Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
Viscount und stürmischer Freigeist, fürchtete sich vor ihrer Ablehnung.
Er kannte noch nicht die ganze Wahrheit. „Meine Mutter brannte mit Rodesson nach Gretna Green durch, aber sie heirateten dann doch nicht. Vielleicht weil sie beide wussten, dass die Tochter eines Earls, die sich nach Liebe sehnte, und ein wilder Künstler nicht zusammenpassten. Der Vater meiner Mutter, der Earl of Warren, enterbte sie natürlich, weil sie entehrt und schwanger war. Sie lebte in einem kleinen Dorf und erfand einen zur See fahrenden Ehemann namens Hamilton. Meine ganze Kindheit lang gab ich vor, die Tochter eines erfundenen Mannes zu sein, während mein Vater in London und Italien das wilde Leben eines Künstlers führte. Du magst schrullige Verwandte in die Ehe einbringen, aber ich bringe eine erdachte Vergangenheit mit, die sich ausschließlich auf Betrug gründet.“
Als hätte sie ihn wirklich gut unterhalten, stieß Dash ein natürlich klingendes, tiefes Lachen hervor. „Dann sind wir vielleicht füreinander bestimmt, Süße. Du bist nicht zufällig in Mrs. Masters Etablissement hineingestolpert. Wir müssen einfach heiraten, Verity.“ Seine Stimme war wie ein Streicheln und löste fast dieselben Gefühle in ihr aus wie seine Berührung. Wie konnten Worte allein ihr ein solches Vibrieren in der Brust bescheren?
Seine Finger strichen am Halsausschnitt ihres Kleides entlang und schlüpften unter den Stoff, um dann über die Haut ihrer Brüste zu gleiten. Das Gefühl, sich vom Boden zu lösen und aufzusteigen, kannte sie bereits. Sie hatte es im Ballon erlebt, mit den Sternen über sich und der Welt zu ihren Füßen.
„Wir haben es genossen, uns zu lieben“, murmelte er. „Einer der Gründe, eine Ehe einzugehen, ist es, ein Kind zu zeugen, und wir haben bereits bewiesen, dass wir das sehr gut können. Es kann noch mehr Nachwuchs geben. Wir werden es genießen. Und die Kinder werden dir Freude bereiten.“
Obwohl seine Hand sich soeben auf ihren Nacken legte und sie vor Verlangen unterdrückt wimmerte, stürzte sie abrupt wieder auf den harten Boden zurück, als würde der Ballonkorb mit einem Ruck auf der Erde aufsetzen. Sie wusste, was er mit seinen Worten sagen wollte. Kinder würden ihr die Liebe schenken, die er ihr nicht geben konnte.
Er schob die Hand in seine Jackentasche und zog einen kleinen Beutel hervor. „Obwohl es vielleicht nicht gerade sonderlich passend ist, habe ich vor, die Angelegenheit ordentlich zu erledigen.“
Bevor Maryanne auch nur blinzeln konnte, hatte er sich auf ein Knie herabgelassen. Dann schüttete er etwas aus dem Samtsäckchen in seine Hand. Etwas, in dem sich das Kerzenlicht spiegelte wie in geschliffenem Glas.
Er streckte die Hand aus und griff nach ihren Fingern. „Meine liebe Miss Hamilton, würden Sie mich zum glücklichsten Mann Englands machen?“
Es war kein Glas, natürlich nicht. Am wahrscheinlichsten war, dass es sich bei dem großen, klaren Stein um einen Diamanten handelte. Venetia besaß inzwischen solchen Schmuck, und Maryanne wurde einmal mehr klar, dass sie ein Produkt ihrer Herkunft und ihrer Kindheit auf dem Lande war. Eine echte Dame hätte sofort gedacht „Diamant“ und nicht „Glas“.
Doch auch Georgiana hätte so reagiert, was ihr wieder Mut machte.
„Himmel“, neckte sie ihn. „Du forderst mich auf, meine Meinung zu ändern, obwohl du schon den Ring aus der Tasche gezogen hast.“
Mit gerunzelter Stirn starrte er zu ihr herauf. Entsetzt stellte sie fest, dass er wahrscheinlich dachte, sie hätte ihre Bemerkung ernst gemeint. Er zog die Mundwinkel nach unten.
Sie fiel vor ihm auf die Knien und verhedderte sich dabei prompt in ihren Röcken. „Das war ein Scherz. Ein Spiel mit deinen Worten, die ja auch hätten heißen können, du würdest der glücklichste Mann Englands sein, wenn ich Nein sagte. Es tut mir so leid, dass ich es vermasselt habe.“
„Das hast du nicht, Liebste.“ Das Grübchen war plötzlich wieder da, und sein breites Grinsen ließ alle trüben Gedanken verschwinden. Während sie in seine dunklen Augen sah, rang sie mit sich. Seine Iris waren ebenso samtschwarz wie seine Pupillen. Umrahmt von dunklen Wimpern, fühlte sie sich wie hypnotisiert von seinen Augen.
Wenn sie den Ring nahm, würde sie die Verlobte dieses gut aussehenden, verführerischen … Fremden sein.
Er legte die Hand an ihre Wange, und das kühle Gold des Ringes berührte ihre Haut. Ein winziges Stück von ihrem Mund entfernt lächelte er; dann
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