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Saga von Dray Prescot 29 - Pandahem-Zyklus 03 - Die Feuer von Scorpio

Saga von Dray Prescot 29 - Pandahem-Zyklus 03 - Die Feuer von Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 29 - Pandahem-Zyklus 03 - Die Feuer von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinten ab, ehe ich dann aufstand, den Strand betrat und mich selbst auf den Weg zum gestrandeten Schiff machte.
    Es mußte einst ein schönes Schiff gewesen sein, breit, mit mächtigem Bug und hoher Poop, stolz und gichtig die Wellen durchpflügend. Nun war es nur noch ein hochgereckter Kiel. Mir wollte scheinen, als würde hier gleich noch ein zweites Sakrileg begangen, indem man ein einst vornehmes Schiff einem so gemeinen, entarteten Zweck zuführte.
    Die Lem-Anhänger kennzeichnen sich selbst mit einem Brandzeichen an empfindlicher Körperstelle. Im südlich gelegenen Ruathytu, der Hauptstadt des hamalischen Reiches, hatte mich einmal Nath Tolfeyr aus einer unangenehmen Lage befreit. Damals war er mir noch ein Rätsel gewesen. Er hatte mich in einen Geheimtempel Lems verschleppt, und dort war ich gegen meinen Willen den widerlichen Riten unterworfen worden, die mich zu einem Jünger dieser Gottheit machen sollten. Das Brandzeichen, das ich damals aufgedrückt bekam, war längst verblaßt - eine Folge meines Bades im Heiligen Taufteich des Zelph-Flusses in Aphrasöe, der Schwingenden Stadt der Savanti. Sollte jemand mein Brandzeichen sehen wollen - ich rechnete nicht damit -, würde die Hektik um so früher einsetzen.
    Nicht zum erstenmal kam mir der Gedanke, daß Nath Tolfeyr womöglich ein Kregoinye war wie ich - eine Person, die den Herren der Sterne dienen mußte. Ich nahm es nicht an, aber es wäre immerhin möglich...
    Wie auch immer, im Augenblick war nur wichtig, daß ich Kenntnisse über Gottesdienste und Rituale besaß, die mich als Anhänger des Silbernen Wunders auswiesen. Die Priester und Anhänger, die Jünger und Hierophanten, sie alle hatten ihren Platz in der Sekte. Sie benutzten Geheimzeichen und geheime Formeln. Meine Kenntnisse entstammten einem Tempel in Ruathytu am Aquädukt nah des Jikhorkdun der Thoth. Nun ja, sie mußten hier genügen.
    Die Silbermaske machte mich zum Hyr-Jik, einem mittleren Rang im Kult. Unter mir Stehende mußte ich streng behandeln, vor den Leuten über mir kriechen und jeden aufspießen, der mir Schwierigkeiten machen wollte.
    Das Schiff war schon ganz nahe. Eine Brise machte sich bemerkbar und wehte den Sand in silbrigen Mustern vor meinen Füßen her. Die Zwillingssonne näherte sich dem westlichen Horizont und legte breite karmesinrote und jadegrüne Streifen auf das Wasser. Ein Hauch von Kühle schien mir in der Luft zu liegen. Ich atmete tief ein.
    Hatte ich den Tempel Lems des Silber-Leem erst einmal betreten, gab es nur noch den beklemmenden Geruch nach Weihrauch und vergossenem Blut.
    Die Erinnerung an das unangenehme Abenteuer mit Nath Tolfeyr im Tempel Lems brachte mich auf den Gedanken, daß ich von den Herren der Sterne vermutlich wohl genau deswegen für diese Situation ausgesucht worden war. Die Herren der Sterne hatten mir in der Vergangenheit zwar sehr geschadet, meistens aber durch reine Gleichgültigkeit. Im Grunde wollten sie mir nichts Böses. Sie wußten, wenn sie ein gutes Werkzeug oder eine gute Waffe gefunden hatten, die sie im Kampf einsetzen konnten. Und wie sie mich benutzt hatten, bei Zair!
    Mein Blick richtete sich auf eine Bewegung neben dem Loch in der Schiffswandung. Zwei Wächter in braunsilberner Rüstung waren dort postiert und hielten die Speere schräg vor sich.
    Sie ließen mich ungehindert eintreten, und ich schob einen braunen Vorhang mit Silberquasten zur Seite und betrat den Vorraum. Gestelle und Haken sollten die Dinge aufnehmen, die drinnen nicht benötigt wurden. Ich entledigte mich des Leinenbeutels und der Flasche. Dann zog ich die Robe eng um mich, legte eine Hand auf den Schwertgriff und marschierte weiter.
    Hier war es nicht viel anders als im Tempel von Ruathytu - und zugleich doch sehr verschieden.
    In der Enge des umgestürzten Schiffes war der Raum gleichwohl geschickt genutzt. Die sich hochkrümmenden Streben der Schiffshülle ließen den umschlossenen Raum wie einen Tempelsaal aussehen.
    Braune und silberne Behänge verdeckten die alten Holzbohlen. Fackelfeuer loderten in hohen silbernen Ständern, jeweils zu Bündeln von vier und fünf Lichtquellen arrangiert. Weihrauch wurde in großzügigen Mengen verbrannt. Ich preßte die Lippen aufeinander und versuchte nicht zu tief einzuatmen.
    Menschen standen in lässiger Haltung herum und unterhielten sich leise. Gelegentlich zuckten an den Silbernen Leem-Masken Lichtreflexe auf. Die entspannte Atmosphäre war mir zuwider. Diese verkommenen Gläubigen warteten auf den

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