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Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Bergen
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wirkte Wunder.
    »Habt ihr Lust, heute Abend mit ins Ballett zu gehen?«, fragte Eve, als sie im Garten eine große Portion Fritten aßen. Sie war selbst überrascht über ihren Vorschlag.
    Philip schüttelte entschieden den Kopf. »Nee, ohne mich!«
    Lies hingegen nickte strahlend.
    Zufrieden knüllte Philip seine leere Frittentüte zusammen und streckte sich auf der Terrasse aus. »So, jetzt ist es Zeit für eine Siesta.«
    Zu Eves großem Erstaunen stimmten ihre Eltern zu.
    »Noch zwei Stunden richtig schuften, dann könnten wir fertig sein«, sagte Mama hoffnungsvoll, als sie wieder im Keller waren.
    Eve machte ein wenig überzeugtes Gesicht.
    »Doch, das könnte klappen«, meinte Lies und knuffte sie in die Seite.
    Eve folgte ihr in die hintere Ecke, in der die ältesten und schimmeligsten Teile lagen. Angeekelt fing sie an einige verklumpte Wollknäuel vom Boden zu kratzen, als ihr Blick auf ein gerahmtes Foto fiel, das ganz hinten an der Wand lehnte.
    Vorsichtig hob sie es hoch und rieb es mit ihrem Ärmel sauber. Eine junge Frau blickte sie an. Sie war sehr hübsch, mit einer hohen Stirn, langen Haaren, die ihr in Wellen über die Schultern fielen, und einer stolzen, geraden Nase. Und doch war das nicht der Grund, warum Eve sich das Porträt so lange ansehen musste. Es waren die Augen der Frau, die Eve in ihren Bann zogen. Sie schaute so unglaublich traurig, dass man selbst auch ganz traurig wurde. Eve bekam eine Gänsehaut.
    »Hey, du Faulpelz!«, rief Lies ihr zu. Sie ging zu Eve, die sich immer noch nicht rührte. »Was ist denn los?«
    Eve reichte ihr das Foto.
    Lies betrachtete es und machte dann dasselbe wie Eve vor zwei Minuten. Mit dem Ärmel wischte sie vorsichtig über das Porträt. »Sie ist bildschön. Aber auch unheimlich betrübt. Wer sie wohl sein mag?« Sie drehte das Bild um, aber es stand nichts drauf. »Vielleicht sollten wir das Foto aus dem Rahmen nehmen, es kann sein, dass jemand etwas auf die Rückseite geschrieben hat.«
    »Okay, aber lass uns das oben machen.« Lies nickte.
    »Wir gehen kurz rauf, Mam, sind gleich wieder da!« Eve hörte die Antwort ihrer Mutter schon nicht mehr und rannte zusammen mit Lies die Treppe hinauf.
    Das grelle Tageslicht in der Küche bremste sie. Was machte sie hier eigentlich mit einem alten Foto in der Hand? Andererseits konnte sie erst jetzt richtig sehen, wie furchtbar schwermütig die Augen sie anstarrten.
    »Nun komm«, drängte Lies. »Sie wird schon nicht beißen.« Geschickt löste sie die Häkchen an der Rückseite des Rahmens und reichte Eve das Foto. »Los, dreh es um«, flüsterte sie ungeduldig.
    Beide hielten die Luft an, als Eve das Porträt wendete. Enttäuscht schauten sie auf die weiße Rückseite.
    »Da steht gar nichts«, sagte Eve.
    Lies beugte sich über das Foto. »Ich glaube, hier war mal was.« Sie zeigte auf eine Stelle in der rechten Ecke.
    Eve betrachtete sie aufmerksam. Ein undeutlicher blauer Schatten war zu erkennen.
    »Hast du eine Lupe, vielleicht können wir dann entziffern, was dort gestanden hat?«
    Eve legte den Kopf schief und dachte nach. Natürlich hatten sie eine Lupe. Aber in welchem Karton die sein mochte und wo sich dieser Karton in dem Kartonlabyrinth, das hier im Augenblick herrschte, wohl befand, konnte sie beim besten Willen nicht sagen.
    »Philip hat bestimmt eine an seinem Schlüsselbund«, sagte Lies.
    »Höre ich da meinen Namen?«
    Die Mädchen schrien erschrocken auf, als Philip plötzlich hinter ihnen auftauchte.
    »Was flüstert ihr denn so geheimnisvoll?«
    »Wir flüstern überhaupt nicht«, sagte Eve, während ihr bewusst wurde, dass Philip recht hatte.
    »Zeigt euren Schatz mal her.« Kurzerhand griff Philip nach dem Foto und drehte es um. »Wer ist das?«
    »Wissen wir nicht. Aber auf der Rückseite stand mal was. Wenn du deine Lupe holen könntest …« Lies sah ihren Bruder fragend an.
    Doch der studierte weiter das Foto. »Wahrscheinlich ist es der Stempel des Fotografen, der es gemacht hat.«
    »Meinst du?«, fragte Eve enttäuscht. Der Mann war bestimmt längst tot.
    »Kommt mir logisch vor. Warum wollt ihr das eigentlich wissen? Es ist doch bloß ein altes Foto.«
    »Philip …«
    »Schon gut, schon gut. Ich glaub, die Lupe ist in meinem Rucksack.« Philip trollte sich in den Flur.
    »Wo seid ihr denn plötzlich alle hin?« Jetzt stand auch Mama in der Küche.
    Eve zeigte auf das Porträt. Ihre Mutter warf einen kurzen Blick darauf und ging dann zum Schrank, um eine Packung Kekse zu holen.

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