Samuel Carver 05 - Collapse
an Nowak vorbeidrängen. Als sie ihr erneut den Weg verstellen wollte, riss Alix das Knie hoch, trat kraftvoll mit ihrem spitzen Absatz gegen Nowaks rechtes Knie und brach ihr das Gelenk. Nowak schrie vor unerträglichen Schmerzen, und ihre Beine gaben nach. Ehe sie sich wehren konnte, trat Alix hinter sie, packte sie fest bei den Haaren und rammte sie mit dem Gesicht voran gegen die Kante des Waschtischs. Das Nasenbein knackte übelkeiterregend, als träte sie auf ein rohes Ei. Nowaks Nase war ein blutiger, rotziger Brei, als sie an der Waschbeckenfront herunterglitt und sich den Hinterkopf an den Bodenfliesen stieß.
Benommen lag sie da, versuchte aber gleich sich auf einen Ellbogen und das gesunde Knie zu drehen, um aufzustehen. Alix befahl sich, ungerührt zu bleiben und trainingsgemäßweiterzumachen. Das war notwendig und gerechtfertigt. Menschenleben waren in Gefahr, da durfte sie nicht zimperlich sein.
Sie wartete, bis Nowak das Bein im rechten Winkel gebeugt hatte, sodass das Knie ein ideales Ziel bot. Dann holte sie tief Luft und rammte erneut den Absatz in die weiche Seite des Gelenks. Ein gurgelnder Schrei kam aus Nowaks blutgefülltem Mund. Alix trat ihr mit der Schuhspitze gegen die Schläfe. Halb bewusstlos und kaum fähig zu atmen lag Nowak da.
Ein Auge auf Nowak gerichtet, die eine tödliche Gefahr darstellte, solange sie noch atmete und einen Puls hatte, trat Alix ihr die Schuhe von den Füßen und zog ihr die halterlosen Strümpfe aus. Sie nutzte Nowaks Benommenheit und schlang ihr einen Strumpf in Achterfiguren um die Handgelenke, zog die Enden stramm, bis sie ihr ins Fleisch schnitten, und machte einen Knoten. Das wiederholte sie bei den Fußgelenken. Nowak stöhnte vor Schmerzen, als Alix ihr die Beine geradezog.
Nowak war bewegungsunfähig. Jetzt brauchte Alix ein Werkzeug, um sie zum Reden zu bringen. Sie kramte in ihrer Handtasche. Eine Nagelfeile, mit der sie ihr unters Auge stechen konnte, würde schon genügen. Sie fand etwas Besseres: einen Parfümzerstäuber. Aber das war nur die eine Hälfte des Instruments. Nowaks Abendtäschchen lag auf dem Boden. Alix öffnete es. Wie erwartet steckten eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug darin. Alix nahm das Feuerzeug in die eine, den Parfümzerstäuber in die andere Hand und wandte sich ihrer zappelnden Gegnerin zu.
Sie setzte sich rittlings auf Nowaks Brust, drückte deren Oberarme mit den Knien auf den Boden und sah ihr in die Augen. Nowaks Blick war leer. Alix gab ihr ein paar Ohrfeigen, bis sie blinzelnd zu sich kam.
»Sieh her«, sagte Alix.
Sie drückte auf den Zerstäuber, sodass er über Nowaks Kopf hinwegsprühte, zündete das Feuerzeug an und führte die Flamme zur Parfümwolke. Sie fing Feuer. Alix legte das Feuerzug ab. Mit der freien Hand wischte sie Nowak die Haare aus der Stirn. Die zarte Geste war befremdlich angesichts ihres Zwecks. Alix senkte den Zerstäuber, bis die Flamme auf die freigelegte Stirn traf. Sie zwang sich, sie zwei Sekunden dort zu lassen, bis Nowak die Augen zukniff und schrill heulte.
Die Zeit verging. Die unbekannte Gefahr rückte näher. Alix beugte sich hinab und zischte Nowak ins Ohr: »Falls du noch überlegst: Ich bin nicht zu zart besaitet, um dir das Gesicht zu verbrennen. Die Nase kann man wieder richten … vielleicht. Aber Verbrennungen lassen sich schlecht wegmachen.«
Alix sah, wie Nowak ihre Kraft zusammennahm und ihr nuschelnd und schleppend antwortete. Es war so undeutlich, dass Alix überlegen musste, um die drei Worte zu verstehen. »Leck mich, Schlampe.«
»Ich hab’s eilig. Ich werde vor nichts zurückschrecken; würdest du bei mir auch nicht. Also sag schon: Was soll hier passieren? Wieso sind alle in Gefahr?«
Nowak verzog die Lippen zu einem verächtlichen Lächeln. Ihr roter Lippenstift verschwand in dem satteren Rot ihres Blutes. »Zu spät. Kannst es nicht mehr verhindern.«
Alix nahm das Feuerzeug, entzündete einen neuen Parfümstrahl und hielt die Flamme an Nowaks linke Wange, wartete volle fünf Sekunden, bis ihr der Gestank von verbrannter Haut in die Nase stieg. Es war so entsetzlich, dass sie sich fast nicht dazu überwinden konnte.
»Ich werde nicht aufhören«, sagte Alix mehr zu sich selbst. Sobald das ausgesprochen war, sah sie, wie bei Nowak der Ausdruck in den Augen wechselte und die Mundwinkel zu zuckenbegannen. Nowak spürte das erste Anzeichen von Schwäche bei Alix.
»Doch, das wirst du«, nuschelte sie.
»Dann friss das«, sagte Alix und fuhr ihr
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