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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Scharfkantiger Stein blockierte den Weg. Irgend etwas, irgend jemand hatte den Zugang für Verfolger versperrt. Doch die Blockade war nicht so fest, wie sie sein sollte. Während er sie musterte, bewegte sich die Wand eine Stufe nach oben. Von der anderen Seite hörte er Kratzgeräusche, die in seiner eigenen frustrierten Wut einen Widerhall fanden.
    Er atmete vorsichtig aus.
    „Danke!“ sagte er zu niemand Bestimmtem. „Danke für die Chance.“
    Du hast eine Aufgabe, sagte eine Stimme in seinem Kopf. Es war eine Frauenstimme, weder jung noch alt.
    „Ich werde mein Bestes tun“, brummte er, drehte sich um und stieg wieder hoch zu McMullen, der immer noch hochrot im Gesicht war und nur fragend eine Braue hob.
    „Die Treppe endet in einer Felswand. Gleich dahinter ist es. Ich spüre es. Die Wand folgt uns die Treppe empor. Jemand schützt uns, damit wir eine Aufgabe erfüllen. Welche auch immer.“
    „Die Maschine zerstören?“ schlug McMullen vor.
    „Möglich. Doch im Moment kommen wir nicht an sie heran. Kommen Sie. Wir müssen wieder los. Ich kann Sie eine Weile tragen, wenn Sie nicht weiter können.“
    McMullen schüttelte den Kopf und streckte die Hände aus. Er ließ sich hochziehen und stand leicht schwankend da. Vorsichtig drehte er sich um und begann wieder hochzusteigen. Rennen stand außer Frage. Doch auch Treppensteigen war anstrengend. Ihre Muskeln brannten vor Überbelastung. Ihr Keuchen war das einzige, das man in der nächsten Zeit hörte.
    „Also, was wissen Sie über den Kerl?“ fragte der Magier nach einiger Zeit, schaffte es gerade, die Worte zwischen seinen stoßweisen Atemzügen hervorzupressen.
    „Sie wissen, daß mich diese gottverdammte Sekte als Kind einem Götzen opfern wollte. Das ist er.“
    McMullen nickte, sparte sich den Atem.
    „Name?“ fragte er nur.
    „Weiß nicht. Angeblich etwas aus Karthago. Mehr habe ich nie erfahren. Ich habe die Namen ihrer Götter nachgelesen, Baal, Tanit, Eshmoun und Melqart. Vielleicht einer von denen – vorausgesetzt, die Bruderschaft hatte mit ihrer Vermutung überhaupt recht. Vorausgesetzt, sie haben mir je die Wahrheit gesagt. Sie wissen, wie sie sind: eiskalte Opportunisten und Lügner, die Gott als Berechtigung für ihre Brutalität ansehen. Wenn man darüber nachdenkt, will man vom Glauben abfallen.“
    „... falsche Zeit ... dafür ...“, keuchte McMullen, und Delacroix grinste bitter.
    Sie eilten weiter. Nach weiteren endlosen Minuten taumelte McMullen, und Delacroix fing ihn. Er steckte sein Messer weg und wuchtete den Freund auf seine Schulter.
    „Wenn wir das hier überleben, machen Sie eine Diät!“ grollte er.
    Dann sprach er nicht mehr, konzentrierte sich aufs Steigen und Atmen. Aufwärts ging es, immer weiter, immer im Kreis die Wendeltreppe hoch, die nicht aussah, als nähme sie je ein Ende. Vielleicht hatte sie keins. Vielleicht war sie nicht Teil der Rettung, sondern der Qual. Vielleicht mußte er einfach nur aufgeben. Vielleicht war es seine eigene wütende Sturheit, die den Feind hinter ihnen herlockte.
    Seine Kniesehnen klagten bei jedem Schritt über die zusätzliche Belastung. Fast konnte er die Muskeln in seinen Beinen knirschen hören. Schmerz durchdrang ihn und flüsterte, er brauche eine Pause, nur eine kleine Pause.
    Er stieg weiter.
    Seine Knie gaben ohne Vorwarnung nach, und es gelang ihm gerade noch, ihren Sturz abzufangen. Zwei zitternde Sekunden später saßen sie beide wieder auf der Treppe und sahen nach unten. Die Wand wuchs in ihr Blickfeld.
    Das war’s, dachte Delacroix. Doch er hatte nicht genug Ausdauer, seinen Gedanken auszusprechen. Er sah nur seinen Gefährten an, dessen Braue sich beredt hob.
    Einige Momente lang rangen sie nur nach Atem. Delacroix nahm sein Messer wieder zur Hand und richtete es sorgsam gegen sich selbst. Seine Aufgabe hatte er verstanden. Das mußte es sein. Nur das konnte die Frauenstimme gemeint haben.
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, starrte die Wand an, die langsam die nächste Stufe erklomm. Das Kratzen war eindeutig zu vernehmen. Es ätzte sich in seine Seele wie Fingernägel, die über eine Tafel kreischten. Der Klang hinterließ Narben im Fleisch seines Herzens. Er spürte sie und fühlte, wie es empört seinen Hals emporschlug.
    „Es war mir eine Ehre, an Ihrer Seite zu kämpfen“, sagte er mit frostiger Ruhe. Er sah seinen Freund nicht an. „Wenn Sie es hier herausschaffen, bitte ich Sie, Corrisande zu meinem Vater zu bringen. Sagen Sie ihr

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