Saftschubse - Lies, A: Saftschubse
»festangestellte Nichtraucherin ohne Haustiere« ausgelobt hatten, die »nur in zentraler Lage sucht«, woraufhin sich aber ausschließlich Leute aus dem Landkreis Erding meldeten, die der Meinung waren, eine Stewardess müsse täglich zum Flughafen und bräuchte daher ein Domizil direkt neben den Langzeitparkplätzen.
»Ich muss nur circa viermal im Monat zum Flughafen.«
»Aber Sie sind doch Stewardess! Brauchen Sie da überhaupt eine Wohnung? Wir dachten, an den Tagen, an denen Sie nicht da sind, könnten wir zusätzlich untervermieten!«
Nach diesem unerquicklichen Telefonat mit dem Anbieter einer Einliegerwohnung und einem, der keine »Preißn« im Haus wollte, hatte ich meine konservativen Vorstellungen aufgegeben und war zu so ziemlich allem bereit gewesen, sogar zu einer Kommune.
Als ich mein Fahrrad nach Ablauf meiner Inserate in einen Laden namens »Brokeback-Mountainbike« zur Reparatur brachte, nahm Olivier sich schnell meines Plattens und meiner Probleme an.
Beim Bezahlen war klar, dass wir nicht nur gleichermaßen an lichtdurchfluteten Maisonette-Wohnungen mit offener Küche, Granitarbeitsplatte und Fußbodenheizung interessiert waren, sondern auch dieselbe Vorliebe für Dawson’s Creek , kostspielige Kurztrips nach Capri und Männer mit Tennisschlägern, Polohemden und Nasenhaarschneider teilten.
Leider währte unser WG-Glück nicht lange, nachdem er zunehmend bemängelte, dass ein Mülleimer für Damenhygieneartikel im Nassbereich und mein im Flur stehender Koffer, der sich keiner Nobelmarke zuordnen ließ, das ästhetische Konzept unserer Dachgeschosswohnung mit Südbalkon ruiniere.
Nach einem heftigen Streit, in dem der intolerante Satz fiel: »Es ist wirklich eine Zumutung, dass du in unserem Bad eine Tampondose stehen hast und das alle zehn Tage, oder wann immer das bei euch ist!«, war ich ausgezogen.
Natürlich nicht, ohne eine Monatspackung ultrastarker Binden mit Aloe Vera und Flexi-Flügeln im Nassbereich zu hinterlassen.
Seither genoss ich es ausgiebig, in meinem neuen kleinen Appartment in Schwabing auch bei Tageslicht BHs aufhängen zu können und nicht von der Streisand in Zimmerlautstärke geweckt zu werden.
Stattdessen dringt heute Abend Vogue aus begehbaren Boxen in mein Ohr.
Ich wünsche mir sehnlichst die amerikanische religiös motivierte Anti-Homosexuellen-Demo herbei, auf die ich erst gestern geprallt bin. Allerdings nur, um mich unbemerkt einreihen und mit ihnen rausschleichen zu können.
Nach dem Kauf des Tops hatte ich mich hinter der Shopping-Mall verlaufen, obwohl ich mich sorgfältig an einem McDonalds orientiert hatte, dann aber feststellen musste, dass die Mall von Filialen umstellt war. Orientierung verschaffte mir schließlich erst wieder die Gruppe der Demonstranten, die zielstrebig auf die Hauptstraße zumarschierten, mit Banner-Texten wie: »God made Adam & Eve, not Adam & Steve «.
Zwei tanzende Unterwäsche-Models, die aussehen wie Zwillinge, drängen mich ab. Es ist höchste Zeit, mich aus meiner misslichen Käfig-Lage zu befreien.
Ich will gerade energisch zu einem Vorstoß ansetzen, als die beiden sich gegenseitig ihre Muskelhemden vom Oberkörper reißen, zu Boden schleudern, als sei dies die letzte Vorstellung der Chippendale Male Strippers weltweit und zu einem Knäuel verschmelzen. Nie wieder werde ich einen Pornofilm bemühen müssen, dieses Bild brennt sich für immer in meinen Kopf ein.
Ihre Gürtel fallen, und ich habe für Sekunden die Befürchtung, ich werde versehentlich mit ausgepeitscht, als es mir endlich gelingt, mich durch sie hindurch nach vorne zu schieben.
Es ist, als wolle man das Rote Meer teilen. Beide lassen kurz auf der einen Seite voneinander ab, aber nicht auf der anderen, so dass ich in ihrer Mitte gefangen bin.
»Excuse me …«
Höflichkeit kommt ja immer gut an in den Staaten, allerdings komme ich gegen »Like a prayer« nicht an.
Majestätische Brustmuskeln pressen sich von vorne und hinten an mich, ein paar erstaunlich weiche, vermutlich mit Conditioner behandelte Bartstoppeln schmiegen sich an meinen Hals, und mir kommen erste Zweifel an meiner Widerstandsbewegung.
Ich meine, wenn ich nicht jetzt in diesem Land, in dem mich keiner kennt, mit diesen bestimmt total netten, zufälligerweise recht gut aussehenden schwulen Mitmenschen ein Sandwich zu Madonnas dreizehnter Single-Auskopplung bilde, habe ich womöglich nicht gelebt.
Ich verharre also ein wenig in meiner neuen Tanzgruppe – ich wollte ja sowieso
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