Safe!
einmal brauchte, waren sie nicht da und sonst hockten sie hinter jedem Busch, um die ahnungslosen Autofahrer zur Kasse zu bitten. Ihr Unglück verdammend und mit einer Reihe Schimpfworten auf den Lippen setzte sie ihren Weg zur Polizeiwache des Stadtteils fort.
Endlich erreichte sie die Polizeistation. Auf dem Parkplatz vor dem Wachgebäude war kein Auto zu sehen. Im Gegenteil, der Parkplatz schien regelrecht verwaist zu sein. Die Wache war unbeleuchtet und machte einen geschlossenen Eindruck. Auch das noch! Hatte sich denn alles gegen sie verschworen? Vage viel ihr ein, dass sie vor vielleicht zwei oder drei Wochen in der Stadtteilzeitung gelesen hatte, dass die Polizeidienststellen aus Kostengründen zusammengestrichen und zentralisiert wurden. Diese Wache gehörte offensichtlich auch zu den betroffenen Stationen. Tränen der Verzweiflung bahnten sich den Weg. Das konnte doch alles nicht wahr sein!
Hinter Evelyn fuhr der schwarze Golf auf den Parkplatz und blockierte die Ausfahrt. Ganz langsam. Klar, er hatte alle Zeit der Welt, schließlich wäre sie gezwungen, an ihm vorbei zu fahren um den Parkplatz zu verlassen. Was diese Typen aber ganz sicher nicht zulassen würden, da war sie sich ziemlich sicher. Wenn die schon so dreist waren, ihre waghalsigen Fahrmanöver eins zu eins mitzumachen, dann hätten die vermutlich auch kein Problem damit, sie in aller Öffentlichkeit anzugreifen. So ein Mist! Ärgerte sie sich über sich selbst, sie hatte totalen Mist gebaut. Wie sollte sie jetzt noch entkommen?
Siegessicher hielt der Fahrer des Golfs an und aus der geöffneten Beifahrertüre stieg ein Gorilla von einem Mann. Dem breiten Grinsen nach zu urteilen, war er sich absolut sicher, seine Beute in die Enge getrieben und erwischt zu haben. Vor Aufregung biss sich Eve auf die Unterlippe und betrachtete voller Angst den Mann, der auf sie zu lief. Dann sah sie, dass er in einer Hand eine Pistole hielt. Ohne dass der Typ sein Vorhaben in Worte fassen musste, war ihr klar, was der Kerl im Sinn hatte. Dieser Anblick veranlasste Evelyn schlagartig ihre Verzweiflung bitter herunter zu schlucken und nach einem Ausweg zu suchen. An diesem Punkt angekommen war ihr so ziemlich alles egal.
Mit einem lauten Ratschen legte sie den ersten Gang ein und fuhr wieder an. Im Rückspiegel sah sie den Typen von hinten auf ihr Fahrzeug zu laufen, sogar im Rückspiegel konnte sie sein selbstgefälliges Grinsen erkennen, dass förmlich von einem Ohr zum Anderen ging. Mit dem Mut der Verzweiflung quälte sie mit aufheulendem Motor und protestierendem Getriebe ihren Nissan über die Bordsteinkante des Parkplatzes, quer über ein Beet mit diversen Grünpflanzen, anschließend über den Bürgersteig und schlitternd weiter über die angrenzende Bushaltestelle auf die Straße. Die Aktion war bestimmt nicht ohne Folgen für ihr Auto geblieben, da war sich Evelyn ziemlich sicher. Der nächste TÜV Termin dürfte teuer werden. Wenn sie überhaupt noch einen TÜV brauchte….
Die Autofahrer die ihre Aktion kopfschüttelnd und unter einem Hupkonzert begleitet hatten, setzen ihre Fahrzeuge um sie herum wieder in Bewegung. Ohne die Zeit zu haben, auf das entrüstete Kopfschütteln über ihr Verhalten zu reagieren, fuhr Eve in halsbrecherischem Tempo weiter, denn die Verfolger nahmen ihre Fährte wieder auf. Doch zum ersten Mal war sie ihnen so weit entwischt, dass sie sich außerhalb deren Sichtweite befand. Durch diverse Nebenstraßen fuhr sie möglichst unauffällig in Richtung Autobahn. Sie hatte Glück und erreichte unbemerkt die Auffahrt in Richtung Düsseldorf.
Unterwegs kramte sie ihr Handy hervor und versuchte einen Notruf abzusetzen. Irgendwie musste sie die Polizei ja erreichen. Doch anstelle eines Freizeichens oder eines Anrufes erklang immer wieder die Ansage:
››Dienst oder Dienstmerkmal nicht möglich.‹‹
So schnell ihr kleiner Wagen es zuließ, fuhr sie auf der Autobahn in Richtung Düsseldorf. Plötzlich klingelte ihr Handy. Erschrocken zuckte sie beim ersten Laut zusammen. Den Verkehr im Auge behaltend warf sie einen Blick auf das Display. Dort wurde ihr der Anruf eines unbekannten Teilnehmers angezeigt. Wenn das eines ihrer saublöden Dates war, würde er gleich sein blaues Wunder erleben.
››Ja !‹ ‹ Bellte sie förmlich in das Mikrofon ihres Handys.
››Hören Sie gut zu Fräulein Dexter‹‹, augenblicklich erstarrte Evelyn innerlich zur Salzsäule, dass war die Stimme des Mannes, mit dem Andreas im Labor geredet
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