Saftschubse - Lies, A: Saftschubse
ham or cheese.«
»Beef.«
»I’m sorry, there is no beef. I can only offer you ham or cheese.«
»Okay. Chicken.«
(MUC – SOF)
Die First Class.
Ich glaube, das ist ein ähnlich mysteriöser Ort wie Stonehenge oder das Glottertal. Noch heute pilgern Hunderte von Menschen mit Ischiasleiden und Blasenkatarrh zum Drehort der Schwarzwaldklinik , nur um dort festzustellen, dass Professor Brinkmann und Oberschwester Hildegard ein Mythos sind.
Und ähnlich verhält es sich mit dem Allerheiligsten von Skyline.
Bei der letzten Umrüstung der Ersten Klasse erhielten wir als Mitarbeiter nicht etwa eine Gesamtansicht der modernisierten Kabine, sondern lediglich ein paar Stoffmuster und Metallproben. Plüschige Teppichfransen in Chefetagen-Grau glitten samtig durch meine Finger und ein mattiertes Metall-Mosaik hätte sowohl ein Teil des Duschkopfes im Nassbereich sein können, als auch das neue Tafelsilber. Ich kam mir vor wie in einem Teppichgeschäft mit angeschlossenem Bäderstudio! (Ich persönlich fände es ja viel wichtiger, die Aeroserver, also die Servierwagen mit ABS-System auszustatten, damit ich nicht versehentlich die herumliegende nudefarbene It-Bag eines Promis anfahre.)
So ist es kaum verwunderlich, dass sich auch durch die First Class beim Aussteigen ein eklatanter Touristenstrom etabliert hat, den ich ähnlich gerne beobachte wie Ornithologen Haubentaucher auf Island.
Es ist ja nicht so, dass ich die Leute nicht verstehen könnte, die auf dem Weg nach draußen mit einem hektischen Panoramablick blitzschnell alles scannen, was noch so herumliegt: kleine Samsonite-Koffer-Miniaturen mit Zahnbürste und Tampons drin oder liegen gelassene Bordkartenhüllen zum Beispiel, die man ja quasi immer gebrauchen kann. Und der ein oder andere Artikel ist zweifelsohne auch ein beliebtes Sammlerstück bei EBay. Aber es gibt Grenzen.
Eine verläuft für mich zum Beispiel entlang des Schlafanzugoberteils, das über Nacht ein dicker Russe anhatte und durchgeschwitzt hat. Auch wenn es inzwischen sicherlich probate Fleckenentferner für Foie Gras und dreifach getrüffelten Pistazie-Mascarpone gibt.
Und mir wäre es schlichtweg zu peinlich, mit den gebrauchten Überziehsocken von Veronica Ferres durch meine Wohnung in Schwabing zu rutschen, oder durch eine abgetragene Schlafmaske das Meersalz-Nasenspray von Mario Adorf einzuatmen. Ich meine, wem will man da was vormachen?
Trotzdem, der Versuchung, etwas vom Glamour der oberen Zehntausend in dreißigtausend Fuß spüren zu wollen, bin auch ich zeitweise erlegen.
In meinen ersten Jahren bei Skyline war noch nicht daran zu denken, auch nur in die Nähe einer Magnumflasche Champagner oder eines in Evian getränkten feuchten Tuches zu kommen. Aus naheliegenden Gründen behielt man den First-Class-Service den Stewardessen mit etwas mehr Erfahrung vor, und das stieß selbst bei mir auf eine gewisse Logik, denn ich wollte nicht, dass mein erster und womöglich einziger Satz zu Benno Fürmann ist:
»Das tut mir jetzt aber leid mit den Rehmedaillons auf Ihrem Vertrag mit Warner, aber Sie waren toll als Stimme des gestiefelten Katers in Shrek !«
So versuchte ich zunächst, mich der Sache am Boden über die Lounge zu nähern. Doch nicht einmal dort haben durchschnittliche Skyline-Engel Zutritt, weil der Vorstand meint, die Exklusivität dieser Abflugbereiche dadurch um weitere zehn Prozent steigern zu können. So kennt diese Räumlichkeiten von innen nur externes, speziell geschultes Personal, das weiß, wie man geräuschlos dort herumschwebt. Privacy nonstop. Skyline First Class.
Nicht einmal ein Seminar wird dazu angeboten, was es wirklich supermysteriös macht. Es existiert bis heute nur eines, das heißt Hand in Hand mit dem Boden – der Erlebniskorridor des Gastes ab Check-in .
Da ich ohnehin meinen eigenen Fortbildungskorridor einhalten musste, belegte ich es. In der Hoffnung, im Rahmen einer offiziellen Führung endlich einen Blick in diese Art modernes Atlantis’ werfen zu können. (Okay, notfalls auch alleine, gut getarnt hinter einem VIP.)
Leider war dieser Punkt nicht Bestandteil des Tages, und so war ich gezwungen, mich kurz von der Gruppe abzusondern und Plan B in Angriff zu nehmen. Aber noch bevor ich, dicht hinter Joopie Heesters, in den geheimnisvollen Milchglaskasten neben dem Duty-free-Shop schlüpfen konnte, fiel die stählerne Tür wieder zu, und ich erhaschte gerade mal einen kurzen Blick auf eine unfreundlich dreinguckende Rezeptionistin hinter einem
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