rannte sie so schnell wie möglich zum Notausgang. Der einziger Weg nach draußen führte über eine Feuerwehrnottreppe, die vom Laborfenster aus in engen Windungen nach unten auf den Rasen im Hof des Gebäudes führte. Sie hörte die Männer, die sich an der Tür zum Vorraum zu schaffen machten. Von Andreas hörte sie nichts mehr. Hoffentlich ging es ihm gut! Dachte sie, während sie, ohne noch einen Moment abzuwarten, das Fenster zur Nottreppe aufriss und damit den Feueralarm auslöste. Im Rausklettern sah sie, wie die Labortüre unter dem Ansturm von außen in ihren Angeln bebte. Ganz offensichtlich wurde sie von der anderen Seite bearbeitet. Lange würde sie der Gewalt nicht mehr Stand halten.
So gut es ging, kletterte Evelyn aus dem Fenster und lief so schnell sie konnte die Wendeltreppe hinab. Dass sie nicht schwindelfrei war, spielte in diesem Moment keine Rolle. Der freie Blick nach unten durch das Gitter der Treppe wurde von ihr nicht wahrgenommen. Nur raus, nur weg. Die Panik verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Unten auf dem Rasen angekommen rannte sie rüber zu dem Mitarbeiter Parkplatz hinter dem Haus und dankte im Geist dem Himmel dafür, dass sie in ihrer Jackentasche den Autoschlüssel hatte. So konnte sie mit gezücktem Schlüssel in ihren kleinen Nissan einsteigen. Ohne sich noch einmal umzuschauen, fuhr sie mit Vollgas von dem Parkplatz herunter.
Kapitel 3
Vom Adrenalin angetrieben, pumpte Evelyns Herz ihr Blut in Schallgeschwindigkeit durch ihre Adern. Wohin sollte sie fahren? Was sollte sie machen? Wer war das? Was wollten die? Woher wussten die überhaupt, dass Andreas und sie im Labor waren? Was war mit Andreas? Tausend Fragen schossen ihr durch den Kopf und auf keine wusste sie auch nur annähernd eine Antwort. Automatisch lenkte sie ihr Auto in Richtung ihrer Wohnung.
Von weitem drangen Feuerwehrsirenen an ihr Ohr, die mit großem Alarm Richtung Labor ausrückte. Das war die Reaktion auf den von ihr ausgelösten Feueralarm. Die werden das Labor aufsuchen und Andreas helfen, tröstete sie sich. Vom letzten Fehlalarm wusste sie, dass die Jungs von der Feuerwehr den Alarmauslöser aufsuchten und der befand sich in ihrem Labor. Vielleicht bräuchte sie sich nur ein bisschen in ihrer Wohnung zu verkriechen, bis dass die Polizei eintraf und sie sich dann bei denen melden könnte.
Auf dem Weg nach Hause brach sie alle Geschwindigkeitsrekorde. Dummerweise versäumte sie es, früh genug in ihre Straße, in der sie wohnte abzubiegen, daher blieb ihr nichts anderes übrig, als einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen und von hinten an ihr Haus heranzufahren. Mit pochendem Herzen ließ sie ihr Auto auf dem Hof hinter dem Haus stehen und hastete mit den aus dem Labor mitgenommenen Sachen nach oben in ihre Wohnung in der ersten Etage.
Im Haus war alles still. Klar, es war Wochenende. Die Nachbarn über ihr machten bestimmt wieder einen Ausflug mit den Kindern, wahrscheinlich in den Zoo, wie Sarah, deren Tochter ihr gestern stolz berichtet hatte. Und der Nachbar unter ihrer Wohnung befand sich in der Türkei im Urlaub.
Endlich erreichte sie außer Atem ihre Wohnungstür. Umständlich kramte sie mit ihren Fingern in der Handtasche zwischen den Ampullen nach den Wohnungsschlüsseln. Auf den Tastsinn ihrer Finger vertrauend, heftete sich ihr Blick auf ihre Wohnungstür. Irgendetwas stimmte nicht. Der Türgriff war schief und ein schmaler Spalt klaffte zwischen dem Türrahmen und der Tür.
Langsam, wie in Zeitlupe, hörte sie auf in ihrer Tasche zu suchen und drückte vorsichtig gegen ihre Haustür. Ohne Widerstand schwang sie weit auf. Die soeben noch gespürte vermeintliche Sicherheit und Ruhe sowie der Beschluss in ihrer Wohnung auf die Polizei zu warten, löste sich umgehend in Luft auf. Lauschend stand sie im Flur, ängstlich darauf horchend, ob vielleicht noch jemand in ihrer Wohnung wäre. Doch alles war still. Mit weichen Knien betrat
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