Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
ewig.
EPILOG
Die Tür öffnete sich, und ihre Zofe trat zur Seite. Im Spiegel beobachtete Maryanne, wie das Mädchen in einen unterwürfigen Knicks sank und dann zur Tür hastete, während Dash ins Zimmer schlenderte. Sie verstand, warum die Zofe sich bebend durch den Raum bewegte. Um Dashs Lippen spielte ein gefährliches Lächeln. Ein Lächeln, das mit Leichtigkeit ein Frauenherz brechen konnte.
„Hübsches Kleid“, stellte er fest. „Und jetzt zieh es aus.“
„Ich soll es ausziehen? Aber wir haben Gäste zum Abendessen. Hast du vergessen, dass heute Abend ein Ball stattfindet?“
„Erst der Sex, dann der Ball.“
„Sex? Wir können jetzt keinen Sex haben.“
„Ich bin erstens dein Ehemann und zweitens ein Viscount. Ich kann dir befehlen, Sex mit mir zu haben. Und nun kann ich deinen reizenden, bemerkenswerten, vollen Brüsten keine Sekunde länger widerstehen.“
Sie seufzte. Jetzt, da sie Charles stillte, waren ihre Brüste üppig, und Dash konnte die Finger nicht davon lassen, obwohl er sie mit größter Vorsicht behandeln musste. „Wir werden nach Muttermilch riechen“, protestierte sie. „Unsere Gäste werden es bemerken und …“
„Wir sind miteinander verheiratet. Wir haben ein Kind – einen wunderschönen, perfekten Sohn. Falls bei dir keine unbefleckte Empfängnis stattgefunden hat, was mich außen vor ließe, gehe ich davon aus, sie wissen alle, wie es dazu kam, dass du ein Kind zur Welt brachtest.“
Maryanne lachte hilflos auf, als Dash ein schwarzes Seidenband aus der Tasche zog.
„Was machst du da?“, fragte sie, als er hinter sie trat und den schwarzen Seidenstreifen vor ihre Augen hielt.
Er verband ihr die Augen, und als sie blinzelte, strichen ihre Wimpern an dem glatten, weichen Stoff entlang.
„Ich liebe dich“, murmelte er.
Sie verharrte bewegungslos. Diese schlichten Worte hatten die Macht, alles in ihr und um sie herum zum Stillstand zu bringen.
„Vertraust du mir?“, flüsterte er.
„Du weißt, dass ich dir vertraue.“ Sie hob die Hand und löste die Augenbinde. Zu ihrer Überraschung stand Dash einige Schritte entfernt und streckte ihr auf der Handfläche ein kleines Holzspielzeug entgegen. Es war ein Miniaturpferd mit geschnitzter Mähne und geschnitztem Schweif, in leuchtenden Farben bemalt und mit einem bezaubernden Lächeln um die Nüstern. Schüchtern erklärte Dash: „Das habe ich gemacht – für Charles.“
„Du hast es selber gemacht?“, vergewisserte sie sich erstaunt. „Du kannst ein ganzes Buch schreiben. Ich dachte, ein Viscount sollte in der Lage sein, ein Spielzeug zu schnitzen.“
„Es ist wunderschön, Dash. Charles wird es lieben.“ Bei dem Gedanken an Charles’ süßes zahnloses Lächeln, mit dem er nach dem neuen Spielzeug greifen würde, musste sie sich mit der schwarzen Seide eine Träne aus dem Augenwinkel wischen. „Du bist so ein guter Vater.“
Das war er tatsächlich. Er war bei der Geburt dabei gewesen und hatte ihr geholfen, ihren gemeinsamen Sohn zur Welt zu bringen. Er hatte ihre Hand gehalten, sie getröstet und beruhigt und ihr Kraft und Mut gegeben.
Als sie seine Hand gedrückt und auf Anweisung der Hebamme noch ein Mal gepresst hatte und dann noch einmal und immer wieder „noch ein Mal“, hatte sie gespürt, wie tief ihr Vertrauen zu Dash war.
„Ich weiß, Rodesson ist sehr stolz darauf, dass unser Kind seinen Namen trägt“, stellte Dash fest. Maryanne atmete zittrig ein und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. „Vielen Dank, Dash, dass du bereit warst, ihn
nach meinem Vater zu nennen.“
Er grinste. „Ich habe keine Angst vor einem kleinen Skandal, meine Liebste.“
„Dir ist klar, dass du noch eines von diesen kleinen Pferden schnitzen musst …“
Seine Brauen schossen erstaunt in die Höhe, und sie lief rasch zu ihm und nahm seine Hand. „Nein, nicht für mich! Noch nicht. Für Anne.“
„Anne?“ Er wippte nervös auf seinen Absätzen.
„Sie erwartet wieder ein Kind, Dash, das hat sie mir geschrieben. Inzwischen ist sie schon im sechsten Monat. Sie hat dir ihre Schwangerschaft bewusst verschwiegen. Mir hat sie erklärt, du würdest dich völlig unmöglich benehmen und alles bestimmen wollen, wenn du es erst einmal wüsstest, also sollte ich dir nichts erzählen.“ Maryanne lächelte ihn scheu an. „Aber sie wird böse mit mir sein müssen, weil ich vor dir einfach keine Geheimnisse haben kann.“
Stumm zog er sie in seine starken Arme.
„Ich bin sicher, dieses Mal wird alles
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