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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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auch einer!«, rief der andere aus.
    »Hören Sie zu«, sagte Carver. »Sie stehen unter Beobachtung der Scharfschützen der Londoner Polizei. So weit klar?«
    Die Männer nickten.
    »Ich werde jetzt das Gebäude betreten. Entweder Sie versuchen mich aufzuhalten und werden erschossen. Oder Sie stellen sich vor die Wand, Beine auseinander, Hände flach an die Mauer, und rühren sich nicht, dann kriegen Sie keine Kugel ab. Was ist Ihnen lieber?«
    Die Männer drehten sich hastig zur Hauswand um. Carver ging die Stufen hinauf und zog die Pistole, erleichtert, weil er sie nicht hatte benutzen müssen. Wenn Zorn hier war, sollte er nicht durch einen Schuss gewarnt werden.

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    Alix rannte die Treppe hinauf zu dem Empfang. Sie hörte die Gäste lachen, und dann, als sie im ersten Stock ankam und nach links zum Saal hin abbog, setzte Applaus ein, der höflich begann und sich dann zu enormem enthusiastischem Jubel steigerte und von Trampeln begleitet wurde. Als Alix die Leinwände an den Saalenden sah, verstand sie warum. Malachi Zorn war im Begriff, vor seinen treuen Anhängern eine Rede zu halten, von denen jeder zu hören erwartete, wie viel reicher er seit Anfang der Woche geworden war.
    Sie wandte den Blick ab, und ohne auch nur einen Gedanken an Azarow zu verschwenden, schaute sie suchend über die Köpfe nach Carver. Es war sinnlos. In dem Gedränge würde sie ihn nie finden. Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, als ihr Celinas Worte – »viel zu spät« – im Ohr hallten. Nein, das durfte nicht sein. Ihn wiederzuhaben und gleich darauf erneut zu verlieren, das wäre mehr, als sie ertragen konnte. Sie drängte sich durch die Leute, ignorierte deren Empörung, wenn sie auf Zehen trat, und blickte sich nach allen Seiten um in der verzweifelten Hoffnung, ihn durch Zufall irgendwo zu entdecken.
    Oben auf dem Podium begann Zorn mit seiner Rede. »Ich danke Ihnen … vielen Dank … nein, wirklich, das genügt!« Der Scherz brach den Zauber, und das Gelächter verebbte zu erwartungsvoller Stille. »Ich schätze, Sie wollen hören, was Ihr Kapital macht, hm?«
    Das löste neues Gelächter und ein paar gut gelaunte Zurufe aus. »Allerdings wollen wir das!«
    Mort Lockheimer hatte seit dem Anschlag auf Rosconway tagelang Berechnungen angestellt, um herauszufinden, um wie viel sein Kapital schon gewachsen war. »Zeigen Sie mir das Geld!«, rief er.
    »Wie kommt es, dass du bei mir nie solche Begeisterung zeigst?«, fragte Charlene.
    »Ach, Liebling, wart’s nur ab!«, erwiderte er. Dann legte er den Kopf in den Nacken und schrie: »Geld! Geld!«
    Die Finger in den Ohren, sah Zorn wie gebannt zu, als Braddock die futuristische schwarze Waffe an die Schulter hob und an der Seite einen Knopf drückte. Es brummte ein paar Sekunden lang, während sie lud und schussbereit wurde. Dann zielte Braddock auf das erste Fenster, das direkt gegenüber dem Podium lag, wo Drinkwater zu sprechen begonnen hatte.
    Braddock sah die Welt nun durch den Ballistikcomputer seiner Waffe. In der Mitte des Suchers war ein kleines rotes Kreuz. Er richtete es auf das Fenster, drückte einen anderen Knopf und ließ den Computer die Entfernung berechnen und das Ergebnis an die Granate übermitteln, die jetzt im Lauf saß. Er erhöhte die Entfernung, damit das Geschoss drei Meter hinter dem Fenster explodierte. Dann drückte er ab. Und noch ehe der Knall verklungen war, schwenkte er den Lauf auf das nächste Fenster.
    Alix war klar, dass etwas durch eines der hohen Fenster an der Saalseite geflogen war. Die Luft selbst schien zu explodieren, als es über den Köpfen der Gäste knallte. Die Kronleuchter zersprangen und fielen herab. Die Glas- und Granatsplitter flogen nach allen Seiten und rissen im Explosionsradius die dicht gedrängt stehenden Leute auf.
    Alix kreischte vor Angst und Entsetzen. Etwas traf sie am Kopf. Ein Schmerz von ungekanntem Ausmaß durchfuhr sie, dann wurde ihr schwarz vor Augen.

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    Carver hörte einen Knall und begann sofort, die Sig Sauer in der Hand und mehrere Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinaufzurennen. Oben angekommen, lief er den Korridor entlang. Das war kein gewöhnliches Gewehr gewesen. Und nach der Richtung zu urteilen, aus der der Knall gekommen war, nämlich von der Westseite des Gebäudes, war auf die Goldsmiths’ Hall gefeuert worden. Da drinnen waren fünfhundert Menschen eingepfercht, aber ihn interessierte nur einer: Alix. Er betete, sie möge noch im Stau festsitzen. Oder das Sicherheitspersonal

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