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Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Bergen
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hatten. Aber es waren moderne Wohnungen gewesen, also war die Chance gering, dass Lukas dort lebte. Lies hatte sie mit einem Fragezeichen versehen.
    Die dritte Wohnung hatte vielversprechend ausgesehen, denn sie war alt und nicht mehr gut in Schuss gehalten. Aber dort wohnte eine Familie mit kleinen Kindern. Die Mädchen kamen eindeutig nicht gelegen, denn die junge Mutter hörte sich ihre Geschichte nicht mal ganz an. Sie nahm den Flyer und schlug ihnen fast die Tür vor der Nase zu. Eve und Lies hatten sich kurz angeschaut, während sie von drinnen ein Kind kreischen hörten. Dann hatten sie mit den Schultern gezuckt und sich wieder in den Regen gestürzt, auf zur nächsten Adresse.
    Dort hatte ein seltsamer alter Mann gewohnt. In seinem Hals befand sich ein Plastikröhrchen und er sprach ganz komisch, als müsse er ständig nach Luft schnappen. Sie hatten ihm von dem Theaterstück erzählt und zu ihrem Erstaunen hatte er gleich Karten kaufen wollen. Eve war froh, dass der Trick, seinen Namen zu erfahren, gleich funktionierte. Aber er hieß Ludo.
    Wie schade!, fand Eve, denn Ludo war nett. Er machte ihnen warme Milch, die sie beide nicht mochten, aber trotzdem runterwürgten. Und dabei zeigte er ihnen Fotos von seinem Sohn und seinen Enkelkindern, die in Amerika lebten. Weihnachten kamen sie zu Besuch, er freute sich jetzt schon darauf.
    Als sie wieder draußen waren, hatte Eve sich ein wenig besser gefühlt, aber gleichzeitig war sie auch betrübt gewesen. Sie hätte Ludo die Chance auf ein Happy End ebenso gegönnt wie Belle.
    Beim fünften Haus wussten sie sofort, dass sie hier keinen Erfolg haben würden. Es war supermodern und in einem kräftigen Gelb gestrichen. Die Haustür war nur über eine Treppe erreichbar, für die sich kein älterer Mensch jemals entscheiden würde. Dennoch klingelten sie. Ein etwa vierzehnjähriger Junge öffnete die Tür, unterbrach Lies’ Erklärungen jedoch schnell und sagte, er würde seinen Eltern den Flyer geben, aber jetzt wäre Fußball im Fernsehen.
    Nach einer Radfahrt von über zwanzig Minuten waren sie nun also am Anfang von D ORPKEN . Inzwischen wusste Eve, dass Lies’ Einschätzungen wie ›ganz in der Nähe‹ nicht immer zuverlässig waren.
    »Hallo!« Lies wedelte mit der Hand vor Eves Nase herum. »Bist du noch da? Das ist für heute die letzte Adresse, versprochen.Aber wenn wir schon mal da sind, können wir doch auch kurz klingeln, okay? Diesmal habe ich ein gutes Gefühl!«
    Eve nickte und zuckte gleichzeitig die Achseln. Ihr Gefühl hatte sich in der letzten Stunde merklich reduziert. Das Einzige, was sie wirklich noch fühlte, war die Sehnsucht nach einem warmen Bad, einem großen Teller Suppe und einem weichen Bett.
    Stattdessen stiegen sie wieder auf die Räder. »Es ist Nummer fünfzig, wahrscheinlich ungefähr am Ende der Straße!«, brüllte Lies. Eve nickte zum Zeichen, dass sie es gehört hatte, und fuhr wieder hinter Lies’ blauer Jacke her. Sie fluchte, als ihr Hosenbein beinahe in der Kette hängen blieb und sie nur knapp einem Betonpfeiler ausweichen konnte.
    Als Eve bei Lies angekommen war, hatte die ihr Rad schon abgeschlossen und stand am Zaun eines kleinen, hübschen roten Hauses. Es sah fast aus wie aus einem Märchen, fand Eve.
    Die Frau, die ihnen die Tür öffnete, passte perfekt zu diesem Haus. Sie roch nach Kaffee und Kuchen, hatte rote Apfelwangen und faltige Hände. Alles an ihr strahlte Wärme und Weichheit aus.
    Lies zauberte einen feuchten und zerknitterten Stapel Flyer hervor und erklärte ihr Anliegen. Eve konnte nur sehnsüchtig über die Schulter der Frau ins Haus starren. Dort war es warm und trocken. Unwiderstehlich. Sie spürte, wie ihre Füße Zentimeter für Zentimeter näher an die Frau und die Wärme rückten.
    Die Frau schien es auch zu merken, denn sie unterbrach Lies’ Redeschwall, indem sie beide am Ellbogen fasste und ins Haus zog.
    »Kommt doch kurz mit in die Küche, ihr seid ja völlig durchnässt!«
    Eve schaute schuldbewusst auf die Wasserpfütze, die sie auf dem Fußboden hinterließ, aber sie war viel zu froh darüber, endlich im Trockenen zu sein.
    »Setzt euch.«
    Eve sank erschöpft auf den nächstbesten Stuhl. Jetzt erst merkte sie so richtig, wie verkrampft ihre Zehen waren und wie kalt ihre Finger. Sogar ihr Bauch fühlte sich eisig an. Ihre Muskeln entspannten sich, während sie an dem Becher Suppe nippte, der ihr hingeschoben wurde. Behaglich machte sie es sich auf dem Stuhl gemütlich. Sie würde hier

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