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San Miguel: Roman (German Edition)

San Miguel: Roman (German Edition)

Titel: San Miguel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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hatte natürlich recht. Sie konnten jederzeit eine andere bekommen. Katzen waren so zahlreich wie die Reiskörner in den großen braunen Säcken, die man in den Fenstern der Lebensmittelläden in Chinatown sah.
    Anfang Dezember, als sie nach Santa Barbara gezogen waren, hatte sie einen Blutsturz gehabt und war zu schwach gewesen, um irgend etwas zu tun, aber Will und Edith hatten den Haushalt eingerichtet, das war ein Segen gewesen. Doch jetzt würde das alles wieder von vorn beginnen, an einem Ort, so wild und abgeschieden, dass er ebensogut auf der anderen Seite der Welt hätte liegen können. Das machte ihr Sorgen. Natürlich machte es ihr Sorgen. Aber es war auch eine Chance, und sie würde sie ergreifen, ganz gleich, wie Carrie Abbott oder sonst jemand darüber dachte. Sie hörte den dumpfen Klang von Schritten auf dem Deck über ihr. Unter den Bodenbrettern schwappte es – Bilgewasser nannten es die Seeleute. Alles roch nach Fäulnis.
    Sie waren jetzt seit vier Stunden auf See, und vier weitere Stunden lagen noch vor ihnen; das wusste sie, weil Will heruntergekommen war, um es ihr mitzuteilen. »Halt durch«, hatte er gesagt, »wir haben die Hälfte des Wegs hinter uns.« Leichter gesagt als getan. Tatsache war, dass ihr übel war, aber es war eine erklärliche und lediglich zeitweilige Übelkeit, und wenn Marantha sich auch schämte, weil sie sich in einen Blecheimer erbrochen hatte und es stank – ein ranziger, säuerlicher Geruch, der sie einhüllte wie schmutzige Kleidung –, so war das Ende doch absehbar. Will hatte sie und Edith ermahnt, nichts zu essen, doch sie hatte in der Nacht kein Auge zutun können und war, als das ganze Haus schlief, im Nachthemd in die Küche geschlichen, um sich an den übriggebliebenen Leckerbissen des verkürzten Neujahrsessen – Austernsuppe, Schinken und Löffelbisquit – gütlich zu tun, die ja doch nur weggeworfen werden würden. Jetzt, da das Schiff wild schaukelte und der Geruch des Meeres in die beengte Kajüte sickerte, bereute sie es erneut.
    Tief in sich selbst zurückgezogen versuchte sie, sich auf die gegenüberliegende Wand des Rumpfes oder wie man das nannte zu konzentrieren, als Ida rückwärts die Leiter, die zum Deck führte, heruntergeklettert kam und dabei grinste, als hätte sie eben den besten Witz der Welt gehört. »Oh, da draußen ist es herrlich, Ma’am, ein richtig schöner Wind.« Ihre Wangen waren gerötet, und das Haar unter der Haube hatte sich gelöst, so dass zerzauste schwarze Strähnen in einem windverwehten Wirbel auf ihrem Mantelkragen lagen. »Das sollten Sie sich wirklich ansehen.«
    Für einen Augenblick richtete dieser Gedanke sie auf – warum sollte sie nicht mal an Deck gehen und sich umsehen, schließlich war sie ja noch nicht tot, oder? –, doch als sie sich erheben wollte, schlingerte das Schiff, und sie sank schwerfällig zurück.
    Idas Gesicht verdüsterte sich. Jetzt erst bemerkte sie den Eimer und Maranthas verspannte Haltung. »Ist alles in Ordnung, Ma’am? Soll ich Ihnen eine Decke bringen?«
    »Nein«, hörte sie sich sagen, »mir geht’s gut.«
    »Was ist mit dem Eimer? Soll ich ihn ausleeren? Dann müssen Sie ihn nicht – «
    »Ja, das wäre nett.« Sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte bei dem Gedanken an das, was in dem Eimer war und was Ida damit würde tun müssen, draußen im Wind, wo der Bug die Wellen zerteilte und sich hob und senkte und wieder hob. »Aber wie geht es Edith?«
    »Stellen Sie sich vor: Sie steht gerade am Steuer, mit Captain Waters und dem Mann, dem das Schiff gehört, Captain Curner. Jeder, der will, darf mal ans Steuer. Ich auch. Vor fünf Minuten noch war ich dran.« Sie stieß ein kleines Lachen aus. »Haben Sie den Unterschied bemerkt?«
    Mit einemmal spürte Marantha, wie ihre Stimmung sich besserte. Ida konnte das bewirken: Für sie war jede Minute ihrer zweiundzwanzig Jahre auf dieser Erde ein wunderbares Abenteuer. Marantha merkte, dass sie lächelte. »Natürlich. Ich wusste, dass es eine Frau war – das Schiff war so viel ruhiger.« Beide sahen auf den Eimer. »Und als das passiert ist«, sagte Marantha und zeigte mit dem Finger, »stand bestimmt ein Mann am Ruder.«
    »Aber die See ist nicht halb so rauh, wie sie hier draußen sein kann oder um diese Jahreszeit normalerweise ist, sagt Captain Waters.«
    »Dann könnte es also noch schlimmer sein.«
    »Ja.«
    »Und dir macht das nichts aus?«
    »Nein«, sagte Ida und drehte eine kleine Pirouette, »überhaupt

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