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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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begangen hat“, kritisierte rotgesichtig der Graf von Foix. „Schlimme Fehler. Der gravierendste war, dass er jeden Ritter für sich allein hat kämpfen lassen.“
    „Wie bei einem Turnier!“, sprach einer der älteren Ritter aus Toulouse ins Leere.
    Bernard von Comminges, die dünnen, schulterlangen Haare verschwitzt, lief unruhig im Gemach auf und ab und rang die großen Hände. „Das ist unbestritten wahr. Die Kriegsführung war veraltet. Indes das Schlachtfeld gut gewählt. Und zahlenmäßig waren wir ums Dreifache überlegen.“
    „Aber gegen die Sarazenen war die Kriegskunst des Königs erfolgreich“, insistierte Balthus, der Kämmerer. Er lehnte an der Wand beim Kamin. „Es heißt, von den sechshunderttausend Muselmanen hätten nur sechshundert überlebt. Sechshundert!“
    „Das kann trotzdem nicht verglichen werden“, meinte der Comminges schroff. “Was gegen die Almohaden gelang, konnte in einer offenen Schlacht wie unserer nur schiefgehen!“
    „ Frères en Jhésu Crist , streitet nicht! Ich versichere euch, es lag am fehlenden Oberkommando“, beschwichtigte Raymond von Toulouse, die Lider rot vom fehlenden Schlaf und die Stirn gefurcht. „Ich habe immer vor einer Schlacht im offenen Gelände gewarnt. Hätte man bloß auf mich gehört. Aber nein, man hat mich einen Hasenfuß genannt, einen Zauderer, einen Feigling. Nun, zumindest in einem Punkt besteht Einigkeit zwischen uns: Okzitanien ringt noch immer mit dem Tod. Gelingt es uns nicht, den Heiligen Vater von den fortdauernden Grausamkeiten des Franzosenheers zu überzeugen, läutet für uns die Armesünderglocke. Dann ist die Angliederung des Südens an die Französische Krone nicht mehr aufzuhalten. Ich setzte dabei auf die Überzeugungskraft meines Sohnes. Verlasst euch drauf, Senhors, Ro ç ist jung und entschlossen genug, um nicht aufzugeben. Er zieht derzeit mit meiner Billigung auf geheimen Wegen durch die Proven ç e, um mit der Unterstützung unserer Verbündeten die Resisténcia aufzubauen, den Widerstand.“
    Raymond hatte nicht zuviel versprochen: Als Ro ç von Toulouse mit einer Woche Verspätung in Rom eintraf, staunte jeder wie stolz und selbstbewusst er daherkam.

    Rom. Glockengeläut und Hosiannarufe! Aus allen Gassen quillt das Volk und säumt die mit Palmzweigen ausgelegten Straßen. Mit Litaneien und Gebeten auf den Lippen haben sich Tausende von Bischöfen, Äbten, Priestern und Legaten - sowie Abgesandte von Kaisern, Königen und Fürsten - auf den Weg zur Basilika des Heiligen Erlösers gemacht. Schwere Mitren und Kronen, farbenprächtige Umhänge, purpur- und magentarote Gewänder, spitzenbesetzte Alben und Pallien. Allüberrall Samt und Seide, Pelz und Feh, Geglitzer und Gegleiß.
    Die Hauptrolle maßt sich an diesem Tag jedoch der kalte, störrische Novemberwind an, der seit Tagen Römern wie Fremden den Atem nimmt. Übermütig fährt er in die Gewänder, bauscht die Seiden auf, zerrt eifersüchtig an den mitgeführten Baldachinen, die schon gefährlich knarzen. Kruzifixe, Monstranzen und Standarten bringt er zum Schwanken. Fahnen, Banner, Wimpel zum Knattern, und die langschwänzigen Banderolen überschlagen und verknoten sich. Frech treibt er sogar einen grünen Kardinalshut vor sich her, dessen Träger vergessen hat, ihn mit der Kordel unter dem Kinn festzuzurren. An dem Besorgnis erregenden Gedränge und Geschiebe, bei dem der Bischof von Amalfi - seit Jahren am Stock gehend – niedergetrampelt wird und zu Tode kommt, trägt der Wind allerdings keine Schuld ...

    Auch Damian und Olivier staunten über das eitle Meer, das vor, neben und hinter ihnen psalmodierend und gefährlich schwankend durch die Straßen Roms wogte. Dass sie als einfache Tolosaner Knappen an dieser erlauchten Versammlung teilnehmen durften, zu der sogar, wie jemand beim Aufbruch erzählt hatte, die Patriarchen von Konstantinopel und Jerusalem gekommen waren, erfüllte selbst Olivier mit Stolz. Vom schrecklichen Tod des Bischofs von Amalfi vernahmen sie erst Tage später.
    Zu ihrem Leidwesen erfuhren sie in der Folge auch kaum etwas über die im Lateran gefassten Canones , denn bei den allgemeinen Beratungen und Entscheidungen waren Knappen, Hofgesind und niederes Volk selbstredend ausgeschlossen.
    Zwei Dekrete überwanden allerdings dennoch die dicken Mauern des Laterans. Zum einen Innozenz` Forderung, dass sich zukünftig die weltliche Macht der geistlichen unterzuordnen habe, zum anderen – und das interessierte Pagen, Knappen, Knechte und

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