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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Raymond weiß seit langem über uns Bescheid. Doch er hat unsere Liebe stillschweigend geduldet. Bis heute.“
    Sancha hielt inne. „Ich verstehe nicht … ?“
    „Nun, da gab es wohl einen Brief von deiner Schwester. Raymond hat mit mir nie darüber gesprochen, aber es stand in seinen Augen zu lesen, als ich seinerzeit nach Carcassonne ritt. Doch selbst wenn Toulouse den Sieg im Feld davongetragen hätte, wäre ich vielleicht für immer fortgegangen. Denn, ungeachtet wie es mit Okzitanien weitergeht, steht eines fest: Das Geschlecht der Raymonds braucht einen Erben. Dringender als je zuvor. Einen Erben, Sancha“, wiederholte er nachdrücklich, „keinen ... Bastard.“
    Sancha schluchzte auf. „So nimm mich mit. Ich will kein Kind von einem Ehemann, der ... der mich nicht einmal küssen mag!“
    Doch Miraval schüttelte den Kopf. „Roç ist noch jung an Jahren. Und heute ist für ihn und seinen Vater eine ganze Welt zusammengebrochen. Ihre Familie darf nicht auch noch zerstört werden. Der Junge braucht dich. Hab Geduld mit ihm.“
    „Du gehst also wirklich?“, flüsterte sie, die Augen bang und zugleich wie fiebrig.
    Miraval nickte. „ Ziehe, mein neues Liedlein“, sang er leise, „z iehe, bevor es regnet, windet oder friert ... “ Er fasste im Halbdunkel nach ihren Händen, die eiskalt waren, und hielt sie sich an seine Wangen. „ Meine Dame prüft mich “, sang er weiter, während auch ihm die Tränen aufstiegen, „ .sie will wissen, wie sehr ich sie liebe; und schon, um Ärger zu vermeiden, trage ich ihr Band. “ Dann beugte er sich über sie und küsste sie lange voller Zärtlichkeit. „Ich habe dein Band mit heller Freude getragen“, sagte er, als er sich von ihr löste, „aber nun ist es an der Zeit, es dir zurückzugeben.“
    „Verlass mich nicht, Liebster!“ Sanchas Stimme brach.
    „Ich muss. Aber ich gehe hocherhobenen Hauptes. Denn Raymond hat mich zum Abschied in seine Arme geschlossen und noch einmal Audiartz genannt. Verstehst du, Sancha? Audiartz! Es ist die höchste Auszeichnung. Es ist die Paratge ...“

DRITTER TEIL

    "Nach Rom wohl nie das Netzwerk ging,
    mit dem Sankt Peter Fische fing.
    Sein Netz wird dort missachtet.
    Römisches Netzwerk trachtet
    nach Silber, Golde, Burgen, Land.
    Dies war Sankt Peter unbekannt."

    Freidanks Bescheidenheit, 152,16

1.

    Newark Castle, zwei Jahre später ...

    „Hast du schon vernommen, dass wir England wieder verlassen?“, flüsterte Damian, als er beim ersten Morgenlicht den Kopf zur Waffenkammer hereinsteckte.
    Olivier unterbrach das Putzen seines Schwertes und hielt den zottig-grauen Hund fest. „Na endlich! Und wohin soll es gehen? Zurück nach Toulouse? Haben die Römischen schon wieder einen Krieg angezettelt?“
    „Nicht so laut! Alles ist noch geheim. Nein, wir reisen nach Rom. Dort findet im November ein Konzil statt, bei dem über die strittigen Fragen entschieden wird. Graf Roç will sein Erbe beim Heiligen Vater sicherstellen.“
    Olivier blies die Backen auf. „Er will Toulouse vom Papst zurückfordern?“
    „Ja. Rom hat zwar die Hand drauf, doch Montfort sieht die Grafschaft noch immer als sein Eigentum an. Er lässt nicht locker. Angeblich hat er sämtliche Wälle und Türme einreißen lassen, damit die Stadt nicht mehr verteidigt werden kann.“
    Olivier kratzte sich hinterm Ohr. „Ob er dabei das Tor gefunden hat?“
    Nun trat Damian endgültig ein und schloss die Tür hinter sich. Der Hund sah ihn vorwurfsvoll an, gähnte laut und legte sich vor Oliviers Füße.
    Damian, der die ganze Nacht Wache geschoben hatte, gähnte zurück. „Niemals hat er das!“
    „Wie kannst du dir so sicher sein?“
    „Setz deinen Verstand ein: Weshalb sollte mein gottgefälliger Großvater sein Versteck ausgerechnet in einer Stadt angelegt haben, die schon damals den zweifelhaften Ruf hatte, Ketzer zu schützen? Außerdem gibt es dort keine Myrrhenbäume.“
    „Hm ... Und wann geht die Reise los?“
    „Bald, sehr bald ...“ Aufgekratzt erklärte Damian dem Freund, dass man dieses Mal auf getrennten Wegen reise. Graf Roç plane, vor dem Konzil heimlich seine Ländereien aufzusuchen, und er, Damian, dürfe ihn dabei begleiten.
    „Heimlich? Im Kaufmannstuch? Wie damals, als er uns aus den Klauen der Templer befreit hat?“
    „Vermutlich. Und du wirst einige Wochen später mit Graf Raymond und seinem Gefolge direkt nach Rom segeln. Dort treffen wir dann wieder zusammen.“
    „Und wie kommt es, dass deine Augen plötzlich so

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