San Miguel: Roman (German Edition)
sie in jeder Entscheidung, die sie je getroffen hatte, bestätigten. Sie ging über den Hof, atmete voller Dankbarkeit tief ein und aus und nahm alles in sich auf.
Die Mädchen waren zuerst da – sie rannten die letzten hundert Meter, Marianne vorweg, weil sie die längeren Beine hatte –, und sie sah, dass sie auf etwas kauten, auf Kaugummi, wie sich herausstellte. Ihre Knie blitzten in der Sonne auf, ihr Haar, das sie für den Sommer kurzgeschnitten hatte, leuchtete blond, und dann waren sie da, tanzten begeistert quietschend und nach Luft schnappend um sie herum und riefen aufgeregt: »Was ist für uns dabei? Komm, sag’s uns!« Sie hob die Hand, bis sie sich etwas beruhigt hatten. »Ihr bleibt hier«, sagte sie dann. »Ihr müsst uns helfen, die Sachen ins Haus zu bringen. Und dann kümmern wir uns ums Abendessen. Und dann , wenn alles abgespült und aufgeräumt ist, dürft ihr eure Geschenke auspacken.«
Der nächste war Pomo. Als guter Hütehund hatte er die Flanke bewacht, aber jetzt rannte er über die Wiese und durch das Tor, scheuchte die Hühner auf und erschreckte den Ganter, der auf das Schuppendach flatterte und ein langes, geringschätziges Zischen ausstieß. Und dann kamen der Schlitten und Jimmie, der an seinen speckigen Strohhut tippte und ihr ein Lächeln schenkte, das eine neue Lücke offenbarte, wo einst Schneidezähne gewesen waren. Bob Brooks und die anderen waren erschöpft, das konnte sie sehen, und so begrüßte sie nur jeden mit Namen und führte sie in die Küche, damit sie die Rucksäcke absetzen und sie selbst und die Mädchen beginnen konnten, die Sachen wegzuräumen. Sie dachte an Herbie – das war für ihn immer der schönste Teil des Rituals der Vorratsergänzung, wenn er die Lebensmittel sichtete und alles penibel, wie er war, an den richtigen Platz stellte: die Dosen mit der Beschriftung nach vorn ins Regal, die Säcke mit Reis, Bohnen und Nudeln in die großen braunen Tontöpfe, das Gemüse in den Kühlraum und Kartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch in den Keller –, aber er hatte sich wohl von irgend etwas ablenken lassen und die Zeit vergessen, was in den letzten Wochen immer häufiger vorkam. Er würde jetzt wohl auf dem Rückweg sein, und wenn er sich ärgerte, dass er beim Auspacken nicht dagewesen war, konnte er ja später in die Speisekammer gehen und alles nach Herzenslust sortieren.
Bald saßen alle auf der Veranda, die Füße hochgelegt und Zigaretten im Mund, und ließen eine Rotwein- und eine Whiskeyflasche herumgehen. Um das schöne Wetter auszunutzen, servierte sie die fritierten Muscheln und das Brot im Freien. Bob Brooks hatte die neuesten Zeitungen mitgebracht – es stand nicht viel mehr darin als Kriegsnachrichten –, aber sie überflog nur die Schlagzeilen, denn erstens hatte sie alle Händevoll zu tun und zweitens sollte das hier eine Feier zu Betsys Versetzung in die vierte und Mariannes Versetzung in die siebte Klasse sein, und sie wollte sich den Tag nicht verderben. Sie und Herbie würden noch genug Zeit haben, jede Zeile zu lesen und wieder all das Leid zu beklagen, denn die Welt war wild und voller Konflikte, und Männer mussten Krieg führen, um ihr Dasein zu rechtfertigen.
Manny und Jesus, die beiden Scherer, die Bob mitgebracht hatte, priesen ihre scharfe Sauce, in die sie die fritierten Muscheln tunkten, bevor sie hineinbissen, wobei sie sich vorbeugten, damit die bereits mit tausend Flecken übersäten Verandadielen keinen weiteren Fleck bekamen. Jimmie wippte auf den Absätzen vor und zurück und erzählte Geschichten, die Navyjungs gaben ebenfalls welche zum besten, und Bob Brooks rührte mit einem Zweig, den er von einem verkümmerten Salbeibusch vor dem Hoftor abgebrochen hatte, in seinem Whiskey. »Interessanter Geschmack, Elise«, sagte er und grinste fröhlich. »Solltest du mal probieren.«
Alle fragten nach Herbie, und sie entschuldigte ihn, so gut es ging. »Er ist auf Patrouille«, sagte sie. »Ihr wisst schon, wegen der Japaner. Im Februar haben sie uns einen ordentlichen Schreck eingejagt.« Alle nickten, und obwohl sie das gerade hatte vermeiden wollen, wandte sich die Unterhaltung dem Krieg zu. Aber sie musste sich um das Essen kümmern, also ging sie hinein, nahm die Lammkeulen aus dem Ofen und ließ sie abkühlen, während sie die Kartoffeln stampfte und ein großes Stück Butter aus der neuen Lieferung hineinrührte.
Das Abendessen war ein Erfolg: Man unterhielt sich angeregt, die Gäste waren unkritisch und lobten die
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