Sagen aus Schlesien
Muhme meiner Mutter.«
Ein andermal ging der Tod in ein Häusel und bat um eine Gabe. Die Frau aber wies ihn mit bösen Worten fort. Da sagte der Tod: »Warte, du sollst an mich denken!« Als die nächste Krankheit ins Dorf kam, mußte die Frau sterben.
Der Vampir
In Milkendorf hatte der Schuster-Thes sich dem Leibhaftigen verschrieben. Im Walde riß er die Bäume samt den Wurzeln aus, während er sprach: Hans zieh! Vor seinem Tode bat er sein Weib, sie möge ihm die Nase abschneiden, sonst müsse er umgehen. Aber sie wollte ihn nicht verunstalten und unterließ es, seinen Willen zu erfüllen. An seinem Begräbnistage saß er auf einer Linde vor seinem Hause und geigte. Auch später trieb er sein Wesen. Oft sah man des Morgens Hunde auf dem Dachgiebel hängen, welche mit ihren Schwänzen zusammengebunden waren. Das bewog die Leute, einen Scharfrichter aus Wien kommen zu lassen, der den Leichnam ausgraben ließ. Man fand den ganzen Körper mit Federkielen bewachsen; wenn daraus Federn geworden wären, wäre Schuster-Thes auf und davon geflogen. Man hat den Körper auf dreier Dörfe Grenze verbrannt und als aus dem Feuer eine schwarze Kugel hervorrollte, zerhieb der Scharfrichter sie kreuzweise mit seinem Schwert. Danach war Ruhe in Milkendorf.
Der Wetterherr
Es ist wohl schon 300 Jahre her, da hat ein vornehmer Herr in Begleitung verschiedener Standespersonen und deren Dienerschaft den Riesenberg und die Teiche in Augenschein nehmen wollen. Zuvor aber hat man den Dienern ernstlich geboten, es soll sich keiner unterstehen, unterwegs beim Aufstieg in das Gebirge den Waldgeist, den man gemeinhin den Rübezahl nannte, mit Spottreden zu reizen, damit hierdurch nicht etwa ein widerwärtiges Wetter erweckt werde. Als sie nun aufgestiegen, war es anfangs schön, herrlich und lustig. Als aber die Diener, die von weitem den Herren folgten, anfingen, mit spöttlichen Reden den Berggeist heimlich hervorzulocken und mit unflätigen Namen an seiner Ehre anzugreifen, da ist eine kleine Wolke von Sonnenuntergang her aufgestiegen und eine andere ihr von Mittag her begegnet. Und als die ganze Gesellschaft an einem großen Teich angelangt war, schlossen sich die beiden Wolken zusammen und gaben einen mächtigen Platzregen von sich. Und dann kam ein furchtbares Unwetter mit Blitzen, Hagel und schrecklichem Donner, daß sie nicht anders meinten, als es gehe an ihr Leben. Und bei jedem Donner, auf den sich ein Hagelwetter entlud, sind die Berge erzittert, und die Täler sandten einen erschrecklichen Widerhall. Fast alle standen erblaßt da und wußten nicht Rat noch Hilfe, nur der Herr selbst blieb ruhig, faßte ein großes Kreuz in seine Hand und hielt es dem Blitz und den Donnerstreichen entgegen, worauf das Ungewitter kreuzweis gespielt mit einem so heftigen Ungestüm, daß es den Berg erschütterte, die zusammengetroffenen Winde sich in den großen Teich schlugen und die Gestalt eines Kreuzes bildeten, das nach einer Weile wie eine Schlange gestaltet war und so in den Abgrund verschwand.
Die albende Frau drückt einen Baum
In Breslau war eine Köchin, die eine Hexe war und immer auf den Tauentzienplatz ging, um die Bäume zu drücken. Sie stieg dabei auf den Baum hinauf; dort haben die Leute sie sitzen gesehen; es hieß aber immer, man solle sie dann nicht anrufen, sonst fiele sie herunter. Ein Bauer in Borowitz glaubte, seiner Frau Linderung zu verschaffen, wenn er den Baum, den sie als Alb drücken mußte, zum Hofe schaffte; aber im Augenblick, als der Baum abgesägt wurde, starb die Bäuerin. Eine Heidenauerin brauchte zwar nicht zu sterben, aber auch ihr half das Absägen nichts; sie mußte den stehengebliebenen »Stock« drücken; als aber der Bauer die Frau erlösen wollte, indem er diesen Stock zerspaltete und zersägte, wars auch um sie geschehen. Dagegen erzählt man in der Gr.-Iser von einer jungen Frau, die dadurch Ruhe bekam, daß ihr Mann ihr erlaubte, den großen Bullen im Stall zu drücken, bis er tot war.
Die Fragepein
Um 12 Uhr geht in der schlesischen Lausitz die Mittagsfrau oder (in Oberschlesien die Pschiponza) die Pschipolniza. In Bloischdorf ist noch ein Stein, worauf die Pschipolniza gesessen hat, der ist grau und mit Moos bewachsen und oben eingesessen. Sie plagt den Menschen mit Fragen und zwar wurde, wenn sie auf dem Felde war, zumeist vom Flachs gesprochen. Sie trug eine Sichel an einer langen Stange über der Schulter. In Oberschlesien hat sie ein rotes, dreifach gefaltetes Tuch auf dem Kopfe, hält
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