Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio
wiedergutzumachen.
Unsere Lage war hoffnungslos. Aus Richtung Valka rührte sich nichts. Delia berichtete, daß Delphond wie im Schlaf liege, was mich nicht überraschte. Was die Blauen Berge anging – oder Strombor ... Nun ja, wir standen einer hamalischen Armee gegenüber, außerdem Massen von Aufständischen und Interessengruppen, die sich mit falschen Meldungen, Gerüchten, von Phu-Si-Yantong geförderten Animositäten immer wieder gegenseitig anstachelten. Wir waren isoliert.
»Lange hat die Herrscherin Thyllis auf diesen Tag der Rache an Vallia gewartet«, sagte der Herrscher und umklammerte seinen Rapiergriff. »Wenn nur die Königin bei voller Gesundheit neben mir säße – wenn sie nur wieder sie selbst wäre!«
Ich blickte zu Delia hinüber. »Vielleicht ist sie das bald wieder.«
Der Herrscher fuhr zu mir herum. »Was meinst du damit? Sprich!«
»Ich kann nichts versprechen. Aber ...« Ich versuchte Delia anzublicken, die aber den Kopf gesenkt hatte. »Dazu muß ich meine valkanische Villa in der Stadt aufsuchen. Wenn ich zurückkehre, werden wir sehen, was wir machen können.«
»Dray ...«, sagte Delia.
»Du kannst nicht in die Stadt, Prinz«, unterbrach sie Farris. »Dort wimmelt es von Räubern und Aufständischen und Hamalern, die Ordnung zu schaffen versuchen. Sie alle wären deine Feinde.«
»Ich werde fliegen«, sagte ich und stand auf. »Mit deinem Flugboot, Jen Farris. Der Voller, den ich Udo gestohlen habe, ist ein erstklassiges hamalisches Modell. Er wird Delia und den Herrscher tragen, und auch dich, Farris, wenn es auch ein wenig eng werden dürfte.«
»Und dich!« rief Delia.
»O ja. Ich bin bald zurück. Verlaß dich darauf!«
Das Flugboot bewegte sich schwerfällig über das besiegte Vondium. Die einst mächtige Stadt, stolz und prachtvoll in ihrer Schönheit, war nun Raub und Plünderei hilflos ausgeliefert. Kein feindlicher Voller stellte sich mir entgegen, und ich begann schon zu hoffen, das Fehlen hamalischer Himmelsschiffe mochte bedeuten, daß sie irgendwo über Vallia in einen letzten verzweifelten Luftkampf gegen den Vallianischen Luftdienst verwickelt waren.
Die valkanische Villa lag verlassen da. Ihr ungepflegtes Äußeres hatte die Plünderer sie vermutlich übersehen lassen. Die Schlüssel befanden sich in der Wandöffnung, und die eisenbeschlagene Kiste öffnete sich mühelos. Ich befestigte die Wasserflasche an meinem Gürtel.
Sobald wir Königin Lust geholfen hatten, sollte der Herrscher das Flugboot nehmen und mit ihr und Delia und Farris die Stadt verlassen. Ob ich diesem Beispiel folgen würde, wußte ich noch nicht. Delias Ansichten dazu waren mir klar.
Der Voller stieg wieder auf und trug mich etwa eine halbe Ulm in Richtung Palast. Dann verlor er abrupt an Höhe, und ich mußte mein ganzes Geschick aufbieten, um ihn einigermaßen sicher in einem Kanal zu landen. Das Flugboot sank gurgelnd, und ich schwamm an Land.
Jetzt mußte ich zu Fuß weitergehen.
Da und dort wurde mir der Weg durch eingestürzte Gebäude versperrt. Eine große Gruppe Plünderer versuchte mir meine Habe abzunehmen, doch nachdem ein halbes Dutzend Blut und andere wichtige Körperteile gelassen hatten, zogen sich die anderen fluchend zurück.
Ein Pfeil sirrte an meinem Ohr vorbei und kündigte den Versuch der hamalischen Armee an, mich am Vorankommen zu hindern. Aber es waren nur zehn Mann, und nachdem ich dreimal den lohischen Langbogen gehoben hatte, entschlossen sich die überlebenden Sieben klugerweise dazu, abzuziehen und neue Befehle einzuholen.
Meine Lage wurde brenzliger, als ich mich dem Palast näherte und in den Rücken der Truppen geriet, die unsere Stellungen belagerten. Die Swods und ihre Offiziere bewegten sich mit großer Zuversicht; für sie bestand kein Zweifel mehr an einem baldigen Sieg. Ich sah ihre Helme und Waffen, ihre eckigen Schilde und merkte mir ihre Fahnen. Sorgfältig suchte ich mir die Stelle aus, an der ich durchbrechen wollte. – Eine hübsche kleine blumenbewachsene Brücke führte über einen Kanal weiter vorn, und der hamalische Swod, der darauf aufpassen sollte, schwenkte lässig seinen Speer und pfiff ein fröhliches Lied vor sich hin.
Ein Kampf hätte seine Kameraden alarmiert. So fiel ich in den Refrain seines Liedes ein, und marschierte energisch und wie selbstverständlich auf ihn zu. Der Swod musterte mich und hob seine Waffe.
Auf seinem Schild stand das Zeichen des Neunundzwanzigsten Infanterieregiments. Ich winkte ihm freundlich zu
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