Saga von Dray Prescot 29 - Pandahem-Zyklus 03 - Die Feuer von Scorpio
Beginn ihrer diabolischen Riten und plauderten dabei über dieses und jenes und kosteten ihre Vorfreude voll aus.
Seitlich des Altars erhob sich der hohe Eisenkäfig. Er war nicht leer.
Das Opfergeschöpf war ein Mädchen, höchstens vier Jahre alt. Sie trug ein knielanges weißes Kleid und Blumen im Haar, das im Licht der Fackeln zu allen Seiten weich und braun schimmerte. Dieses Licht beschien auch den schwarzen Basaltbrocken.
Ich wandte den Blick ab. Die Darstellung des Leem ragte hoch über den Altar auf - silbernschimmernd, drohend, ungezähmt. Die Statue bestand wahrscheinlich aus gehämmertem Silber über einem Holzgestell. Die Darstellung war nicht erstklassig, doch gab es das Bedrohliche eines Leem wirkungsvoll wieder. Der Leem hat einen keilförmigen Kopf mit Hauern, die Eichenholz durchschlagen können. Er besitzt acht Beine und zwei Herzen und genießt das Töten.
Ein normaler Leem ist etwa so groß wie ein ausgewachsener Leopard -das Götzenbild über dem Altar war etwa um die Hälfte größer. Die rubinroten Augen schimmerten im Fackelschein. Ich wandte den Blick ab.
Das Kind weinte nicht. Es hockte im Käfig und aß Süßigkeiten, wie sie an jedem Banje-Laden zu haben waren. Eine klebrige Flüssigkeit lief dem Mädchen über das Kinn.
Ich klopfte zuerst mit dem Absatz, dann mit der Spitze meines Fußes auf den Boden. Der Bursche, den ich im Unterholz gefesselt hatte, liebte Sandalen mit festen Ledersohlen, die mit langen Schnüren zu befestigen waren. Mein Fuß klang hohl auf dem Sand, der am Boden verstreut war.
Offenbar benutzte man das Schiffsdeck als Fußboden. Interessant.
Priester wanderten umher und bereiteten Messer und Flegel vor. Die Gemeinde unterhielt sich in gedämpftem Ton, der Weihrauch stank, die Fackeln loderten. Ich hatte die Kapuze meiner braunen Robe halb über die Silbermaske gezogen.
Wie ein roter Blitzstrahl überfiel mich die Erinnerung an eine ähnliche Szene im Freien: Der Priester war gerade im Begriff, das Messer zu erheben, da jagte plötzlich ein Flugboot heran, ich ließ ein Krozair-Langschwert wirbeln, und Barty Vessler sprang hinaus und durch trennte die Fesseln des Kindes. Ein eleganter, vornehmer, sehr anständiger junger Mann war Barty Vessler, Strom von Calimbrev, ein Mann mit strengen Vorstellungen von Ehre und Pflicht. Ein prächtiger junger Mann, der allerdings nicht mehr lebte: Er war dem feigen Hieb eines Kleesh zum Opfer gefallen, der seiner Strafe schon zu lange entgangen war. Auch wenn die Rache etwas für Dummköpfe ist, war ein gewisser Ausgleich für Bartys Tod längst überfällig.
Mit gesenktem Kopf näherte ich mich langsam dem Eisenkäfig. Ketten lagen auf dem Basaltbrocken. Das Licht warf die verzerrten Schatten der Gitterstäbe über das Kind.
Ich mußte das arme Geschöpf befreien. Aber nicht das allein war meine Aufgabe. Mein Blick suchte die Priester.
Einer von ihnen, eine massige Gestalt in dicker Robe, trug mehr Gold als alle anderen. Bestimmt war er der Hyr-Prinz-Majister oder wie dergleichen unsinnige Titel lauteten. Ich merkte mir seine Position. An seiner Hüfte hingen Schlüssel, außerdem trug er ein Schwert.
Ein Unterpriester kam herbei.
»Nicht zu nahe heran«, sagte der Mann mahnend.
»Ich hätte gern mit dem Hyr-Prinz-Majister gesprochen...«
»Mit wem?«
»Ich sagte...« Dann stockte ich. Mein Fehler war offenkundig. Der Titel dieses Oberschurken lautete offenbar anders.
Dicht neben meiner Schulter flackerte eine Feuerschale auf ihrem Ständer. Eine weitere stand wenige Schritte weiter rechts. Zwischen ihnen erhob sich der Käfig. Der Basaltstein unter dem Götzenbild befand sich seitlich des Käfigs, dicht am Altar. Ich trat vor und schlug wie ein Leem zu.
Den Priester traf ich an empfindlicher Stelle am Unterleib. Die linke Feuerschale fegte ich mit einer Handbewegung rückwärts. Ohne innezuhalten, hieb ich auch gegen den rechten Ständer und ließ das Feuer fliegen. Glühende Kohlebrocken rutschten zischend über den Boden. Qualmgestank breitete sich aus.
Ich packte den Oberpriester mit der linken Hand an der Kehle und drückte ihm einen Finger ins Auge.
»öffne den Käfig, Rast! Beeil dich und mach keine Umstände, sonst bist du tot.«
Er konnte seiner Angst keinen Ausdruck verleihen, weil ihm meine Faust die Luft abschnürte. Er fummelte an den Schlüsseln herum. Das brachte nichts. Ich ließ ihn fallen, entriß ihm den Schlüsselbund und wählte den größten. Er paßte nicht.
In der Enge der
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