Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Corrisande schon einmal geliebt, doch war dies die wahre Hochzeitsnacht gewesen.
Eine zweite Hand berührte Delacroix ’ Herz, genau neben der ersten, und er brauchte ein paar Sekunden, um sich daran zu erinnern, daß die linke Hand des Meisters seinen rechten Arm umklammerte.
Was immer ihn berührte, gehörte nicht zu McMullen.
Kapitel 62
Die Damen brauchten eine Weile, um sich fertig zu machen. Es war Nachmittag, bis sie schließlich alle Ihre Kammer verließen.
Sophie hatte sie über das kurze Gespräch mit der Wirtin informiert. Das Streitgespräch mit dem Wassermann hatte sie verschwiegen. Wozu es erwähnen? Die junge Frau würde ihn nicht abwehren können, wenn er kam, sie zu holen; und auch Sophie und Cérise konnten nichts dagegen unternehmen.
Cérise war ein wenig unleidlich. Sich ohne Zofe ankleiden und schön machen zu müssen war für sie eine neue Erfahrung, und obgleich sich die Damen gegenseitig geholfen hatten, war das Ergebnis nicht mit der Arbeit einer guten Hausangestellten zu vergleichen. Auch hatten sie die erzwungene Nähe als unangenehm empfunden.
„Ich habe arrangiert, daß der Sohn des Wirts uns nach Gössl rudern wird“, sagte Frau Treynstern. „Dann können wir einen Spaziergang zum nächsten See machen. Wenn Corrisande Recht behält, sollten wir die Andachtsstelle irgendwo unterwegs finden.“
„Wer weiß, ob es sie überhaupt gibt“, murmelte Cérise ungehalten und wandte sich an Corrisande. „Vielleicht haben Sie nur geträumt, meine Liebe, und die Frauenstimme gab es gar nicht?“
Corrisande weigerte sich, den Fehdehandschuh aufzunehmen, stocherte nur lustlos in ihrem Rührei und versuchte, den Eindruck zu erwecken, sie äße, während sie das in Wirklichkeit nicht tat.
„Corrisande“, mahnte Sophie. „Nun essen Sie schon. Sie brauchen die Stärkung.“
„Ich danke Ihnen für Ihre Fürsorglichkeit, aber ich habe keinen Appetit.“
„Das mag sein. Ihr Kind schon.“
Corrisande zwang sich, einige Gabeln Rührei hinunterzuschlucken, und knabberte lustlos an einer Scheibe Graubrot. Dann nahm sie einen Schluck Kräutertee. Sie verzog das Gesicht. Das Gebräu schmeckte unangenehm nach Medizin.
Die Wirtin kam in den Schankraum, in dem sie saßen, und gab ihnen einen großen Korb.
„Ihr Proviant“, sagte sie und kämpfte offenkundig mit dem für sie neuen Konzept. Die Idee, freiwillig eine Mahlzeit al fresco einzunehmen, zumal zu dieser fortgeschrittenen Jahreszeit, schien ihr nicht in den Sinn zu wollen. Sie ging kopfschüttelnd davon.
Die drei Damen bedankten sich und inspizierten den Inhalt.
„Brot, Wein, Käse, Wurst, Teller, Besteck und ein Korkenzieher. Oh, und Kerzen, eine Laterne und Zündhölzer. Sie hat an alles gedacht. Eigentlich sogar an zu viel“, murmelte Cérise. „Was denkt sie denn, wo wir hinwollen?“
„Offenbar denkt sie, wir könnten bis in die Abenddämmerung fortbleiben“, gab Sophie zurück. „Sehen Sie! Sogar eine Decke hat sie eingepackt. Sehr umsichtig.“
„Geradezu verdächtig umsichtig“, kritisierte Cérise. „Haben Sie ihr gesagt, wohin wir gehen?“
„Wie denn? Ich weiß doch selbst nicht, wohin wir gehen, außer zu einem Andachtsort für St. Margarete, St. Katharina und St. Barbara. Ich meine aber, daß sie eine Vorstellung hat, was wir planen. Unsere Fragen haben mehr über uns verraten, als wir wollten, und die morgendliche Abreise des Malers mit der Zofe hat ihr sicherlich auch zu denken gegeben.“
Die drei Frauen sahen einander an. Sie hatten den Schankraum jetzt für sich allein. Es war ein kleiner, dunkler Raum mit winzigen Fenstern, die über den See hinaussahen. Gleich hinter der Tür befand sich ein Ofen. Die Wände waren holzverkleidet, die Tische sauber geschrubbt, doch nicht mit Tischdecken oder anderem Schnickschnack versehen. In einer Ecke hing ein Kruzifix, dahinter ein Bündel Weidenzweige.
„Was bedeuten die Zweige?“ fragte Corrisande.
„Man schneidet sie im Frühling, und der Pfarrer segnet sie. Das ist hier so Brauch. Arpad sagte immer, die Hälfte der christlichen Traditionen in diesem Land seien älter als das Christentum. Ich wünschte, er hätte mir mehr erzählt.“ Sophie wandte sich an die Diva, die sie etwas säuerlich ansah. „Hat er Ihnen mehr gesagt?“
„Nein“, antwortete diese unwirsch und wandte den Blick ab. „Debatten über Religion stehen kaum auf unserem Programm. Wir haben ... andere Interessen.“
Sophie lächelte allzu verstehend.
„Vielleicht sollten wir
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