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Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Bergen
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Obstgarten.
    Kirschen, Äpfel, Pflaumen, Birnen. »Wir haben sämtliche Obstbäume!«, hatte Papa begeistert aufgezählt. Und er hatte schon abgemacht,dass Johann, der sich bisher um den Garten gekümmert hatte, das auch in Zukunft machen würde.
    Eve pflückte einen kleinen grünen Apfel und roch daran. Sie putzte ihn am Ärmel ab, nahm einen vorsichtigen Bissen und verzog sofort das Gesicht. Noch viel zu sauer! Schnell spuckte sie das Fruchtfleisch aus und warf den Apfel weg. Dann spazierte sie weiter an den Ostbäumen vorbei, sog die verschiedenen Düfte in sich auf und lauschte dem Gesumme und Gezwitscher um sich herum.
    Schließlich ließ Eve sich ins Gras sinken. Ein Käfer bahnte sich eifrig einen Weg an einem hohen Grashalm entlang. Wo der bloß hin wollte? Eine Weile schaute sie zu, wie sich das Tierchen mühsam voranarbeitete. Mit einem zufriedenen Seufzer krempelte sie die Hosenbeine hoch und streckte sich träge aus. Vielleicht konnte sie ja ein wenig Morgensonne tanken.
    Eine Biene, die summend an ihrer Nase vorbeiflog, ließ Eve schließlich aufschrecken. Sie setzte sich hin und brachte ihre Hose wieder in Ordnung. Dann fiel ihr Blick auf die kleinen Blumen, die weiter hinten im Garten blühten. Sie hatten hellviolette Blütenblätter und ein knallgelbes Inneres. Eve beugte sich vor und pflückte eine. Das Blümchen duftete kaum. Gedankenverloren drehte Eve den Stängel zwischen den Fingern, so schnell, dass die Blume zu einem gelben Punkt wurde. Wie ein Strudel wirbelte er vor ihren Augen herum.
    »Guten Morgen, Schwesterchen.«
    Erschreckt schaute Eve auf, die Blume fiel ihr fast aus der Hand. »Himmel, Fré, schleich dich doch nicht so an!«
    Außer Atem ließ sich Frederik neben sie ins Gras fallen.
    »Wo joggst du eigentlich immer?«
    »Hier hinterm Garten fängt ein Pfad an«, erklärte ihr Frederik. »Man kann dort klasse laufen. Viel besser als in Antwerpen. Richtig frische Luft, kaum Leute, viel Grün.«
    Eve schwieg, fragte dann aber doch: »Vermisst du Antwerpen nicht?«
    Frederik zuckte mit den Schultern und pflückte auch eine Blume. »Manchmal schon«, gab er zu. »Aber wir wohnen jetzt hier, also sollten wir das Beste draus machen.« Seine Finger drückten so fest auf den Blumenstiel, dass Saft daraus tropfte, direkt auf sein T-Shirt.
    »So einfach ist das nicht«, murmelte Eve.
    »Du sahst aber gerade so aus, als fändest du es ganz angenehm, hier im Garten zu sitzen.«
    Eve fühlte sich ertappt. »Macht ein einziger angenehmer Moment denn alle unangenehmen wett?«, entgegnete sie.
    »Du musst es dir selbst einfach so angenehm wie möglich machen. Das Schwimmbad zum Beispiel, das muss her. Sonst hätten sie es uns nicht versprechen dürfen.«
    Eve verzog das Gesicht. »Ich kann Mama schon hören. Das ist ganz eindeutig nicht ihre Idee gewesen. Und so ein Schwimmbad muss auch ständig sauber gemacht werden.«
    Frederik grinste und gemeinsam schlenderten sie zurück zum Haus.
    »Wusstest du eigentlich, dass das Haus einen Namen hat?«
    Fré nickte. »’ T K OUTER , das bedeutet Acker oder so, glaube ich.«
    »Hast du noch mehr Geschichten gehört?«, wollte Eve wissen.
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, eben Geschichten über das Haus. Es ist schließlich schon ziemlich alt.«
    Fré runzelte die Stirn. »Max und ich haben im Dorf mal was aufgeschnappt, aber wir sind nicht näher drauf eingegangen. Ich kann mich auf jeden Fall an nichts mehr erinnern. Warum?«
    »Och, nur so.« Inzwischen waren sie unter dem Nussbaum angelangt. Eve zeigte auf den breiten, weit ausladenden Ast. »Meinst du, wir könnten eine Schaukel daran befestigen?«
    Frederik war sofort Feuer und Flamme. Er musterte den Zweig mit Kennerblick und befühlte den Baum. »Klar geht das, vielleicht sollten wir das sofort machen. Ich glaube, hier kann man mächtig hoch schaukeln.«
    Seine Augen fingen an zu leuchten und Eve wusste, dass er sich selbst schon schweben sah. Sie schaute hinauf. Von oben aus dem Fenster wirkte es gar nicht so, aber wenn man hier unter dem Baum stand, merkte man erst, wie hoch der Ast wirklich war. Ein Kribbeln fuhr durch Eves Bauch.

»Belle!«
    Es dauerte einen Moment, bevor mir klar wurde, dass da jemand im Gebüsch saß. Ich hatte mich so darauf konzentriert, möglichst hoch zu schaukeln, einzig mit der Frage im Kopf, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn mein Kopf in die Wolken stoßen würde
.
    Dann hörte ich die Stimme wieder und bemerkte den dunklen Schatten hinter dem

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