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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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los!“
    „Mal immer mit der Ruhe“, sagte ich.
    Micke griff nach seinem Schwert. „IMMER MIT DER RUHE!“
    „Er hat mich angefasst“, knurrte Micke, „ich muss meine Ehre
verteidigen.“
    „Ihr seid doch in derselben Truppe“, sagte ich. „Er darf dich
berühren, ohne dass du ihn töten musst.“
    „Du hast Glück gehabt, dass ich es nicht geschafft habe, mein Schwert
zu ziehen“, sagte Micke und sah Mats wütend an. Ein Schwert, das aus seiner
Scheide gezogen wurde, musste benutzt werden, das wussten wir alle.
    „Du hast Glück gehabt“, sagte Mats.
     
    Ich hatte die Truppe beisammen und wir waren auf dem Weg in den Wald,
als zwei Betreuerinnen auf uns zukamen.
    „Wohin wollt ihr?“, fragte die eine, ohne sich direkt an einen von uns
zu wenden. Ich ging einfach weiter.
    „Wir haben dich gefragt, wohin du willst, Tommy!“
    Ich blieb stehen, antwortete jedoch nicht.
    „Er heißt Kenny“, sagte Micke.
    Die eine Betreuerin lachte.
    „Ja, ja, also Kenny. Wohin
wollt ihr?“
    „Nur ein bisschen in den Wald.“
    „Ihr wollt doch wohl nicht abhauen?“, sagte die andere Betreuerin und
grinste auch. „Wir wollen Brennball spielen“, fuhr sie fort. „Ihr könnt jetzt
nicht weggehen. Ohne euch bekommen wir keine guten Mannschaften zusammen.“
    Wir sahen einander an. Das war natürlich ein Trick. Aber wir waren
tatsächlich die Besten. Wir besiegten jeden.
    Ein Stück entfernt auf dem Hof stand eine Gruppe Kinder. Sie schauten
in unsere Richtung.
    „Wir könnten euch verbieten, überhaupt in den Wald zu gehen“, sagte
die erste Betreuerin.
    Sie trug eine enge kurze Hose. An ihrem Oberschenkel ringelten sich
ein paar schwarze Härchen „Das haben Sie ja schon getan“, sagte ich.
    So war es oft. Wir wollten etwas unternehmen, dann kamen die
Betreuerinnen, und alle Pläne waren im Eimer. Man konnte kaum länger als eine
Stunde im Voraus planen, und trotzdem musste man planen.
     
    Sie hatten zwei Mannschaften gebildet. Meine Truppe war auf beide
Mannschaften verteilt, Mädchen und Jungen gemischt. Kerstin war in meiner
Mannschaft. Darüber freute ich mich. Sie war schnell und konnte gut werfen. In
der letzten Woche war sie in der gegnerischen Mannschaft gewesen und hatte
einige Bälle gefangen, die ich geschlagen hatte. Sie hatte sich etwas abseits
von den anderen aufgestellt und gewartet. Alle wussten, dass ich am weitesten
schlagen konnte, wenn ich richtig traf, aber nur sie hatte begriffen, wie weit ich
schlagen konnte.
    Klops war vor mir dran. Erst beim dritten Versuch schaffte er einen
Dreimeterball. Der Ball rollte langsam im Gras aus. Es war schwer, sich in
solchen Augenblicken Klops als Samurai vorzustellen. Aber er wollte lernen, und
er war ein treuer Diener.
    Das Wort Samurai kommt von dem japanischen Wort saburai, das „Diener“
bedeutet. Klops hatte das schon begriffen. Andere brauchten dafür ein ganzes
Leben. Wie lang oder kurz es nun für einen Samurai währen mochte. Und schon das
kurze Leben eines Samurai war ein sehr langes Leben für einen gewöhnlichen
Menschen.
    Ich war mit Schlagen an der Reihe. Kerstin stand ganz hinten bei der
ersten Ecke mit einigen anderen, die darauf warteten, endlich loszulaufen. Ich
warf den Ball und wartete, dass er den Wendepunkt erreichte und zu sinken
begann. Ich konzentrierte mich auf den Ball. Alles hing von der Konzentration
ab. Der Ball war in diesem Moment das Wichtigste im Leben. Er lag still in der
Luft und wartete, bis ich bestimmte, dass er sinken durfte. Mein Wille war
stärker als die Schwerkraft.
    Dann entschied ich, dass der Ball sinken durfte. Ich stand mit dem
Schlagholz bereit. Es war lang wie ein Holzschwert, ein Bokken. Ich hielt es
wie ein Samurai, bereit zum Kampf, mit beiden Händen und die Schwertklinge
erhoben.
    Aus den Augenwinkeln sah ich Kerstin und die anderen. Alle waren
bewegungslos, wie eben noch der Ball. Ich bestimmte auch über sie. Hier rührte
sich niemand, bevor ich es nicht wollte. Ich hob das Schwert, schwang es in
Richtung Ball, und das Schwert traf ihn am unteren Ende, genau dort, wo ich
ihn treffen wollte. Dadurch trieb ich ihn wieder hoch hinauf und er schraubte
sich immer noch höher. Bevor ich das Schwert gesenkt hatte, war der Ball so
hoch oben am Himmel verschwunden, dass man ihn nicht mehr sah, er war wie von
der Sonne verschluckt.
    Ich wusste, das war der beste Schlag meines Lebens. Nach einer ganzen
Weile erst ließ ich das Schwert fallen. Am Boden verwandelte es sich wieder in
einen Schläger.
    Dann

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