Sagen aus Westfalen
mitteilte ist (seiner Ansicht nach) die älteste Sage im ganzen Lande die von einem Geiste in dem Dorfe Mosebeck (zwischen Detmold und Blomberg). Die Einwohner in dortiger Gegend glauben noch heute fest an diese Sage:
Auf dem Spruteschen Hofe in Mosebeck war eine zweite junge Frau eingezogen, die aber in jeder Nacht von einem Geiste belästigt wurde, so daß sie keine Ruhe hatte. Auf Anraten der nahen Verwandten wurde beschlossen, einen Pater aus Paderborn kommen zu lassen, damit dieser den Geist bespreche, aus dem Hause treibe und in den Brockhauser Mühlenteich banne. Zu diesem Zweck wurde ein großer Leiterwagen rückwärts auf die Diele geschoben; dann wurden die Pferde vorgespannt. Der Pater setzte sich auf den Wagen, betete und betete und beschwor den Geist, der auf dem Boden (Balken) war, herunterzukommen und sich auf den Wagen zu setzen. Der Geist blickte durch die Bodenluke und weigerte sich herabzusteigen; allein der Pater ließ nicht nach mit Beten, und der Geist bequemte sich zuletzt, kam herab und setzte sich hinten auf den Wagen. Dem Knechte, der die Pferde mit Mühe und Not hielt, war vorher verboten worden, sich umzusehen, allein er konnte seine Neugier nicht beherrschen. Er sah sich nach dem Geiste um, jedoch im nächsten Augenblick hatte sich dieser schon auf den armen Kutscher geworfen und sich festgeklammert. Der Pater hatte jetzt seine ganze Macht anzuwenden, um durch sein Beten und Besprechen den Geist wieder von dem Knecht loszubekommen. Endlich setzte sich der Geist wieder auf den Wagen; er wurde zum Brockhauser Mühlenteiche gefahren und hineingebannt.
Die Bewohner der Gegend glauben noch immer, daß der Geist in dem Mühlenteiche verborgen sei und das dabei liegende Brockhauser Holz unsicher mache. »Als ich vor ungefähr 30 Jahren«, so erzählte mein Gewährsmann, »meinen Schwager in Cappel besuchte, begleitete dieser mich bis zum Kruge in Mosebeck, wo wir uns nach einem kleinen Trunke trennten; es konnten wohl gegen elf Uhr nachts sein. Der Wirt Tegeler fragte mich ganz erstaunt, ob ich denn durch das Brockerholz heimgehen wollte, und als ich das bejahte, erklärte er, ihm könne einer hundert Taler geben, er ging in der Nacht nicht durch das Holz, denn da sei es ganz gewiß nicht richtig. «
Heybrock
In der Davert gibt es einige Gegenden, welche sich durch mannigfaltige Spukereien vor den übrigen besonders auszeichnen: hierzu gehört der sogenannte Heybrock. In diesem läßt sich ein kleines Männchen unter allerhand Gestalten sehen, welches gewöhnlich zur Nachtzeit umherläuft und die Wanderer durch fortwährendes Hohorufen irreführt. Zuweilen führt dieser sonderbare Geist die Leute auf den Weg nach Ascheberg hin, zu dem sogenannten Hüfelsteig, wo ein altes Weib mit einem Haspel auf einem Schlagbaum sitzt und alle Nacht haspeln muß, weil sie in ihrem Leben die Leute mit einem zu kleinen Haspel betrogen hat. Zuweilen führt er sie aber auch auf eine gleichfalls im Heybrock gelegene Wiese, auf welcher zwei alte Jungfern unter seltsamen Sprüngen und Gesängen im Mondschein miteinander tanzen, weil sie in ihrem Leben mit dem Teufel in Verkehr gestanden haben sollen.
Hostienwunder
In Laer erzählte man mir folgende Geschichte. Ein ungläubiger Offizier hatte immer davon gehört, daß die Katholiken so sehr an die heilige Kommunion glaubten. Da wollte er doch die Probe auf das Exempel machen. Er bot drei Soldaten greulich viel Geld, dann sollten sie die Hostie nicht hinunterschlucken, sondern im Mund behalten und mit in die Wirtschaft nehmen. Die Soldaten haben das auch getan. Und wie sie nun die Hostie in das Bier taten, ist dieses zu Blut geworden. Und die Männer wurden mit einem Male ganz schwarz, bloß die Fingerspitzen, womit sie die Hostie aus dem Mund genommen und in das Bier getan hatten, waren weiß geblieben. Da war denn der Schrecken unter den Leuten groß. Und sie ließen einen Pater kommen, der sagte, die drei müßten ewig fortleben. Sie brauchten ihnen aber kein Essen zu geben und sollten sie nur einmauern. Da haben sie eine Ecke vom Zimmer abgetrennt, und darin sitzen die drei Spötter bis auf den heutigen Tag. Wo sich die Geschichte zugetragen hat, weiß man nicht genau zu sagen.
Iserlohn
Der Name der Stadt kommt her von Eisen und Lohnen. Denn weil daselbst sonst viel Eisenerz gegraben wurde und die in dasiger Gegend wohnenden Arbeitsleute am Sonnabend hingingen, um ihren Lohn für die getane Arbeit zu empfangen, und wenn sie gefragt wurden: »Wohin?« zur
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