Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Bergen
Vom Netzwerk:
richtig die Sonne. Vielleicht konnte sie heute kurz entwischen, um etwas davon zu haben? Zwar alleine, aber immerhin. Beim Frühstück versuchte sie es. Es war besonders still, weil die Zwillinge schon in aller Frühe zu ihrem Naturkurs gegangen waren.
    »Das sollten wir öfter machen«, murmelte Papa, während er sich ein zweites Croissant auf den Teller legte. »Ohne diese Quasselstrippen am Tisch kann man wenigstens mal in Ruhe essen.« Eve bestrich ihr Brötchen dick mit Butter und nickte zustimmend.
    »Was natürlich auch heißt, dass du heute die Einzige bist, die uns helfen kann«, fügte Papa hinzu.
    Eve seufzte. »Reicht ein halber Tag?«
    Ihre Eltern tauschten einen Blick. »Wir haben nur noch zwei Wochen Urlaub, bevor wir beide wieder arbeiten müssen. Dann wird es sowieso ruhiger.«
    Eve holte tief Luft, um zu protestieren, doch Papa kam ihr zuvor. »Ich habe auch eine kleine Wiedergutmachung.« Er zog zwei Karten aus seiner Jackentasche.
    Eve schaute sie sich überrascht an. »Ballett?« Sie konnte es kaum glauben.
    Papa nickte, Mama lachte. »Für heute Abend. Und du kannst Eileen mitnehmen, wenn du möchtest.«
    Mit einem Freudenschrei stürzte Eve zum Telefon.
    »Nein, nein, kein Problem. Viel Spaß heute Abend.«
    Eve knallte das Telefon auf den Tisch. »Sie hat sich schon verabredet. Ausgerechnet mit Maike.«
    Eve hatte die eingebildete blonde Maike nie gemocht. Eileen und sie hatten sich nicht umsonst versprochen niemals ein Wort mit ihr zu wechseln, was immer auch geschehen würde. Aber kaum drehte Eve ihr den Rücken zu, übernachtete Eileen schon bei ihr.
    Wütend stapelte sie das Geschirr auf der Spüle.
    »Immer mit der Ruhe.«
    Eve warf ihrem Vater einen finsteren Blick zu.
    »Bin schon weg.« Pfeifend verschwand ihr Vater nach oben. Eve blieb mit Mama zurück, die sie prüfend beobachtete, während sie die Brotkrumen in den Abfalleimer schüttete.
    »Kannst du nicht jemand anderen fragen?«, schlug Mama vor. Eve zuckte mit den Schultern. Jasper und Sanne waren noch in den Ferien. Ann vielleicht? Aber eigentlich hatte sie jetzt schon überhaupt keine Lust mehr auf Ballett.
    Genau in dem Moment klingelte es.
    Mama kletterte über einige Kisten und Kartons, die den Weg zur Haustür versperrten. »Ich komme!«
    »Hallo«, schallte eine vertraute Stimme durch den Flur. »Wir haben Eve gestern in der Theatergruppe kennengelernt. Sie erzählte,dass sie den Keller aufräumen muss und dass es so viel Arbeit ist. Vielleicht können wir ja helfen?«
    Eve stellte sich auf die Zehenspitzen und sah die blonden Locken von Philip. Und Lies, die ihr zuzwinkerte.
    »Aber gern!« Mama drehte sich strahlend um. »Eve, schau nur, wer da ist!«
    Helfen? Eve lächelte verkrampft. Bestimmt dachte Philip, er würde hier allerlei Schätze entdecken.
    »Sollen wir gleich anfangen?«, schlug er eifrig vor.
    Eve nickte wortlos und folgte den anderen Richtung Keller. Lies zog sie zur Seite und flüsterte schnell: »Philip ist nur neugierig auf das Haus. Aber ich komme wirklich wegen dir her.«
    Eve brummte etwas Undeutliches. Sie spürte, dass Lies sie immer noch anschaute, aber sie weigerte sich ihren Blick zu erwidern. Trotzdem konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie Philips fassungslosen Ausdruck im Gesicht sah. »Ich hab’s doch gesagt, es ist ein gigantischer Müllhaufen.«
    Auch Lies schien ein wenig geschockt zu sein. »Okay, Augen zu und durch«, sagte sie energisch, während sie die Gummihandschuhe nahm, die Eves Mutter ihr reichte.
    Drei Stunden später war Eve fix und fertig. Ihre Augen tränten und ihre Nase war voller Staub. Sie zwängte die Finger aus den klebrigen Gummihandschuhen. Vorsichtig fuhr sie sich durchs Haar und hielt ein paar Wollmäuse in der Hand. »Wie unglaublich dreckig dieses Haus ist!«
    Keiner widersprach ihr, denn die anderen sahen auch nicht viel besser aus. Philips Locken standen durch den Staub, der sich darin festgesetzt hatte, ganz aufrecht. Lies war an einer Holzkistehängen geblieben und hatte sich die Hose fast bis zum Knie aufgerissen. Und Mama wirkte mit dem Gesicht voll schwarzer Flecken und den ausgelatschten alten Schuhen gar nicht so wie sonst.
    Aber der Keller sah jetzt um einiges besser aus. Lies und Philip hatten sich mächtig ins Zeug gelegt, das musste sogar Eve zugeben. Und die Stimmung war auch viel entspannter und fröhlicher, als wenn sie mit Mama allein im Keller gesessen hätte. Vor allem Philips Vorschlag, ein Radio mit in den Keller zu nehmen,

Weitere Kostenlose Bücher