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Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Bergen
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getan. Jeden Abend wieder fragte ich ihn nach dem Grund, aber er antwortete nicht. Warum sollte ich es dann versuchen?

Lies klopfte laut an die Tür und drückte die Klinke sofort herunter. Belle saß heute nicht am Fenster, sondern mitten im Zimmer, das Gesicht der Tür zugewandt, auch wenn sie nicht aufschaute. Das Porträt lag in ihrem Schoß.
    Eve blieb einen Moment an der Türschwelle stehen und drehte den Blumenstrauß in ihren Händen.
    »Kommt rein.« Belle klang kurz angebunden, aber nicht unfreundlich.
    Eve und Lies setzten sich vorsichtig hin. Es roch nach alten Menschen, fand Eve. Sie versuchte den Geruch zu ignorieren, indem sie die Nase über den Blumenstrauß hielt, den sie noch immer in der Hand hatte.
    »Was möchtet ihr wissen?«
    »Sind Sie die Frau auf dem Schwarz-Weiß-Foto?« Lies kam gleich zur Sache.
    Belle nickte.
    »Und wer hat das Foto gemacht?«
    »Lukas.«
    »Wer ist Lukas?«, fragte Eve geduldig.
    Hierauf gab es keine Antwort in einem Satz. Die Mädchen sahen, wie die alte Frau nach den richtigen Worten suchte.
    »Kann ich meinen Ring noch mal sehen?«
    Verlegen zog Eve den Ring von ihrem Finger. Sie fühlte sich ein wenig habgierig, weil sie ihn noch immer trug. Belle hielt ihn eine ganze Weile fest, aber sie versuchte nicht den Ring über ihren Finger zu streifen. Es wäre auch nicht gegangen, sah Eve, denn Belles Finger waren ganz krumm vom Rheuma. Dann gab Belle ihr den Ring mit einer energischen Geste zurück.
    »Er gehört Ihnen«, wehrte Eve ab.
    »Er passt mir nicht mehr, dir schon. Also gehört er jetzt dir.«
    Zögernd nahm Eve den Ring an und schob ihn wieder über ihren Finger.
    »Ich werde beim Anfang beginnen.«
    Eve und Lies setzten sich auf die Stuhlkante.
    »Und was ist der Anfang?«, fragten beide gleichzeitig. Belle musste lächeln, ganz kurz.
    »Der Anfang ist Juuls Geburt, genauso wie sein Tod das Ende ist.«

Schweigend fuhren Eve und Lies nach Hause. Ganz langsam, weil sie beide Zeit brauchten, um alles zu verarbeiten, was sie gerade gehört hatten.
    Als sie fast am Ende von D E D IJK angekommen waren, hielt Eve plötzlich an. Sie warf ihr Rad ins Gras neben der Weide und schrie, so laut sie konnte. Lies stellte sich neben sie und machte mit. Sie erschraken vor dem Bauern, der auf seinem Trecker vorbeifuhr. Er schaute sie zwar verwundert an, sagte aber nichts und fuhr weiter.
    Befreit ließen sich die Mädchen ins Gras fallen. Eve pflückte ein Blättchen von einer Strandaster und kaute darauf herum. Lies machte es ihr nach.
    Es dauerte noch eine Weile, bis sie sich trauten das Schweigen zu brechen. Schließlich rollte sich Eve auf den Rücken, sodass sie Lies nicht anzusehen brauchte. »Hättest du das erwartet?«
    »Natürlich nicht. Wie kann man so etwas erwarten? Das kann sich doch kein Mensch ausdenken!«
    Eve schüttelte den Kopf, bis ihr einfiel, dass Lies das nicht sehen konnte. Sie setzte sich auf. »Nein, aber es passt alles zusammen.«
    »Was hättest du an ihrer Stelle getan?«
    »Ich glaube nicht, dass irgendjemand wissen kann, wie es ist, an ihrer Stelle zu sein.« Eve dachte an Jacob, sein verschmitztes Lächeln und seine sanften Hände. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihn aufgeben würde. Aber wer wusste, was sie tun würde, wenn einer ihrer Brüder durch ihre Schuld sterben würde? Eve wickelte sich einen Grashalm um den Finger. Sie zog ihn so fest, dass ihre Fingerspitze rot wurde und schmerzte. Fünf Sekunden hielt sie es aus, dann ließ sie los. Sie wollte es sich nicht einmal vorstellen.
    »Wer hätte gedacht, dass eine so tragische Geschichte mit unserem Haus verbunden ist!«
    »Es ist so traurig, ein Leben, das einfach angehalten wird.«
    Eve nickte, während sie das Blättchen herunterschluckte. Belle hatte vor langer Zeit auf die Stopp-Taste gedrückt und der Film ihres Lebens war einfach stehen geblieben.
    »Vielleicht können wir ihr helfen.« Lies setzte sich nun auch auf.
    »Wie meinst du das?«
    »Wir könnten Lukas suchen.«
    Eve runzelte die Stirn.
    »Stell dir vor, wir könnten sie nach all den Jahren wieder zusammenbringen. Das wäre doch großartig!«
    »Vielleicht wollen sie das gar nicht«, warf Eve vorsichtig ein.
    »Wir könnten im Telefonbuch nach allen Vincks suchen, die hier in der Gegend wohnen. Und dann bei ihnen vorbeischauen.«
    »Wer weiß, wie viele das sind.«
    »Der Name kommt nicht so oft vor.«
    »Und was sagen wir, wenn wir vor der Tür stehen?«
    Lies zögerte einen Moment. »Wir sagen, dass wir

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