Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
schließlich gut durchgeschüttelt im Lager Mndindini an.
2
Laurel stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Endlich würde es losgehen! Nach der holprigen Fahrt stellte sie ihren Mietwagen auf dem Parkplatz im Schatten ab, hob den schweren Rucksack heraus und setzte ihn sich auf den Rücken. Ihre Baseballkappe behielt sie zunächst in der Hand, da sich die Sonneneinstrahlung unter den Bäumen noch in Grenzen hielt. Nach und nach versammelten sich alle Teilnehmer vor den Autos und Laurel blickte sich suchend um. Wo war, verdammt noch mal, der Ranger?
Nachdem er auch nach längerem Warten nicht aufgetaucht war, ließ sie sich zusammen mit den anderen Teilnehmern im Schatten einer kleinen, halb offenen Rundhütte nieder. Die Wände bestanden aus Flechtwerk, das Dach war strohbedeckt und bot ein wenig Schutz vor den Sonnenstrahlen. Auch unter dem Dach war es heiß und stickig, aber immer noch besser, als einen Sonnenbrand zu bekommen. Laurel musste zugeben, dass die Aussicht auf den kleinen Fluss wirklich schön war, und die Korbstühle in der Hütte wirkten einladend. Erleichtert stellte sie ihren Rucksack neben sich, legte sich die Baseballkappe auf den Schoß und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Wenn sie sich jetzt schon so erhitzt fühlte, dann wollte sie sich gar nicht erst ausmalen, wie es wäre, mit vollem Gepäck stundenlang durch die Wildnis zu laufen. Wäre sie nur eine Touristin, hätte sie sich bestimmt schon längst verabschiedet. Aber sie war beruflich hier und musste wohl oder übel an der Safari teilnehmen, um ihren Artikel zu schreiben.
In Gedanken versunken, bemerkte sie zunächst nicht, dass Rey sich neben ihr in den Sessel hatte fallen lassen. »Er kommt bestimmt bald.«
Verwirrt hob sie den Kopf. »Was?«
»Der Ranger. Er ist bestimmt bald da.«
»Hoffen wir es. Ich bin sicher nicht von Durban aus hierhergehetzt – und das ohne meinen morgendlichen Kaffee – und habe für eine zweitägige Wanderung bezahlt, um dann einen halben Tag lang nutzlos hier herumzusitzen und Däumchen zu drehen.«
Rey lächelte nur.
»Finden Sie das etwa lustig?«
Bei ihrem scharfen Ton zuckte Rey sichtbar zusammen. »Nein. Ich habe auch Besseres zu tun, als hier herumzusitzen. Aber was bringt es schon, mich darüber aufzuregen, wenn ich es eh nicht ändern kann?«
Insgeheim musste Laurel ihm recht geben, aber das würde sie ihm bestimmt nicht kundtun. Vielleicht sollte sie wirklich netter zu ihm sein, schließlich hatte er ihr nichts getan – abgesehen von dem Scherz mit der Hupe. Ihr war bewusst, dass sie sich ihm gegenüber ziemlich kühl und abweisend verhalten hatte, vielleicht sogar ein wenig arrogant. Doch das war nur ein Schutzmechanismus, da sie fürchtete, ihn zu nah an sich heranzulassen. Denn dann lief sie Gefahr, in seinen Bann gezogen zu werden. Es war besser, sich von ihm so fern wie möglich zu halten.
Sie ließ den Blick nun zu den anderen Teilnehmern der Tour schweifen und überlegte, wie sie diese in ihrem Bericht beschreiben konnte. Ein hochgewachsener, blonder Südafrikaner war in ein Gespräch mit einem offensichtlich amerikanischen Paar vertieft, das ein todschickes Safari-Outfit trug. Anscheinend hatten sie ihn zusätzlich als einheimischen Tourführer angeheuert. Wozu jemand bei einer geführten Tour noch einen eigenen Führer brauchte, war Laurel allerdings schleierhaft. Wahrscheinlich hatten sie einfach zu viel Geld. Die meiste Zeit redeten sie über die hiesige Vogelwelt. Der Südafrikaner hatte ein dickes, reichlich abgegriffenes Buch dabei, in welchem er dem Paar Vogelabbildungen zeigte. Von Zeit zu Zeit hoben sie ihre Ferngläser und starrten auf verschiedene Punkte in der Umgebung.
Laurel bemühte sich, ein Grinsen zu unterdrücken. Die mussten wirklich einen Vogel haben, wenn sie sich auf eine Safari begaben, um lediglich Vögel zu beobachten. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass auch Rey sich über sie amüsierte. Da ihn das ihr sympathischer machte, wandte sie sich rasch wieder ab und fuhr in ihrer Beobachtung der Gruppe fort.
Neben den Amerikanern saß ein Franzose, der sich an dem Vogelgespräch beteiligte. Er lebte offenbar seit einiger Zeit in Südafrika und besaß ein eigenes Tourenbüro. Blieb noch ein deutsches Paar, das sich, wahrscheinlich aufgrund fehlender Sprachkenntnisse, relativ zurückhielt. Von Zeit zu Zeit hoben sie lediglich ihre Ferngläser und betrachteten die Landschaft. Laurel konnte es ihnen nicht verdenken. Sie war froh, dass in Südafrika
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