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Samuel Koch - Zwei Leben

Samuel Koch - Zwei Leben

Titel: Samuel Koch - Zwei Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Fasel
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zu skaten: Treppen runterhüpfen, auf Geländern rumrutschen. Einmal stürzte ein Freund dabei böse auf den Hinterkopf. Wir brachten ihn in die Klinik, die Wunde musste genäht werden. Am gleichen Abend fuhren wir wieder zusammen zum Feiern. So ein paar Stiche am Hinterkopf konnten uns nicht schrecken!
Spannung, Spiel und Spaß
    Beachvolleyball, Rollertouren, Schwimmen im Baggersee, Saltos vom Fünf-Meter-Turm im Schwimmbad, Snowboardfahren in der nahen Schweiz – alles das gehörte für mich zu meinem sportlichen Leben dazu. Die Risiken kann man nicht verleugnen. Das wäre fahrlässig. Auch wenn man skifahren oder reiten geht, könnte etwas passieren. Wie heißt es doch so schön: Das Leben ist riskant und endet meistens tödlich!
    Es gibt aber durchaus Mittel und Wege, um die Risiken möglichst gering zu halten. Neue Elemente beim Turnen lernt man zum Beispiel Stück für Stück. Erst arbeitet man mit Trampolin, Longe, Hilfestellung und weich gepolsterten Matten. Später werden Matten und Hilfsmittel nach und nach reduziert, der Trainer zieht sich immer weiter zurück, bis der Turner sein Trainingselement fast im Schlaf beherrscht. Und dann denkt man gar nicht mehr darüber nach, dass verschiedene Turnteile auch lebensgefährlich sein könnten. So wie einem im Auto auf dem Weg zum Bäcker auch nicht immer voll bewusst ist, dass man gerade in einem potenziell lebensgefährlichen Objekt sitzt.
    Nur wenige Menschen wissen, dass es beim Turnen Übungen gibt, die tatsächlich ganz schnell den Tod bedeuten können. Man braucht nur beim Salto mit der Hand vom Knie abzurutschen, schon ist die Rotation gestört, man landet auf dem Kopf, und wenn man Pech hat, ist das Genick gebrochen. Es gibt im Turnsport andere Elemente, die verboten wurden, weil sich zu viele Leute dabei verletzt haben.
    Als Turner muss man auch Mut haben, sonst bringt man es nicht weit. Man muss seinem Körper bedingungslos vertrauen. Die Risiken sind einem zwar bewusst, aber man denkt nicht ständig darüber nach. Eher fragt man sich vielleicht: Klappt das auch alles? Turne ich diese Übung durch? Nur solange man sich die Sache auch zutraut, bleibt man sicher. Je älter man wird und je mehr schmerzhafte Erfahrungen man macht, desto stärker wird einem bewusst, was alles schiefgehen kann.
    Respekt hatte ich beim Turnen immer, aber nie Angst. Auch nicht bei den anderen Blödeleien, die ich so gemacht habe. Wirkliche Angst hatte ich eher davor, dass jemand anderem etwas passiert oder dass ich irgendwann vielleicht mal einen Arm oder ein Bein verlieren würde. Da konnte ich noch nicht ahnen, dass es viermal schlimmer kommen würde ...
Standbeine
    Der Zusammenhalt unserer Familie ist ein wichtiger Teil meines Lebens, der mir auch jetzt sehr weiterhilft. Der zweite sind meine Freunde, die mir schon immer sehr wichtig waren und es heute umso mehr sind. Und ein weiterer, auf einer ganz anderen Ebene, ist mein Glauben.
    Wie entsteht so etwas wie Glauben? Meine Eltern sind beide Christen. Aber sie haben uns den Glauben nie aufgedrängt. Stattdessen hatten sie für mich und meine Geschwister immer ein offenes Ohr, regten Diskussionen zu wichtigen Themen an, wir beteten zusammen und besuchten den Gottesdienst. Dabei blieben sie aber immer unaufdringlich. Das zeigt sich zum Beispiel auch daran, dass sie uns nicht als Kinder taufen ließen. Wir sollten später selbst die Entscheidung treffen dürfen, ob wir das möchten oder nicht.
    â€žEs hat keinen Zweck, jemanden vom Glauben überzeugen zu wollen“, sagt mein Vater auch heute noch. „Wenn Gott es will, findet der Mensch zu ihm.“
    Als Kind habe ich also sozusagen erst mal mit meinen Eltern „mitgeglaubt“. Ich mochte die Geschichten von den Helden aus der Bibel wie David, Daniel oder Simson. Auch das, was ich über Gott so mitbekam, gefiel mir. Die lange Leine meiner Eltern in Glaubensfragen ließ mir den nötigen Spielraum, um mir meinen eigenen Weg zu suchen. Ich bin sehr froh darüber, dass sie uns an ihren Gedanken teilhaben ließen, zum Selberdenken anregten und auch belehrten, aber nicht bekehrten.
Der Philosoph im Hochbett
    Als Kleinkind hatte ich ein traumatisches Erlebnis: Wir waren auf einer Hochzeit eingeladen gewesen, und meine Eltern hatten uns Kinder abends bei Freunden schlafen gelegt und waren dann noch mal zur Feier gegangen. In der Nacht wachten meine Schwestern

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