Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
Komplott gegen ihn beteiligt. Oder etwa doch? Er konnte weder seinem Onkel noch seinem Cousin trauen, die zu seiner verdammten Familie gehörten. Warum sollte er also Maryanne trauen, der Fremden, die er im Begriff war zu heiraten?
„Wir müssen über diese Sache sprechen, Swansborough.“
„Ich habe dir die Einzelheiten bereits schriftlich mitgeteilt.“ Dash stöhnte. „Craven besitzt ein kleines Anwesen, auf dem berüchtigte Orgien stattfinden. Ich habe sie besucht, doch falls er dort irgendwo Damen angekettet hat und festhält, ist er verdammt gut darin, sie zu verstecken.“
„Und was ist mit deinem Onkel?“
„Er ist alt und krank und gezwungen, die meiste Zeit im Bett zu verbringen.“
„Aber immer noch in der Lage, Leute dafür zu bezahlen, seine Aufträge auszuführen.“
Dash blieb vor dem Kamin stehen. „Es ist gefährlich, Frauen gegen Bezahlung ermorden zu lassen. Das führt sehr leicht zu Erpressung.“
„Aber dein Onkel ist nicht richtig bei Verstand, nicht wahr?“
Diese wenigen Worte genügten, um in Dash die Erinnerung an seine entsetzliche Kindheit auferstehen zu lassen. Aber er weigerte sich, am Tag seiner Hochzeit ein Sklave von Angst, Zorn und Hass zu sein.
Obwohl er nicht einmal wusste, ob er seiner Braut trauen konnte.
„Nein, er ist nicht zurechnungsfähig“, stimmte Dash zu. „Und er ist bereit zu töten, um zu bekommen, was er will. Von Buckstead aus habe ich einige Männer beauftragt, sein Haus zu überwachen. Vertrauenswürdige Männer, ehemalige Soldaten, gründlich und sorgfältig. Ich trug ihnen auf, jeden im Haus meines Onkels zu beobachten, einschließlich meines Cousins Robert.“
„Hast du selber an der Überwachung teilgenommen?“
Zur Hölle, es war unmöglich, einem anderen Menschen die tief sitzende Angst einzugestehen, die ihn überkam, wenn er sich vorstellte, seinen Onkel wiederzusehen. Er war ein erwachsener Mann, kein ängstlicher Junge.
„Anne bat mich, es nicht zu tun“, erklärte er.
„Sie weiß, dass jemand versucht, dir Entführungen und Morde anzuhängen?“
„Natürlich nicht. Sie hat zufällig gehört, wie ich mit ihrem Mann darüber sprach, eventuell meinen Onkel zu besuchen.“
„Weiß Anne die Wahrheit über die Vergangenheit?“, erkundigte sich Sir William mit leiser Stimme.
„Sie weiß, dass mein Onkel versucht hat, mich zu töten, einmal hat sie ihn dabei gesehen.“ Der kühle, gleichgültige Ton, in dem Dash die Worte aussprach, verriet nicht, dass sich ihm bei der Erinnerung der Magen umdrehte. Als er später Anne, vor Angst zitternd, im Schatten kauernd fand, hatte er nicht gewusst, ob sein Onkel sie gesehen hatte. Zwei Wochen lang hatte er in furchtbarer Angst gelebt, denn ihm war klar gewesen, dass James Blackmore seine neunjährige Nichte töten würde, wenn er wusste, dass sie Zeugin seines Mordversuchs an Dash gewesen war, um auf diese Weise zu verhindern, dass sie ihn verriet.
Zur damaligen Zeit hatte Dash geglaubt, Anne habe nicht verstanden, was sie gesehen hatte. Was die Sache noch gefährlicher machte, denn eine unschuldige Bemerkung in Gegenwart ihres Onkels hätte sie das Leben gekostet.
Verzweifelt hatte er sich an Sophia gewandt, die ihm versicherte, sie würde Anne beschützen. Und sie nahm Anne in ihrem eigenen Haus auf, wo seine Schwester fortan gelebt hatte.
Er würde Sophia sein Leben lang dafür dankbar sein, dass sie Anne ein sicheres, liebevolles Heim geschenkt hatte.
„Lady Farthingale ist immer noch nicht wieder aufgetaucht“, erklärte Sir William. „Seit ihrer Entführung aus Vauxhall gibt es keine Spur von ihr.“
Dash rieb sich die Schläfen. Obwohl Lady F. seit drei Monaten verschwunden war, schien das niemanden sonderlich zu kümmern. Ihre Familie bestand nur aus den Kindern aus der ersten Ehe ihres verstorbenen Mannes, und denen schien es völlig egal zu sein, wo ihre Stiefmutter war. Ihr Verschwinden bedeutete für sie lediglich, dass Lady F. sie nicht um Geld bat.
„Dann ist sie wahrscheinlich noch am Leben“, stellte Dash hoffnungsvoll fest.
„Oder tief unter der Erde vergraben.“
Wieder krampfte sich Dashs Magen zusammen, doch er sah den Richter an und schüttelte den Kopf. „Ich bezweifle, dass es darum geht, mir die Schuld unterzuschieben.“
Er hatte einen Hinweis bekommen. Auf einen dunkelhaarigen Mann aus Cornwall, der mit einigen Prostituierten geflirtet und dabei einen Auftrag erwähnt hatte, bei dem für ihn Sex und eine fette Summe herausspringen würde. Einer
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