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Sagen aus Westfalen

Sagen aus Westfalen

Titel: Sagen aus Westfalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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rechten Dingen zugegangen, warf die Kohlen auf den Herd und ging wieder zu Bette. Am andern Morgen suchte sie nach den Kohlen, aber die waren lauter Goldgeld geworden. Bei näherer Untersuchung haben sich in dem Hause, wo die Männer gewesen sind, große vergrabene Schätze gefunden, wodurch diese Leute darum ganz reich geworden sind.

Marienmünster
    Der fromme Bischof Badurad von Paderborn hatte ein Gelübde getan, der Heiligen Jungfrau zu Ehren ein Kloster zu bauen; nur konnte er über den Ort, wo es stehen sollte, nicht einig mit sich werden. Zu derselben Zeit hatte ein alter Hirt, welcher über Nacht bei seinen Schafen im Felde war, ein Gesicht von einer großen Schar Hirsche mit leuchtenden Geweihen, welche sich erst, als wenn sie etwas suchten, im Tale herumtrieben; sich dann auf einem Flecke zusammenfanden und lagerten und zuletzt spurlos verschwanden. Der Hirt erzählte die Sache einem Geistlichen, und als sich die Erscheinung allnächtlich wiederholte, seinen Bekannten; das Gerücht davon trug sich hier und dorthin; endlich hörte auch Bischof Badurad davon. Im frommen Eifer, diesen höchst merkwürdigen Dingen auf die Spur zu kommen, reisete der heilige Mann selbst nach dem ihm beschriebenen Orte hin, und fand gleich in der ersten Nacht die Sache völlig so wie man ihm gesagt hatte. Wie er darüber ernsthaft nachdachte, fiel ihm ein, dies sei vielleicht der Ort, welchen sich die Heilige Jungfrau zum Tempelplatze ausersehen habe. Er flehete also in brünstigen Gebeten zu der Hochbegnadigten, sie möge, wenn hier ihr Haus stehen solle, ihren Willen in der nächsten Nacht deutlich kundgeben. In der kommenden Mitternacht ging alles wie früher; einer von den Hirschen aber erhob sich und trat in die Mitte der andern. Da sah der Bischof, daß dieser statt des Geweihes ein goldenes Kreuz auf dem Haupte trug. Der Hirsch blieb einige Zeit stehen; dann beugte er sich und legte das goldene Kreuz auf den Boden nieder. Darauf war die ganze Erscheinung verschwunden. Jetzt glaubte Badurad alles verstanden zu haben. Er ließ sogleich an dem Orte den Bau der Kirche und des Klosters beginnen. Der Altar kam genau an die Stelle, wo der Hirsch das Kreuz niedergelegt hatte. Das goldene Kreuz selbst zeigt man in dem Kloster bis auf den heutigen Tag. Dieses ist der Anfang des Klosters Marienmünster.

Minden
    Die sächsische Chronik erzählet, Widukind, der erste christliche Fürst in Sachsen, habe Kaiser Karlen zugelassen, bei ihm in seinem Schlosse an der Weser einen bischöflichen Sitz zu machen, denn sie mochten beide Weite genug darin haben, und sprach Widukind zum neuen Bischofe also: »Es soll mein gut Schloß Visingen, so an der Weser gelegen, auch mein und dein sein zu gleichem Recht.« Daher wurde es nachmals in der sächsischen Sprache Myndyn genannt, aber mit der Zeit ist aus Myndyn Mynden geworden und das y verwandelt worden in ein i.

Spuk in der Brennerei
    Wiegenkinder, herangewachsene Mädchen und Frauen hatten unter den Hexenkünsten zu leiden, ja selbst die stärkeren Männer wurden ihre Opfer. Die Sage erzählt uns von einer Brennerei in Ohne, auf der ging es nicht mit rechten Dingen zu. Der Betrieb brachte es mit sich, daß der Brenner hin und wieder auch des Nachts heizen mußte. Jedesmal aber, wenn das der Fall gewesen war, lag der Brenner vor dem Kessel tot. Die rätselhaften Vorfälle sprachen sich so weit herum, daß sich in der Umgebung kaum noch ein Brauknecht fand, und der Besitzer mußte es schon in die Zeitung setzen lassen, wenn er noch auf Erfolg rechnen wollte. Da kam nun endlich ein Brenner, der hatte das Herz auf dem rechten Fleck. Wie er in der Nacht heizen mußte und es schon reichlich spät war, sah der Unerschrockene eine Katze durch das Mauerloch herbeischleichen. Sogleich ging er darauf zu und sagte: »Miesken, kum hier un wiäme di!« Dabei hob er sie auf und setzte sie vor den warmen Kessel. Wie nun der Brenner das Tier fragte, ob noch mehr Katzen kämen, blickte es nach dem Mauerloch und sagte: »Mau, mau«, was soviel heißen sollte, ja es kämen noch welche. Es war gerade zwölf Uhr nachts. In kleinen Abständen folgte eine Katze nach der anderen durch das Mauerloch in die Brennerei, und immer hatte der Brenner sie an den Kessel gesetzt, sagend: »Miesken, kum hier un wiäme di!« Und auf seine Frage, ob noch mehr kämen, hatte die zuletzt hereingekommene Katze stets die Antwort gegeben: »Mau, mau« und hatte dabei nach dem Loch geschaut. Zuletzt kam dann auch noch die siebte Katze.

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