Samuel Carver 03 - Assassin
fragte sich, ob es anders sein w ü rde als sonst. Sie brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass er sich nicht zu ihr ins Bett legen wollte. Sie machte die Augen auf. Er stand vollst ä ndig bekleidet da und zog ein paar Geldscheine aus seiner Brieftasche.
» Das ist f ü r dich «, sagte er und legte das Geld auf den Nachttisch. » Zwanzigtausend Dirham. Ich muss jetzt gehen.«
Es dauerte ein oder zwei Sekunden, bis Lara verstand, was das bedeutete. Er wollte sie verlassen. Sie hatte irgendwie versagt. Er w ü rde sie Khat wiedergeben und sein Geld zur ü ckverlangen. Erschrocken setzte sie sich auf und zog die Bettdecke ü ber ihre Brust.
» Ich nicht gut? «, fragte sie. » Ich nicht gefallen? «
» Du warst sogar sehr gut «, sagte Carver. » Darum lasse ich dich frei.«
» Aber Khat, Mr Dey, wenn sie herausfinden –«
Carver legte zwei Finger auf ihre Lippen. » Schsch, keine Angst, sie werden dir keine Schwierigkeiten machen. Verstehst du? «
Lara verstand kein Wort. Sie wusste nur, welche Strafe auf Versagen stand, und die Tr ä nen str ö mten schon wieder. Carver nahm einen Hotelkugelschreiber vom Tisch und schrieb etwas auf einen Bogen Papier.
» H ö r zu «, sagte er. » Das ist wichtig. H ö rst du zu? «
Sie nickte ungl ü cklich.
» Gut. Das ist die Adresse eines Hauses, es hei ß t Haus der Freiheit. Das ist eine Zuflucht f ü r Frauen, die verkauft worden sind, also die jemand gezwungen hat, hierherzukommen und sich mit M ä nnern einzulassen. Es ist in Jumeirah, nicht weit von hier. Ich will, dass du dorthin gehst. In ein paar Tagen wird die Polizei kommen und mit dir sprechen. Du hast nichts zu bef ü rchten. Sie wollen nur h ö ren, ob du wirklich verkauft worden bist. Aber sag ihnen nichts von mir, klar? Das ist wichtig. Sag, dass du deinem Besitzer weggelaufen bist. Sag, dass du nach Hause willst. Sie werden dir helfen.«
Lara sah ihn zutiefst verzweifelt an. » Ich kann nicht nach Hause. Meine Familie wird sagen, dass ich ein schlimmes M ä dchen bin, eine Hure.«
» Hier «, sagte Carver und zog noch mehr Geld aus der Brieftasche. » Das sollte ihre Meinung ä ndern.«
Lara wischte sich die Tr ä nen aus den Augen und den Rotz von der Nase. Dann stellte sie die Frage, die sie besch ä ftigte, seit sie ihn im Nachtklub zum ersten Mal gesehen hatte. » Wer sind Sie? Warum … Sie tun das alles? «
» Das wird nicht verraten «, antwortete er l ä chelnd. » Aber du kannst mich Pablo nennen, wie alle meine Freunde.«
» Geh nicht weg, Pablo «, bat sie. » Bitte …«
» Es tut mir leid, ich muss arbeiten. Aber du kannst noch eine Weile hierbleiben, wenn du magst. Geh duschen. Lass dir etwas zu essen kommen. Mach dir keine Sorgen wegen der Rechnung. Aber bleib nicht l ä nger als eine Stunde. In einer Stunde gehst du, einverstanden? «
Lara nickte. » Eine Stunde h ö chstens.«
» Braves M ä dchen.«
Er ging zur T ü r, zog sie halb auf und hielt inne. » Auf Wiedersehen, Lara. Und viel Gl ü ck.«
Ehe sie » Auf Wiedersehen, Pablo « sagen konnte, war er fort. Im Lauf der n ä chsten Stunden bekam Tiger Dey heftige Bauchschmerzen. Sie waren das erste Symptom einer Rizinvergiftung. Die Dosis von einem Milligramm – ein Mehrfaches der t ö dlichen Menge – war in einem knapp zwei Millimeter gro ß en Dragee enthalten gewesen, das bei K ö rpertemperatur zerging, und das hatte in der Maraschinokirsche gesteckt, die ihm ein Auftragsm ö rder gegeben hatte, den er als Carver kannte.
Rizin bewirkt, dass sich Proteine aus den Zellen abspalten, sodass sie ihre Funktion nicht mehr erf ü llen k ö nnen. Es gibt kein Gegengift. Das Rizin wandelt sich im K ö rper rasch um, ohne R ü ckst ä nde zu hinterlassen. Die Vergiftung ist an den Symptomen erkennbar, die im Falle von Tiger Dey mit Erbrechen und blutigem Durchfall begannen. Innerhalb von zwei Tagen versagten bei ihm Nieren, Leber und Milz.
Sein halb legend ä rer Ruf, die Auseinandersetzungen in seinem Dunstkreis und die grausige Unausweichlichkeit seines Ablebens zogen jene breite Medienaufmerksamkeit nach sich, die Dubais Machthaber nicht sonderlich sch ä tzten. Vor dem Krankenhaus dr ä ngten sich Kameraleute und Reporter. Drinnen taten die Ä rzte ihr Bestes, um Deys Schmerzen zu lindern. Davon abgesehen konnten sie nichts f ü r ihn tun. Es gibt wenige angenehme Arten zu sterben, diese jedoch ist eine der schlimmsten.
Khat, der eigentlich Kajoshaj Bajrami hie ß , fand ein gn ä digeres Ende. Er bekam aus n ä
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