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Sag, dass du eine von ihnen bist

Sag, dass du eine von ihnen bist

Titel: Sag, dass du eine von ihnen bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwem Akpan
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nach draußen gerannt, um sie auf den Straßen zu suchen, sie zu umarmen und zu lachen, bis der Mond zerfloss. Ich wollte ihr eine Coke kaufen und Chapati , weil sie manchmal zu essen vergaß. Doch als Mama sah, dass ich mich kämmte, sagte sie, niemand dürfe gehen, solange wir nicht die Weihnachtsgebete aufgesagt hatten.
     
    Manchmal trieb ich mich nachts mit Maisha auf den Straßen herum, und wir redeten über tolle Autos und Nairobis schicke Gegenden oder träumten davon, ins Masai-Mara-Wildreser
vat zu fahren und wie Touristen im Carnivore gesottenen Strauß oder gebratenes Krokodil zu essen.
    »Du bist schön!«, hatte ich Maisha eines Abends auf der Koinage Street gesagt, einige Monate vor jenem schicksalhaften Weihnachtstag.
    »Was, ich? Nein.« Sie lachte und strich ihren Jeansminirock glatt. »Lügner.«
    »Schon mal dein Gesicht angesehen?«
    » Kai , wer hat dich denn geschickt?«
    »Und dein Gang – wie ein Model.«
    »Blablabla, aber ich bin nicht groß genug. Nase? Zu klein, zu dick. Kein schmales Gesicht, keine vollen Lippen. Keine echten Designerklamotten. Naema, die ist klasse und schön, ich nicht. Parfüm und Wimperntusche sind eben nicht alles.«
    » Haki , du? Schöne Frau«, sagte ich und schnalzte mit den Fingern. »Wart's nur ab, morgen bist du groß genug.«
    »Wie, lädst du mich ein?«, fragte sie zum Spaß, posierte vor mir und schnitt Grimassen, als würde sie mit den Zwillingen spielen. »Sei ein Mann«, sagte sie, »mach's auf die richtige Art.«
    Ich zuckte die Achseln, und sie lachte.
    »Ich? Ich hab keinen Schilling, big gal .«
    »Ich geb dir Rabatt, Junge.«
    »Hör auf.«
    »Ach, komm schon«, sagte sie und zog mich in ihre Arme.
    Kichernd liefen wir weiter, unsere Schritte federnd vor Gelächter. Alles wurde lustig. Wir konnten nicht aufhören, über uns zu lachen, über die Leute um uns herum. Als ich Seitenstechen bekam und stehen blieb, kitzelte sie mich durch.
    Wir lachten über die im Schlaf zusammengepferchten Straßenkids. Bei einigen Gangs lagen sie in symmetrischer Ordnung, bei anderen wild durcheinander. Manche waren mit einer riesigen Plane zugedeckt, geschützt vor den Elementen, andere hatten nichts. Wir lachten über ein Grüppchen Taxifah
rer, die eng beieinanderhockten und sich mit chai und hitzigen politischen Debatten wärmten, während sie auf die Akamba -Busse mit Passagieren aus Tansania und Uganda warteten. Manchmal sahen wir die besorgten Gesichter dieser Besucher, wie sie in den alten Taxis saßen und sich für die gefährlichsten zwanzig Minuten ihrer zwölf Stunden langen Reise wappneten, voller Furcht, sie würden ausgeraubt, sobald das Taxi langsamer wurde.
    Wir hatten keine Angst vor der Stadt bei Nacht. Sie war unser Spielplatz. In Momenten wie diesen schien Maisha ihren Job zu vergessen; sie wollte nur noch lachen und Theater spielen.
    »Du? Netter Typ«, sagte Maisha.
    »Lügnerin.«
    Ich zerrte an ihrer Handtasche.
    »Und morgen schon ein großer Mann …«
    Plötzlich hastete sie an mir vorbei, um einen Volvo mit Chauffeur heranzuwinken. Der Wagen hielt direkt vor ihr, das Fenster wurde heruntergekurbelt. Der Mann auf dem Rücksitz begutachtete sie, schüttelte dann aber den kahlen Kopf und zeigte auf ein größeres Mädchen, eine von denen, die sich hinter Maisha nach vorn drängelten und versuchten, ihr Gesicht ins Fenster zu schieben. Maisha rannte weiter zu einer silbernen Mercedes-Benz-Limousine, aber der Fahrer entschied sich für ein kleineres Mädchen.
    »Irgendwann muss ich mir einen richtigen Job suchen«, seufzte Maisha, als sie zurückkam.
    »Was für einen Job, Schwester?«
    »Ich will es Vollzeit versuchen.«
    » Wapi ?«
    Sie zuckte die Achseln. »In Mombasa? Dar?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Schlechte Neuigkeiten, big gal . Wann denn?«
    »Weiß nicht. Ni maisha yangu , Kleiner, das ist mein Leben.
Mein Plan ist, wenn ich Vollzeit anschaffe, kann ich deine Schulgelder zahlen und noch was für mich beiseitelegen. Dein Geld lass ich dir über die Kirche zukommen. Und wenn ich genug gespart hab, verschwinde ich aus dem Bordell. Ich will nicht ewig auf der Straße stehen. Irgendwann muss ich auch noch mal zur Schule …«
    Dann verstummte sie, spitzte die Lippen, kreuzte die Hände über der Brust und wiegte sich hin und her. Sie rannte keinen Autos mehr nach.
    »Dann sehen wir dich nie wieder?«, fragte ich. »Nein danke. Wenn du ins Bordell gehst, gehe ich nicht mehr zur Schule.«
    »Prima, dann behalte ich mein Geld. Ohne

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