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Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Bergen
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glaube.«
    Eve atmete erleichtert auf. Zu dritt hatten sie vielleicht doch eine winzige Chance, etwas zu finden. Wenn es überhaupt etwas zu finden gab.
    Sie teilten den Container in drei Bereiche auf und öffneten hastig sämtliche Müllsäcke. Nach einer halben Stunde fing Max an zu jammern. Er hatte zu wild an einem Sack mit Essensresten gerissen und seine Hose war jetzt mit einer schimmelartigen Schicht bedeckt. »So ein Mist, Eve, du hast aber auch echt immer die tollsten Ideen!«
    »Ich hab dich nicht darum gebeten mitzusuchen«, entgegnete Eve bissig. Ihr Rücken tat weh, ihre Haare fühlten sich fettigan und sie wusste genau, dass sie ihre Fingernägel wochenlang nicht mehr sauber bekommen würde. Max sollte bloß die Klappe halten.
    Mamas plötzliches Auftauchen verhinderte einen Streit. »Was um Himmels willen macht ihr hier?« Sie war die Leiter hinaufgeklettert und blickte auf das Schlachtfeld, das die drei verursacht hatten. »Was fällt euch bloß ein? Warum meint ihr, lasse ich alles in Müllsäcke stopfen? Damit ihr sie später wie die Straßenkatzen wieder aufreißt?«
    Benommen schaute Eve um sich. Jetzt erst sah sie, was sie angerichtet hatten. Gerade eben noch hatten die Müllsäcke ordentlich aufeinandergestapelt im Container gelegen. Nun herrschte ein Durcheinander aus Abfall und Trümmern. Und es stank.
    »Eve, was ist hier los? Von den Jungen hätte ich das vielleicht noch erwartet, aber du könntest deinen Verstand wenigstens gebrauchen.«
    Eve öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Hilflos schaute sie zu ihren Brüdern, die auch kein Wort herausbrachten.
    »Eigentlich müsste ich euch alles wieder in die Müllsäcke stopfen lassen. Was habt ihr euch nur dabei gedacht? So viel Arbeit und ihr macht ein solches Chaos daraus!«
    »Es ist auch unsere Arbeit.« Plötzlich konnte Eve den Mund nicht mehr halten. »Wir haben hier mindestens genauso viel dran gemacht«, fuhr sie fort, während Mama sich auf ihren Absätzen umdrehte. Sie vergaß dabei bloß, dass sie auf einem Stapel Zeitschriften stand. Prompt rutschte sie der Länge nach weg und konnte nur mit knapper Not einem Müllsack mit faulem Gemüse ausweichen.
    »Das ist mein Haus, Fräulein. Solange du hier wohnst, tust du, was ich sage. Und ich sage, dass du sofort in dein Zimmer gehst!«
    »Aber, Mam …« Frederik kam ihr zu Hilfe.
    »Nichts, ABER , M AM .« Erst jetzt fiel Mamas Blick auf Max. »Wie um alles in der Welt siehst du denn aus? Was ist das für ein Zeug auf deiner Hose?« Mamas Stimme überschlug sich fast, laut und schrill schallte sie durch den Container.
    »Okay, wir sind schon weg«, sagte Frederik gelassen. Er zog die beiden anderen mit sich. Während sie ins Haus gingen, konnte Eve ihre Mutter noch immer schimpfen hören.
    Nach einer langen, warmen Dusche fühlte Eve sich wieder sauber. Mit dem Telefon in der Hand machte sie es sich auf dem Bett gemütlich, um Eileen die ganze Geschichte zu erzählen und endlich jemanden zu haben, der mit ihr fühlte. Aber ungefähr in der Mitte ihrer Erzählung hielt Eve abrupt inne. »Es interessiert dich nicht, oder?«
    Einen Moment blieb es still am anderen Ende der Leitung. »Natürlich bin ich froh, etwas von dir zu hören, Eve. Aber wie kannst du dich nur so über ein blödes Foto aufregen? Die Frau darauf ist wahrscheinlich längst tot. Und dann noch im Abfall rumwühlen?«
    »Ich habe gerade geduscht«, antwortete Eve trocken.
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Nein, das weiß ich nicht.«
    Eileen seufzte. »Du bist sonst immer so ruhig und gelassen, aber jetzt machst du aus einer kleinen Sache ein Riesendrama. Warum bist du so emotional?«
    »Ich bin nicht emotional.« Die Worte blieben Eve fast im Hals stecken und sie zwinkerte ein paar Mal mit den Augen, um dieTränen zurückzuhalten. Wieso gab es niemanden, der sie auch nur ansatzweise verstehen wollte?
    »Ich glaube, du brauchst einfach eine gehörige Portion Stadt. Warum kommst du dieses Wochenende nicht her? Dann gehen wir shoppen und setzen uns draußen ins Café.«
    »Oh ja, gerne!«
    »Prima, ich frag Maike, ob sie auch kann. Wir waren gestern shoppen und sie kennt wirklich total nette Läden. Unglaublich, was man da alles findet.«
    »Oh.«
    Eileen schnatterte munter weiter, aber Eve hörte gar nicht mehr zu. Begriff Eileen nicht, dass sie sie lieber nicht teilen mochte, die seltenen Male, die sie sich noch sahen? Sie hätte so gern, dass alles wieder war wie früher, sie

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