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Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen

Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen

Titel: Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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übertrieben herum und bewegten sich wie auf dem Hochseil. Andere waren auf Hände und Knie gesunken und krochen behutsam voran. Nur einer war so mutig – oder tollkühn –, über das Dach zu mir herabzurutschen.
    Dies aber zu schnell.
    Als er den Halt verlor, begann er zu schreien. Seine wirbelnden Hände suchten einen Halt, scharrten über die Ziegel, glitten ab. Er prallte auf die Regenrinne, die sich ächzend löste, und stürzte zu Boden. Die Rinne wurde nur noch von einer Krampe ganz in meiner Nähe gehalten. Ansonsten hing sie herab wie die Rah eines Swifters, die unter der Erschütterung eines Rammstoßes abgebrochen war.
    Der Bursche schrie aus vollem Hals und hielt sich verzweifelt an seinem Ende der Regenrinne fest. Langsam und unausweichlich glitt er dem abgebrochenen Ende entgegen.
    Gleich würde er keinen Halt mehr finden, einen letzten, verzweifelten Versuch unternehmen, die Dachrinne zu umklammern, und dann in die Tiefe stürzen.
    Sein Tod war für mich natürlich ohne Belang.
    Ich legte die andere Hand an meinen unbeschädigten Abschnitt der Dachrinne und hob ein Knie darüber. Dann schaute ich hoch. Die Gefährten des Mannes standen da oben und brüllten herum, und die meisten hatten seinen Sturz noch gar nicht mitbekommen. Sie liefen zum Ende des Schieferfirsts. Die Zeit wurde knapp.
    Der Ledergürtel, den ich trug, war dick und geschmeidig. Er ließ sich mühelos öffnen, und ich packte ein Ende und schleuderte das andere Ende mit der Gürtelschnalle im Bogen herum. Der Gürtel bewegte sich wie ein Pendel.
    »Pack den Gürtel, Dom!« rief ich.
    In den Mondlichtschatten wirkte sein Gesicht gespenstisch bleich. Ich konnte sehen, wie er den Mund öffnete, doch war der Schock schon zu groß. Seine Augen sahen aus wie tief eingebrannte Löcher.
    Bei der nächsten Schwingung versuchte er nach dem Gürtel zu greifen, verfehlte aber sein Ziel. Die Dachrinne schwankte ächzend und senkte sich weiter.
    »Diesmal schaffst du es, Dom!« rief ich.
    Und wieder funkelte die Messingschnalle und verschwand in den Schatten. Er mühte sich angestrengt – das verzweifelte, aufbäumende, gestreckte Mühen eines zu schweren Pferdes vor einem hohen Hindernis. Der Gürtel wurde ergriffen; wie fest der Griff saß, wußte ich nicht. Vielmehr ließen mich meine eigenen Schmerzen befürchten, daß ich den Mann vielleicht gar nicht halten konnte. Es gab nur eine Möglichkeit, dies herauszufinden.
    Die Dachrinne quietschte, Nieten lösten sich knallend, das Metall stürzte zu Boden.
    An meinem Gürtel baumelnd, pendelte der Mann zur Seite und nach unten.
    Scharlachroter Schmerz zuckte durch meinen Körper; Ausgangspunkt waren Arm und Schulter, die Meftos Schwert am schlimmsten zu schmecken bekommen hatten. Ich schloß einen Moment lang die Augen und hielt fest.
    Mit einem dröhnenden Klappern, als würden vierzehnhundert Mülleimer einen Klippenhang hinabgeworfen, traf die Dachrinne im Hof auf.
    Der Mann pendelte unter mir.
    Schließlich begann ich ihn hochzuziehen. Er näherte sich keuchend, und sein Gesicht ließ mich an den ascheweißen Inhalt jener vierzehnhundert Mülleimer denken.
    »Heb dein Bein ... über ... die verdammte Rinne!«
    Er trug ein graues Hemd. Sein Knie war blutig geschrammt. Doch er hob es über den Rand. Lieber ein blutiges Knie als auf dem Hof zerschellen.
    Nachdem sein Gewicht nun zur Hälfte von der Dachrinne getragen wurde, verlagerte ich meinen Griff an seine Schulter und zerrte und stemmte ihn in eine sichere Lage auf dem Dach. Schweratmend lag er neben mir. Sein Körper wogte, so heftig sog er die Luft ein und stieß sie wieder aus.
    Das Geschrei seiner Freunde wurde leiser. Nur noch drei waren auf dem Dachfirst sichtbar. Ich beachtete sie nicht.
    »Du bist in Sicherheit«, sagte ich nachdrücklich, um den Mann zu sich zu bringen. »Brassud!« rief ich. »Nimm dich zusammen!«
    »Du ...« Er keuchte dieses Wort und schaute zitternd in den Abgrund und den fernen Lichtfleck der offenen Tür. »Du ... warum?«
    »Ich bin kein Mörder. Komm wieder zu Atem.«
    »Bei Krun!« sagte er und verriet mir damit, daß er Hamalier war. »Ich würde es nicht für möglich halten, selbst wenn ...«
    »Glaub es ruhig. Und gib mir meinen Gürtel wieder. Im Gegensatz zu dir möchte ich die Hosen anbehalten.«
    Daraufhin lachte er.
    Der Nachtwind strich über das Dach. Der Mann unten eilte mit einer Laterne auf den Hof und brüllte etwas. Die Männer auf dem Dach antworteten ihm mit Geschrei. Es entbrannte eine

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